Samstag, 31. März 2012

S. Teresa: Die innere Burg – Castillo - 25

2.W.K.1.6. Ach, mein Herr, hier braucht es deine Hilfe, denn ohne sie kann man nichts tun! Lass es bei deiner Barmherzigkeit nicht zu, dass diese Seele sich überlisten lässt, um das Begonnene aufzugeben. Gib ihr Licht, damit sie sieht, wie ihr ganzes Wohl darin liegt, und sie sich von schlechter Gesellschaft fernhält; denn mit Menschen umzugehen, die sich damit abgeben,14 ist etwas ganz Großes; sich nicht nur denen anzuschließen, die sie in denselben Gemächern verweilen sieht, wo sie selbst ist, sondern auch denen, von denen sie erkennt, dass sie schon in die weiter innen gelegenen eingetreten sind, denn das wird ihr eine große Hilfe sein; mit ihnen darf sie regen Austausch haben, damit sie sie mitreißen. Immer aber soll sie auf der Hut sein, sich nicht besiegen zu lassen, denn wenn der Böse bei ihr eine große Entschlossenheit erlebt, lieber das Leben und die eigene Ruhe und alles, was er ihr anbietet, einzubüßen als wieder in den ersten Raum zurückzukehren, dann wird er sehr bald von ihr lassen. Sie soll mannhaft sein15 und nicht eine von denen, die sich auf den Bauch warfen, um zu trinken, als sie in die Schlacht zogen; ich erinnere mich nicht mehr, mit wem;16 vielmehr soll sie den Entschluss fassen, dass sie mit allen bösen Geistern im Kampf steht, und dass es keine besseren Waffen gibt, als die des Kreuzes.17

Anmerkungen
14 Vgl. V 34,16. – „damit“: mit dem Weg nach innen bzw. mit dem inneren Beten.
15 Vgl. CE 11,8 bzw. CV 7,8 und ferner V 22,15; Ct 451,9. Das bedeutet allerdings nicht, dass Teresa das Selbstbewusstsein als Frau abgegangen wäre und sie nach einer möglichst großen Angleichung an männliches Verhalten gestrebt hätte; siehe dazu ihre Äußerungen: „Glauben Sie mir, mit den Winkelzugen der Frauen kenne ich mich besser aus als Eure Paternitat!“ (Ct 92,2 von Mitte Okt. 1575 an Gracián). „Uber Ihre Aussage, Sie wurden sie schon durchschauen, sobald Sie sie sahen, habe ich mich kostlich amusiert. Wir Frauen sind nicht so leicht zu durchschauen!“ (Ct 135,7 vom 21. 10. 1576 an Ambrosio Mariano).
16 Gracián streicht diese Zwischenbemerkung, mit der Teresa ihre geringe Bibelfestigkeit zu erkennen gibt – als Frau hatte sie ja keinen unmittelbaren Zugang zur Hl. Schrift – und ergänzt statt dessen: „mit Gideon und den Richtern“; es ist in der Tat eine Anspielung auf Ri 7,5ff. In demselben Sinn schreibt auch Johannes vom Kreuz 1586 einer Karmelitin: „... Tochter, in der Leere und Trockenheit von allen Dingen muss Gott diejenigen erproben, die (starke) Soldaten sind, damit sie ihre Schlacht gewinnen; es sind diejenigen, die das Wasser aus der hohlen Hand zu trinken vermogen, ohne sich mit der Brust auf die Erde zu legen, wie die Soldaten Gideons, die mit trockenen Krugen und darin entzundeten Lichtern siegten“ (Ep 6).
17 Vgl. V 31,2; 25,19-22. Gemeint ist die Liebe zu dem, der am Kreuz hängt. Siehe CE 42,6 (CV 26,6) mit Anm.

(Teresa von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)


6. ¡Oh Señor mío!, aquí es menester vuestra ayuda, que sin ella no se puede hacer nada. Por vuestra misericordia no consintáis que esta alma sea engañada para dejar lo comenzado. Dadle luz para que vea cómo está en esto todo su bien, y para que se aparte de malas compañías; que grandísima cosa es tratar con los que tartan de esto; allegarse no sólo a los que viere en estos aposentos que él está, sino a los que entendiere que han entrado a los de más cerca; porque le será gran ayuda, y tanto los puede conversar, que le metan consigo. Siempre esté con aviso de no sedejar vencer; porque si el demonio le ve con una gran determinación de que antes perderá la vida y el descanso y todo lo que le ofrece que tornar a la pieza primera, muy más presto le dejará. Sea varón y no de los que se echaban a beber de bruces, cuando iban a la batalla, no me acuerdo con quién, sino que se determine que va a pelear con todos los demonios y que no hay mejores armas que las de la cruz.

Freitag, 30. März 2012

S. Teresa: Die innere Burg – Castillo - 24

2.W.K.1.5. Das sind Argumente, um die bösen Geister zu besiegen. Aber, du Herr, mein Gott,13 sobald man sich an diese nichtigen Dinge gewöhnt und erlebt, dass alle Welt sich damit abgibt, wird das Ganze verdorben, denn der Glaube ist so tot, dass wir uns lieber an das halten, was wir sehen, als an das, was er uns sagt. Und dabei erleben wir bei denen, die hinter den sichtbaren Dingen her sind, doch wirklich nur großes Unglück. Das aber hat dieses Giftzeug bewirkt, mit dem wir uns abgeben. Denn so wie bei einem, der von einer Viper gebissen wird, alles vergiftet wird und anschwillt, so ist es auch hier; wir sehen uns ja nicht vor. Da ist es klar, dass es zur Heilung vieler Kuren bedarf, und Gott uns große Gnade erweist, wenn wir nicht daran sterben. Hier macht die Seele wirklich große Nöte durch; besonders wenn der Böse erkennt, dass sie von ihrer Veranlagung und ihren Angewohnheiten her die Voraussetzung hätte, um gut voranzukommen, wird er die ganze Hölle aufbieten, um sie so weit zu bringen, dass sie wieder hinausgeht.

