Anmerkungen
7 Erneut wählt die Autorin ein Bild aus dem militärischen Bereich; vgl.
De 3; 4, wo sie sich fast wortgleich ausdrückt.
8 Die starke Ausrichtung auf das Jenseits und damit verbunden der
Wunsch, vom irdischen Leben mit seinen Mängeln und Defiziten befreit zu werden,
entspricht damaliger Frömmigkeit; sie waren nicht zuletzt durch die weitgehende
Hilflosigkeit gegenüber Krankheiten und sonstigen Nöten bedingt. Ferner wurden sie
durch eine Glaubensverkündigung gefördert, die den Akzent einseitig auf die
ständige Gefährdung durch die Sünde legte, so dass das irdische Leben wie eine
einzige potentielle Fallgrube erscheinen musste. Wie H. Hatzfeld betont, ist
die Todessehnsucht deshalb „nicht typisch fur die Mystik ..., sondern [sie hängt] mit dem Geist der
Gegenreformation zusammen, der als Korrektur fur die extreme Diesseitigkeit der
Renaissance das kunftige Leben im Jenseits Entsprechende
Gedanken finden sich bei Teresa an vielen Stellen; siehe etwa V 6,9; 16,4;
17,1; 20,12f; 21,6; 29,8.10.12; 30,20; 33,8; 34,10; 40,3.20; CE 72,4; E 1,1; 3,3
; 11,3; 12,4; 6M 6,1; und die Gedichte „Ich leb’, nicht in mir lebend“ (Vivo sin
vivir en mi; P 1); „Liebesdialog“ (Coloquio
amoroso; P 9); „Seufzer in der Verbannung“ (Ayes
del destierro; P 10). Vgl. aber auch CE 32,1 und
vor allem 7M 3,6f, wo die Todessehnsucht der nüchternen Bereitschaft weicht,
Gott und den Menschen hier auf Erden zu dienen; etwas von ihrer diesbezüglichen
inneren Auseinandersetzung klingt auch an dieser Stelle an.
9 Ein Echo der damaligen Höllenpredigten, mit denen die
Angst vor ewiger Verdammnis geschürt wurde. Siehe auch V 3,5.6; 7,9.22; 19,2;
20,13; 21,5;27,1; 37,9; 38,9; 40,1.10; CE 27,1; 70,4; MC 2,1.18; usw. Für Teresa
ist allerdings nicht die Angst vor dem Gericht, sondern die Liebe zum
göttlichen Freund – und damit die Sorge, ihn zu verlieren – das ausschlaggebende
Motiv; siehe etwa auch MC 3 und vor allem 6M 9,7.
10 Dieser Einschub, den die Autorin am Rand ergänzt, dürfte
ein Widerhall von ihren Gesprächen mit dem führenden Theologen der
thomistischen (Neu)- scholastik des 16. Jahrhunderts, dem Dominikaner Domingo
Báñez, sein. Dieser wurde vor allem bekannt wegen seiner Gnadenlehre, mit der
er im sogenannten „Gnadenstreit“ (1582-1601) seinem Kontrahenten aus dem
Jesuitenorden Luis de Molina entgegentrat. Unter allgemeiner Gnadenhilfe wurde die göttliche Hilfe verstanden, die allen Gläubigen
kraft der Taufe zuteil wird und zur Erlangung der ewigen Seligkeit notwendig
ist, unter besonderer
Gnadenhilfe zusätzliche Hilfe, die Gott darüber
hinaus einzelnen Menschen in bestimmten Situationen gewährt; vgl. auch 5M 2,3
und V 14,6. – Gracián streicht auch diese Zwischenbemerkung Teresas, aber auch
in diesem Fall widerspricht ihm Ribera am Rand: „Das soll nicht gestrichen werden!“. Der erste Herausgeber der Werke Teresas, Fray Luis de
León, respektierte in der editio princeps nicht
nur den integralen Text Teresas, sondern er war es, der diesen Einschub in den
Textkörper einfügte.
(Teresa
von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke
Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan
OCD, Elisabeth Peeters OCD)
2. Harto gran
miseria es vivir en vida que siempre hemos de andar como los que tienen los
enemigos a la puerta, que ni pueden dormer ni comer sin armas, y siempre con
sobresalto si por alguna parte pueden desportillar esta fortaleza. ¡Oh Señor
mío y bien mío!, ¿cómo queréis que se desee vida tan miserable, que no es possible
dejar de querer y pedir nos saquéis de ella si no es con esperanza de perderla
por Vos o gastarla muy de veras en vuestro servicio, y sobre todo entender que
es vuestra voluntad? Si lo es, Dios mío, muramos con Vos, como dijo Santo
Tomás, que no es otra cosa sino morir muchas veces vivir sin Vos y con estos
temores de que puede ser posible perderos para siempre. Por eso digo, hijas,
que la bienaventuranza que hemos de pedir es estar ya en seguridad con los
bienaventurados; que con estos temores ¿qué contento puede tener quien todo su
contento es contentar a Dios? Y considerad que éste, y muy mayor, tenían
algunos santos que cayeron en graves pecados; y no tenemos seguro que nos dará
Dios la mano para salir de ellos y hacer la penitencia que ellos (entiéndese
del auxilio particular).
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