Anmerkungen
13 Ein gutes Beispiel für Teresas dialogischen Schreib- und Lebensstil: Wie mit ihren Adressatinnen, so steht sie auch ständig mit ihrem Hauptgesprächspartner Gott im Dialog, so dass die Abhandlung immer wieder unversehens zum Gebet wird; vgl. auch den Anfang des nächsten Absatzes.

(Teresa von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)


5. Razones son éstas para vencer los demonios. Mas ¡oh Señor y Dios mío! que la costumbre en las cosas de vanidad y el ver que todo el mundo trata de esto lo estraga todo. Porque está tan muerta la fe, que queremos más lo que vemos que lo que ella nos dice; y a la verdad, no vemos sino harta malaventura en los que se van tras estas cosas visibles. Mas eso han hecho estas cosas ponzoñosas que tratamos: que, como si a uno muerde una víbora se emponzoña todo y se hincha, así es acá; no nos guardamos; claro está que es menester muchas curas para sanar; y harta merced nos hace Dios, si no morimos de ello. Cierto, pasa el alma aquí grandes trabajos; en especial si entiende el demonio que tiene aparejo en su condición y costumbres para ir muy adelante, todo el infierno juntará para hacerle tornar a salir fuera.

Donnerstag, 29. März 2012

S. Teresa: Die innere Burg – Castillo - 23

2.W.K.1.4. O Jesus, was ist das doch für ein Trubel, den die bösen Geister hier veranstalten und welche Bedrängnisse für die arme Seele, die nicht weiß, ob sie weitergehen oder in den ersten Raum zurückkehren soll, da ihr andererseits die Vernunft vorhält, was für eine Täuschung es sei zu glauben, dass dies alles im Vergleich zu dem, was sie anstrebt, etwas wert sei. Der Glaube lehrt sie, was das ist, das ihr Erfüllung schenkt. Das Gedächtnis führt ihr vor Augen, wo all diese Dinge am Ende hinführen, indem es ihr den Tod derer vergegenwärtigt, die an diesen Dingen ihre große Freude fanden; dass sie erlebt habe, als sie einige Leute hat plötzlich sterben sehen, wie schnell diese von allen vergessen sind; wie sie einige, die sie als sehr wohlhabend gekannt hat, unter der Erde habe liegen sehen und sogar selbst schon öfter über ihr Grab hinweggeschritten sei; und dann zu sehen, dass es jetzt in jenem Leib von Würmern nur so wimmele – und noch viele weitere Dinge, die es ihr vor Augen führen mag.12 Der Wille neigt mit seiner Liebe dahin, wo er so unzählige Taten und Zeichen der Liebe erlebt hat, und möchte manches davon vergelten; insbesondere tritt ihm vor Augen, wie ihn dieser wahre Liebhaber nie im Stich lässt, ihm Begleiter ist und Leben und Sein gibt. Gleich kommt auch der Verstand dazu und macht ihm klar, dass er keinen besseren Freund gewinnen könnte, auch wenn er viele Jahre leben sollte, die ganze Welt aber voller Falschheit sei und jene Vergnügungen, die ihm der Böse vor Augen führt, voller Mühsal, Sorgen und Widersprüchen. Er sagt ihm, sich dessen sicher zu sein, dass er außerhalb dieser Burg weder Sicherheit noch Frieden finde, und aufhöre, in fremden Häusern herumzustreunen, wo sein eigenes so viele Wohltaten enthält, sofern er sich an ihm nur erfreuen will. Wen gibt es denn, der im eigenen Haus gleichsam alles findet, was er braucht, und der vor allem einen solchen Gastgeber hat, der ihn zum Herrn über alle Güter macht, wenn er nur selbst nicht wie der verlorene Sohn in die Irre gehen und Schweinefutter essen will (Lk 15,16)?

Anmerkungen
12 Die typischen Betrachtungen über die Vergänglichkeit alles Irdischen, wie sie im Zuge der mittelalterlichen Contemptus-mundi-Frömmigkeit in den Predigten und Betrachtungsbüchern der damaligen Zeit zu finden waren.

(Teresa von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)


4. ¡Oh Jesús, qué es la baraúnda que aquí ponen los demonios, y las aflicciones de la pobre alma, que no sabe si pasar adelante o tornar a la primera pieza! Porque la razón, por otra parte, le representa el engaño que es pensar que todo esto vale nada en comparación de lo que pretende; la fe la enseña cuáles lo que le cumple; la memoria le representa en lo que paran todas estas cosas, trayéndole presente la muerte de los que mucho gozaron estas cosas, que ha visto: cómo algunas ha visto súbitas, cuán presto son olvidados de todos, cómo ha visto a algunos que conoció en gran prosperidad pisar debajo de la tierra y aun pasado por la sepultura él muchas veces, y mirar que están en aquel cuerpo hirviendomuchos gusanos, y otras hartas cosas que le puede poner delante; la voluntad se inclina a amar adonde tan innumerable cosas y muestras ha visto de amor, y querría pagar alguna: en especial se le pone delante cómo nunca se quita de con él este verdadero amador, acompañándole, dándole vida y ser. Luego el entendimiento acude con darle a entender que no puede cobrar mejor amigo, aunque viva muchos años; que todo el mundo está lleno de falsedad, y estos contentos que le pone el demonio, de trabajos y cuidados y contradicciones; y le dice que esté cierto que fuera de este castillo no hallará seguridad ni paz; que se deje de andar por casas ajenas, pues la suya es tan llena de bienes, si la quiere gozar; que quién hay que halle todo lo que ha menester como en su casa, en especial teniendo tal huésped que le hará señor de todos los bienes, si él quiere no andar perdido, como el hijo pródigo, comiendo manjar de puercos.

Mittwoch, 28. März 2012

S. Teresa: Die innere Burg – Castillo - 22

2.W.K.1.3. Ich sage ja nicht, dass diese Stimmen und Rufe so sind wie die anderen, über die ich später noch sprechen werde,8 sondern sie machen sich vernehmbar durch Worte, die man von guten Leuten vernimmt, oder in Predigten oder durch das, was man in guten Büchern liest, und durch viele Dinge, von denen ihr gehört habt, dass Gott durch sie ruft, oder auch durch Krankheiten  und Schwierigkeiten, ferner durch eine Wahrheit, die eruns in den Augenblicken lehrt, in denen wir im inneren Beten verweilen; seien diese auch noch so nachlässig, wie ihr wollt, Gott schätzt sie hoch. Ihr aber, Schwestern, schätzt diese erste Gnade nicht gering und seid nicht untröstlich, auch wenn ihr dem Herrn nicht sofort antworten solltet. Seine Majestät versteht sehr wohl, viele Tage und sogar viele Jahre zu warten, besonders wenn er Ausdauer und den Wunsch nach Gutem bemerkt. Diese 9 braucht es hier am meisten, denn mit ihr versäumt man es nicht, viel zu gewinnen; doch der Kampf, den die bösen Geister hier auf tausenderlei Art und Weise10 anzetteln, ist schrecklich und für die Seele noch schmerzlicher als in der vorigen Wohnung. In dieser war sie nämlich taubstumm, zumindest hörte sie nur sehr wenig und leistete weniger Widerstand, wie jemand, der die Hoffnung auf den Sieg zum Teil schon aufgegeben hat. Hier aber ist der Verstand wacher und die Seelenvermögen sind zu mehr befähigt: Es prasselt Schläge und Geschützdonner mit solcher Wucht,11 dass die Seele sie nicht überhören kann. Denn hier geschieht es, dass die bösen Geister diese Schlangen von Welt vor Augen führen, und dass sie den Befriedigungen der Welt, also der Wertschätzung, die man in ihr genießt, den Freunden und Verwandten, der Gesundheit in Sachen Bußübung (denn immer überkommt einer Seele, die in diese Wohnung eintritt, das Verlangen, ein wenig Buße zu tun) und tausenderlei weiteren Hindernissen nahezu Ewigkeitswert zuschreiben.

Anmerkungen
8 Die innere Stimme Gottes, die man nicht in Form äußerlich hörbarer Worte, sondern als innere Gewissheit in der Tiefe der Seele vernimmt; siehe 6M 3 („innere Ansprachen“). Im Gegensatz dazu ist an dieser Stelle die Rede von Anregungen, die von außen an den Menschen herangetragen werden, sowie von äußeren Situationen, in denen sich der Mensch von Gott angesprochen weiß. Die Bandbreite der aufgezählten Möglichkeiten zeigt, dass es für Teresa kaum eine Situation gibt, die man nicht als Anruf Gottes verstehen könnte. Inneres Beten bedeutet für sie gerade, das ganze Leben als Dialog mit ihm verstehen zu lernen, gemäß ihrer Anweisung in CE 37,1 (CV 22,1), zu Beginn des inneren Betens darüber nachzudenken, mit wem man da spricht, und wer man selbst ist, der spricht.
9 Die Ausdauer.
10 Eine typisch barocke Übertreibung, die man nicht nur bei Teresa, sondern auch bei vielen ihrer Zeitgenossen (etwa auch bei Johannes vom Kreuz) immer wieder findet; vgl.: „tausend Anklagen“ (CE 1,5); „tausend Ehrenposten“ (CE 4,1); „tausend Meilen weit weg fliehen“ (CE 19,1); „tausend Geheimnisse“ (MC 1,2); „tausendfaches Unheil“ (MC 2,2); „tausend Stolpersteinchen“ (MC 2,3); „tausendmal umbringen“ (V 5,11); „tausend andere Dinge“ (V 7,12); „tausend Nichtigkeiten“ (V 7,17); und immer wieder: „tausendmal sterben“ bzw. „tausend Leben hergeben“ (CC 1,13; 60,4; 25,12; 33,5; CE/CV 1,2; CE 10,4 bzw. CV 6,9; F 1,7; V 15,12); usw.
11 Als Kind einer stark militarisierten, vom jahrhundertelangen Rückeroberungskampf gegen die Mauren (Reconquista) geprägten Gesellschaft liegt es für Teresa nahe, auf Bilder aus dem militärischen Bereich zurückzugreifen; siehe auch 3M 1,2; E 16,3; V 40,14; CE /CV 3,5; CE 29,3f.; usw.

(Teresa von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)


3. No digo que son estas voces y llamamientos como otras que dire después sino con palabras que oyen a gente buena o sermones o con lo que leen en buenos libros y cosas muchas que habéis oído, por donde llama Dios, o enfermedades, trabajos, y también con una verdad que enseña en aquellos ratos que estamos en la oración; sea cuan flojamente quisiereis, tiénelos Dios en mucho. Y vosotras, hermanas, no tengáis en poco esta primera merced ni os desconsoléis aunque no respondáis luego al Señor, que bien sabe Su Majestad aguardar muchos días y años, en especial cuando ve perseveranciay buenos deseos. Esta es lo más necesario aquí, porque con ella jamás se deja de ganar mucho. Mas es terrible la batería que aquí dan los demonios de mil maneras y con más pena del alma que aun en la pasada; porque acullá estaba muda y sorda, al menos oía muy poco y resistía menos, como quien tiene en parte perdida la esperanza de vencer; aquí está el entendimiento más vivo y las potencias más hábiles: andan los golpes y la artillería de manera que no lo puede el alma dejar de oír. Porque aquí es el representar los demonios estas culebras de las cosas del mundo y el hacer los contentos de él casi eternos, la estima en que está tenido en él, los amigos y parientes, la salud en las cosas de penitencia (que siempre comienza el alma que entra en esta morada a desear hacer alguna), y otras mil maneras de impedimentos.

Dienstag, 27. März 2012

S. Teresa: Die innere Burg – Castillo - 21

2.W.K.1.2. Es geht um diejenigen, die schon begonnen haben, inneres Beten zu halten, und begriffen haben, wie wichtig es für sie ist, nicht in den Ersten Wohnungen hängen zu bleiben, aber noch nicht die Entschlossenheit 5 aufbringen, um nicht doch noch sehr oft dort zu sein, da sie nicht von den Gelegenheiten 6 ablassen, was eine große Gefahr ist. Da bedeutet es schon viel Erbarmen, wenn sie sich ab und zu Mühe geben, den Schlangen und dem giftigen Zeug7 zu entfliehen, und einsehen, dass es gut ist, davon abzulassen. Diese stehen zum Teil unter viel stärkerem Druck als die ersten, wenn auch nicht in so großer Gefahr, da es bereits so aussieht, als würden sie die schon durchschauen, und es besteht große Hoffnung, dass sie weiter ins Innere vordringen werden. Ich sage, sie stehen unter stärkerem Druck, denn erstere sind wie Taube, die nichts hören und die daher ihre Not des Nicht-Sprechens besser ertragen, während solche, die hören, aber nicht sprechen können, das nicht ertragen, sondern es viel schwerer haben. Aber deshalb wünscht man sich trotzdem nicht mehr den Zustand derer, die nicht hören, denn schließlich ist es etwas Großartiges, zu verstehen, was man zu uns sagt. So vernehmen diese die Rufe, die der Herr an sie richtet, denn während sie immer näher dorthin kommen, wo Seine Majestät weilt, erweist er sich als sehr guter Mitbewohner, und seine Barmherzigkeit und Güte sind so groß – auch dann schon, wenn wir noch mit unseren Spielereien, Geschäften, Vergnügungen und weltlichen Schönfärbereien beschäftigt sind, ja selbst wenn wir in Sünden fallen und wieder aufstehen (diese Viecher sind nämlich so giftig und ihre Gesellschaft so gefährlich und lärmend, dass man es nur wie durch ein Wunder schafft, nicht über sie zu stolpern, um zu Fall zu kommen) –, dass dieser unser Herr es uns trotz allem sehr hoch anrechnet, wenn wir ihn mögen und seine Gesellschaft suchen; so versäumt er es nicht, uns das eine oder andere Mal zuzurufen, doch näher zu ihm zu kommen. Und es ist diese Stimme so sanft, dass sich die arme Seele auflöst, wenn sie nicht sofort tut, was sie ihr aufträgt; und daher bereitet ihr das, wie ich sage, mehr Not als ihn nicht zu hören.

Anmerkungen
5 Siehe pról 1 mit der dortigen Anm.
6 Siehe 1M 2,2 mit der dortigen Anm.
7 Vgl. 1M 2,14.

(Teresa von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)


2. Es de los que han ya comenzado a tener oración y entendido lo que les importa no se quedar en las primeras moradas, mas no tienen aún determinación para dejar muchas veces de estar en ella, porque no dejan las ocasiones, que es harto peligro. Mas harta misericordia es que algún rato procuren huir de las culebras y cosas emponzoñosas, y entender que es bien dejarlas. Estos, en parte, tienen harto más trabajo que los primeros, aunque no tanto peligro, porque ya parece los entienden, y hay gran esperanza de que entrarán más adentro. Digo que tienen más trabajo,porque los primeros son como mudos que no oyen, y así pasan mejor su trabajo de no hablar, lo que no pasarían, sino muy mayor, los que oyesen y no pudiesen hablar. Mas no por eso se desea más lo de los que no oyen, que en fin es gran cosa entender lo que nos dicen. Así éstos entienden los llamamientos que les hace el Señor; porque, como van entrando más cerca de donde está Su Majestad, es muy buen vecino, y tanta su misericordia y bondad, que aun estándonos en nuestros pasatiempos y negocios y contentos y baraterías del mundo, y aun cayendo y levantando en pecados (porque estas bestias son tan ponzoñosas y peligrosa su compañía y bulliciosas que por maravilla dejarán de tropezar en ellas para caer), con todo esto, tiene en tanto este Señor nuestro que le queramos y procuremos su compañía, que una vez u otra no nos deja de llamar para que nos acerquemos a El; y es esta voz tan dulce que se deshace la pobre alma en no hacer luego lo que le manda; y así -como digo- es más trabajo que no lo oír.

Montag, 26. März 2012

S. Teresa: Die innere Burg – Castillo - 20

ZWEITE WOHNUNGEN1

Darin gibt es ein Kapitel

Ein Kapitel, das davon handelt, wie wichtig die Ausdauer ist, um in die letzten Wohnungen zu gelangen, und vom gewaltigen Krieg, den der Böse am Anfang entfesselt, und wie viel daran liegt, gleich zu Beginn den Weg nicht zu verfehlen, um ans Ziel zu gelangen. Es gibt ein Mittel an, das sich als sehr wirksam erwiesen hat.

2.W.K.1.1. Jetzt wollen wir darauf zu sprechen kommen, was das für Seelen sind, die in die Zweiten Wohnungen eintreten, und was sie darin tun. Dazu möchte ich euch nur wenig sagen, weil ich an anderer Stelle bereits recht ausführlich darüber gesprochen habe;2 und ich käme unmöglich daran vorbei, vieles davon zu wiederholen, da ich mich an das, was ich damals gesagt habe, nicht mehr erinnere. Wenn ich es auf andere Weise aufzuwärmen vermöchte,3 so weiß ich schon, dass es euch nicht auf die Nerven ginge, da wir ja nie der Bücher überdrüssig werden, die davon handeln, obwohl es davon viele gibt.4

Anmerkungen
1 Sie stehen im Zeichen des Kampfes und des Durchhaltens: „Es geht um diejenigen, die schon begonnen haben, inneres Beten zu halten“ und „die Rufe vernehmen, die der Herr an sie richtet“ (2M 1,2). In 1,3-5 wird die Situation des Kampfes geschildert.
2 Siehe V 11-13; CE 33-50 bzw. CV 20-29.
3 Guisar, wörtlich: kochen. Mit ihrer praktischen Veranlagung wählt die Autorin einen Ausdruck aus der alltäglichen Lebenswelt ihrer Adressatinnen.
4 Anspielung auf die Werke von geistlichen Schriftstellern wie Bernardino de Laredo (1480-1540), Francisco de Osuna (ca. 1497-1542), Pedro de Alcántara (1499-1562), Luis de Granada (1504-1588) usw. Allerdings standen inzwischen viele geistliche Schriften in spanischer Sprache auf dem „Index verbotener Bucher“, den der Großinquisitor Fernando de Valdés am 17. August 1559 in Valladolid veröffentlicht hatte; vgl. Teresas ironische Anspielungen auf diesen Index in CE 35,4; 36,4; 73,4.

(Teresa von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)


MORADAS SEGUNDAS
CAPÍTULO ÚNICO
Que trata de lo mucho que importa la perseverancia para llegar a las postreras moradas, y la gran guerra que da el demonio, y cuánto conviene no errar el camino en el principio. Para acertar, da un medio que ha probado ser muy eficaz.

1. Ahora vengamos a hablar cuáles serán las almas que entran a las segundas moradas y qué hacen en ellas. Querría deciros poco, porque lo he dicho en otras partes bien largo, y será imposible dejar de tornar a decir otra vez mucho de ello, porque cosa no se me acuerda de lo dicho; que si lo supiera guisar de diferentes maneras, bien sé que no os enfadaríais, como nunca nos cansamos de los libros que tratan de esto, con ser muchos.

Sonntag, 25. März 2012

S. Teresa: Die innere Burg – Castillo - 19


1.W.K.2.18. Sie ist so wichtig, diese gegenseitige Liebe, dass ich mir wünschte, ihr würdet sie niemals vergessen. Denn vor lauter Herumlaufen, um bei den anderen ein paar winzige Kleinigkeiten festzustellen, die manchmal nicht einmal eine Unvollkommenheit sind, wir aber womöglich aus unzureichender Kenntnis schlecht auslegen, kann die Seele ihren Frieden verlieren und sogar noch die anderen in ihrem stören. Schaut, ob euch da die Vollkommenheit nicht teuer zu stehen kommt! Sogar der Priorin könnte der Böse diese Versuchung einflößen, und das wäre noch gefährlicher. Dazu bedarf es einer großen Unterscheidungsgabe; denn wenn es sich um Dinge handelte, die gegen die Regel und die Konstitutionen verstoßen, wäre es schon nötig, sie nicht jedesmal wohlwollend auszulegen, sondern sie darauf hinzuweisen und falls sie sich nicht bessern sollte, den Oberen. Das ist Nächstenliebe; und so auch mit den Schwestern, wenn es sich um etwas Schwerwiegendes handeln sollte. Einfach alles durchgehen zu lassen aus lauter Furcht, es könnte eine Versuchung sein, wäre erst recht eine Versuchung. Damit der Böse uns aber nicht in die Irre führt, muss man sehr darauf achten, darüber nicht miteinander zu sprechen (denn daraus kann der Böse großen Gewinn ziehen, und es kann sich die Gewohnheit des Herumschwätzens einbürgern), sondern nur mit jemandem, der es nützlich verwendet, wie ich gerade gesagt habe. Hier gibt es, Gott sei’s gerühmt, nicht viel Gelegenheit dazu, da man ständig Stillschweigen beobachtet; aber es ist gut, dass wir auf der Hut sind.

(Teresa von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)


18. Importa tanto este amor de unas con otras, que nunca querría que se os olvidase; porque de andar mirando en las otras unas naderías, que a las veces no será imperfección, sino, como sabemos poco, quizá lo echaremos a la peor parte, puede el alma perder la paz y aun inquietar la de las otras: mirad si costaría caro la perfección. También podría el demonio poner esta tentación con la priora, y sería más peligrosa. Para esto es menester mucha discreción; porque, si fuesen cosas que van contra la Regla yConstitución, es menester que no todas veces se eche a Buena parte, sino avisarla, y si no se enmendare, al prelado. Esto es caridad. Y también con las hermanas, si fuese alguna cosa grave; y dejarlo todo por miedo si es tentación, sería la misma tentación. Mas hase de advertir mucho (porque no nos engañe el demonio) no lo tratar una con otra, que de aquí puede sacar el demonio gran ganancia y comenzar costumbre de murmuración; sino con quien ha de aprovechar, como tengo dicho. Aquí, gloria a Dios, no hay tanto lugar, como se guarda tan continuo silencio; mas bien es que estemos sobre aviso.

Samstag, 24. März 2012

S. Teresa: Die innere Burg – Castillo - 18


1.W.K.2.17. Was der Böse hier bezweckt, ist nicht wenig, nämlich die Nächstenliebe und die gegenseitige Zuneigung abzukühlen, was ein großer Schaden wäre. Begreifen wir, meine Töchter, dass die wahre Vollkommenheit in der Gottes- und Nächstenliebe besteht, und dass wir um so vollkommener sind, mit je größerer Vollkommenheit wir diese beiden Gebote halten. Unsere ganze Regel 65 und Konstitutionen 66 dienen zu nichts anderem denn als Mittel, um dies mit um so größerer Vollkommenheit zu beobachten. Lassen wir also alle unbescheidenen Anwandlungen von Eifer, die uns großen Schaden zufügen können, beiseite; es achte jede auf sich. Da ich euch an anderer Stelle schon genügend darüber gesagt habe,67 will ich mich hier nicht weiter darüber verbreiten.
 
Anmerkungen
65 Sie meint die Karmelregel in der Fassung Innozenz’ IV. (1247); die ursprüngliche Fassung Alberts von Jerusalem (zwischen 1206 und 1214) hat sie nie kennen gelernt. Für den Text beider Fassungen siehe K.Waaijman, Der mystische Raum des Karmel.
66 Eine Art Ausführungsbestimmungen zur Ordensregel; den Text der auf Teresa selbst zurückgehenden Konstitutionen von 1567 siehe in: Teresa von Ávila, Gedanken zum Hohenlied, 402-436.
67 Siehe V 13,8-10; CE 6-7.9-11 bzw. CV 4-5.7

(Teresa von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)


17. Lo que aquí pretende el demonio no es poco, que es enfriar la caridad y el amor de unas con otras, que sería gran daño. Entendamos, hijas mías, que la perfección verdadera es amor de Dios y del prójimo, y mientras con más perfección guardáremos estos dos mandamientos, seremos más perfectas. Toda nuestra Regla y Constituciones no sirven de otra cosa sino de medios para guardar esto con más perfección. Dejémonos de celos indiscretos, que nos pueden hacer mucho daño. Cada una se mire a sí. Porque en otra parte os he dicho harto sobre esto, no me alargaré.

Freitag, 23. März 2012

S. Teresa: Die innere Burg – Castillo - 17


1.W.K.2.16. Ich habe euch schon einmal gesagt, dass er wie eine lautlose Feile 61 ist; wir müssen ihn daher gleich in den Anfängen durchschauen. Dazu will ich etwas sagen, um es euch verständlicher zu machen.
Da gibt er einer Schwester heftige 62 Anstürme nach Buße ein, so dass sie meint, nicht zur Ruhe zu kommen, außer indem sie sich ständig kasteit.63 Es ist eigentlich ein gutes Prinzip, doch wenn die Priorin angeordnet hat, ohne Erlaubnis keine Buße zu tun, er sie jedoch zur Meinung verführt, dass sie es bei etwas so Gutem wohl wagen darf, und sie sich insgeheim ihr Leben so einrichtet, dass sie allmählich ihre Gesundheit einbüßt und der Anordnung der Regel nicht mehr folgt, dann seht ihr, wo dieses Gute endet.
Einer anderen gibt er einen sehr großen Eifer nach Vollkommenheit64 ein, was sehr gut ist, doch könnte es dahin führen, dass ihr jedes winzige Versäumnis der Mitschwestern wie ein schwerer Verstoß und als etwas vorkommt, auf das man achten muss, ob sie welche begehen, um dann zur Priorin zu rennen. Und manchmal könnte es sogar sein, dass sie vor lauter Eifer für die Ordenszucht ihre eigenen Fehler nicht mehr sieht. Da die anderen aber ihr Inneres nicht durchschauen, jedoch diese Besorgtheit erleben, könnte es sein, dass sie das nicht so gut aufnehmen.

Anmerkungen
61 Vgl. CE 66,2 bzw. CV 38,2. Das Bild der lautlosen Feile, „die zuvor mit Blei stumpf gemacht und daher bei der Arbeit geräuscharm ist“ (Diccionario Real Academia Española), verwendet sie jedoch nur an dieser Stelle.
62 Diese Stelle ist eine crux für die Herausgeber, die für das schwer zu entziffernde Wort mehrere Lesarten vorgeschlagen haben (einige, lebhafte, heftige). Wir folgen der von J. V. Rodríguez vorgeschlagene Lesart der Obras Completas, Madrid 52002, 821.
63 Ironisch gemeinte Antithese. Der Leser beachte den humorvollen Ton dieses ganzes Absatzes, der viel Menschenkenntnis und Erfahrung im Zusammenleben verrät.
64 Perfección, siehe Anhang I. Hier spielt Teresa auf das falsch verstandene Vollkommenheitsideal derer an, die darunter moralische Fehlerlosigkeit und rigorose Beobachtung kleinster (und oft kleinlicher) Vorschriften (das zu ihrer Zeit und noch bis zum Zweiten Vatikanum weit verbreitete Pochen auf die „Observanz“) verstehen und entlarvt zugleich mit unüberhörbarer Ironie, zu welcher Selbstgerechtigkeit dieses Ideal führen kann. Dem stellt sie im folgenden Absatz ihr eigenes – biblisches –Vollkommenheitsideal gegenüber.

(Teresa von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)


16. Ya os dije otra vez que es como una lima sorda, que hemos menester entenderle a los principios. Quiero decir alguna cosa para dároslo mejor a entender.
Pone en una hermana unos ímpetus de penitencia, que le parece no tiene descanso sino cuando se está atormentando. Este principio bueno es; mas si la priora ha mandado que no hagan penitencia sin licencia, y le hace parecer que en cosa tan buena bien se puede atrever, y escondidamente se da tal vida que viene a perder la salud y no hacer lo que manda su Regla, ya veis en qué paró este bien. Pone a otra un celo de la perfección muy grande. Esto muy bueno es; mas podría venir de aquí que cualquier faltita de las hermanas le pareciese una gran quiebra, y un cuidado de mirar si las hacen, y acudir a la priora; y aun a las veces podría ser no ver las suyas por el gran celo que tiene de la religión. Como las otras no entienden lo interior y ven el cuidado, podría ser no lo tomar tan bien.

Donnerstag, 22. März 2012

S. Teresa: Die innere Burg – Castillo - 16


1.W.K.2.15. Nun also, was wäre wohl, Schwestern, wenn solche wie wir, die wir von diesen Hindernissen schon frei und schon viel tiefer in andere, geheimnisvolle Wohnungen der Burg eingetreten sind, wenn wir also durch eigene Schuld wieder in dieses Getümmel hinauszögen, wie es unserer Sünden wegen viele Leute geben dürfte, denen Gott schon Gnaden erwiesen hat, die sich aber dann durch eigene Schuld in dieses Elend stürzen? 56 Hier 57 sind wir äußerlich frei davon; gebe der Herr, dass wir es auch innerlich sind und er uns frei mache! Hütet euch, meine Töchter, vor Sorgen, die euch nichts angehen. Schaut, es gibt in dieser Burg nur wenige Wohnungen, in denen die bösen Geister vom Kämpfen absehen.58 Es stimmt zwar, dass in einigen die Wächter bereits die Kraft haben, um zu kämpfen, was die Seelenvermögen sind, wie ich, glaube ich, schon gesagt habe,59 doch ist es unbedingt notwendig, nicht nachlässig zu sein, um die Tücken des Bösen zu durchschauen, damit er sich nicht zum Engel des Lichts macht und uns überlistet.60 Es gibt nämlich eine Menge Dinge, mit denen er uns Schaden zufügen kann, indem er sich still und heimlich einschleicht, während wir es nicht merken, bis er es geschafft hat.

Anmerkungen
56 Teresa setzt sich also nicht von den anderen Menschen ab, sondern meint, dass es unserer Sünden wegen viele Leute gibt, die wieder zurückfielen.
57 Im Kloster, wo man zumindest äußerlich dem Besitzstreben, Prestigedenken usw. abgesagt hat. Vgl. aber CE 64,1-3, wo Teresa in drastischen Worten die Einstellung vieler Ordensleute anprangert, die sich innerlich keineswegs davon freigemacht haben. Vgl. auch V 21,9; MC 2,26.
58 Böse Geister (demonios) siehe Anhang I (Stichwort: der Böse). Der Böse ist „die Finsternis selbst“ (1M 2,1); „furchtbar sind seine Listen und Kunstgriffe“ (1M 2,11); er bekriegt die Seele immer (1M 12,1.15). Das zeigt sich besonders in den mystischen Wohnungen. Es sagte ihr „ein großer Gelehrter, dass der Böse ein guter Maler sei“ (6M 9,13), und „er kann den Geist des Lichts sehr wohl nachmachen“ (6M 3,16). Und obwohl „sich im Fall einer echten Gotteinung noch nicht einmal der Böse hineinschleichen noch irgendwelchen Schaden anrichten kann“ (5M 1,5) und er in 6M „nicht viel Spielraum hat“ (10,8), „gibt es in dieser Burg nur wenige Wohnungen, in denen die bösen Geister vom Kämpfen absehen“ (1M 2,15). Deshalb befinden sich in den mystischen Wohnungen die stärksten Aufrufe zur Wachsamkeit: „Er bringt sie zur Einsicht, von Gott verworfen zu sein“ (6M 1,9), er bekämpft sie, weil er „eine große Menge verliert“ (5M 4,6), er bringt „eingebildete Tugenden“ (5M 3,9) und „Spitzfindigkeiten“ hervor (5M 4,8; 6M 3,16), doch „kann er die Auswirkungen [der echten mystischen Gnaden] nicht nachmachen“ (6M 3,16); wenn es vom Bösen kommt, „wäre genau das Gegenteil der Fall“ (6M 8,4); in den imaginativen Visionen „kann er es ihr wohl vorgaukeln, aber nicht mit jener Wahrhaftigkeit und Majestät und solchen Auswirkungen“ (6M 9,10); er kann „niemals einen so köstlichen Schmerz wie [den von Gott geschenkten]“ zufügen, „denn sein ganzes Vermögen erstreckt sich auf die Außenbezirke“ (6M 2,6).
59 Siehe 1M 2,4.12.
60 Eine Anspielung auf 2 Kor 11,14. Vgl. auch 5M 1,1; V 14,8; CE 66,2 bzw. CV 38,2.

(Teresa von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)


15. Pues ¿qué sería, hijas, si a las que ya están libres de estos tropiezos como nosotras y hemos ya entrado muy más dentro a otras moradas secretas del castillo, si por nuestra culpa tornásemos a salir a estas baraúndas, como por nuestros pecados debe haber muchas personas, que las ha hecho Dios mercedes y por su culpa las echan a esta miseria? Acá libres estamos en lo exterior; en lo interior plega al Señor que lo estemos y nos libre. Guardaos, hijas mías, de cuidados ajenos. Mirad que en pocas moradas de este castillodejan de combatir los demonios. Verdad es que en algunas tienenfuerza las guardas para pelear -como creo he dicho que son las potencias-, mas es mucho menester no nos descuidar para entender sus ardides y que no nos engañe, hecho ángel de luz; que hay una multitud de cosas con que nos puede hacer daño entrando poco a poco, y hasta haberle hecho no le entendemos.

Mittwoch, 21. März 2012

S. Teresa: Die innere Burg – Castillo - 15


1.W.K.2.14. Ihr müsst beachten, dass in diese Ersten Wohnungen noch beinahe nichts von dem Licht eindringt, das vom Palast ausgeht, wo der König weilt. Auch wenn sie nicht so düster und schwarz sind wie bei einer Seele, die in Sünde lebt, ist das Licht doch ziemlich verdunkelt, so dass er, ich meine, wer darin weilt, es nicht sehen kann, was aber nicht zu Lasten des Raumes geht, ich weiß nicht, wie ich mich verständlich machen soll, sondern weil ihn die vielen Schlangen, Vipern und giftigen Wesen, die zusammen mit ihm hineingekommen sind, das Licht nicht wahrnehmen lassen. Es ist, wie wenn jemand irgendwo hineinkommt, wo viel Sonne einfällt, er aber seine Augen mit Lehm verschmiert hätte, so dass er sie kaum aufmachen kann. Der Raum ist zwar hell, aber er genießt das nicht wegen des Hindernisses oder dieses Getümmels von wilden Tieren und Vieh, die ihn dazu bringen, die Augen zuzumachen, so dass er außer ihnen nichts sieht. So muss meines Erachtens eine Seele dran sein, die zwar nicht in einem üblen Zustand, aber doch so tief in weltliche Dinge verstrickt und, wie ich gesagt habe,54 von Besitzstreben, Prestigesucht und Geschäften durchdrungen ist, dass diese sie ihre Schönheit weder sehen noch genießen lassen, obwohl sie das eigentlich gern wollte, und es auch nicht so aussieht, als könne sie so vielen Hindernissen entkommen. Und doch ist es sehr wichtig, um in die Zweiten Wohnungen eintreten zu können, sich zu bemühen, von unnötigen Dingen und Geschäften abzulassen, jeder so, wie es seinem Lebensstand entspricht.55 Das ist, um in die Haup wohnung zu gelangen, für ihn etwas so Wichtiges, dass ich das für unmöglich halte, wenn man den Anfang nicht damit macht, ja es ist sogar wichtig, um ohne große Gefahr in der zu verweilen, in der man ist, selbst wenn man schon in die Burg eingetreten wäre. Denn bei so viel giftigem Zeug lässt es sich unmöglich vermeiden, dass man hin und wieder gebissen wird.

Anmerkungen
54 Siehe 1M 1,8 und 1M 2,12.
55 Der Leser beachte, dass Teresa hier offensichtlich nicht nur Ordensleute im Blick hat, sondern auch an Menschen im Laienstand denkt. Trotz ihrer – offensichtlich auf ihre Zensoren gemünzten – Beteuerung, keineswegs für ein breites Publikum, sondern nur für ihre Schwestern zu schreiben (M pról 4), ist sie also durchaus der Meinung, dass der von ihr beschriebene geistliche Weg nicht nur für Ordensleute seine Gültigkeit hat. Das ist bemerkenswert in einer Zeit, die dazu neigte, das ohnehin schon einengende Axiom „extra Ecclesiam nulla salus – außerhalb der Kirche kein Heil“ noch mehr einzuengen zum „extra claustrum nulla salus – außerhalb des Klosters kein Heil.“ Vgl. auch CE 18,1, wo sie den Klostereintritt mit dem Hinweis relativiert: „Eine vollkommene Seele kann überall losgelöst und demütig sein.“

(Teresa von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)


14. Habéis de notar que en estas moradas primeras aún no llega casi nada la luz que sale del palacio donde está el Rey; porque, aunque no están oscurecidas y negras como cuando el alma está en pecado, está oscurecida en alguna manera para que no la pueda ver -el que está en ella digo- y no por culpa de la pieza -que no sé darme a entender-, sino porque con tantas cosas malas de culebras y víboras y cosas emponzoñosas que entraron con él, no le dejan advertir a la luz. Como si uno entrase en una parte adonde entra mucho sol y llevase tierra en los ojos, que casi no los pudiese abrir. Clara está la pieza, mas él no lo goza por el impedimento o cosas de esas fieras y bestias que le hacen cerrar los ojos para no ver sino a ellas. Así me parece debe ser un alma que, aunque no está en mal estado, está tan metida en cosas del mundo y tan empapada en la hacienda u honra o negocios -como tengo dichoque, aunque en hecho de verdad se querría ver y gozar de su hermosura, no le dejan, ni parece que puede descabullirse de tantos impedimentos. Y conviene mucho, para haber de entrar a las segundas moradas, que procure dar de mano a las cosas y negocios no necesarios, cada uno conforme a su estado; que es cosa que le importa tanto para llegar a la morada principal, que si no comienza a hacer esto lo tengo por imposible; y aun estar sin mucho peligro en la que está, aunque haya entrado en el castillo, porque entre cosas tan ponzoñosas, una vez u otra es imposible dejarle de morder.

Dienstag, 20. März 2012

S. Teresa: Die innere Burg – Castillo - 14


1.W.K.2.13. Wie erbärmlich ist das Leben, in dem wir hier stecken! 52 Da ich anderweitig 53 schon viel davon gesprochen habe, wie sehr es uns schadet, Töchter, wenn wir das mit der Demut und der Selbsterkenntnis nicht richtig verstehen, sage ich euch hier nicht mehr dazu, auch wenn es das ist, worauf es für uns am meisten ankommt, und gebe Gott, dass ich etwas gesagt habe, was euch nützt.

Anmerkungen
52 Vgl. V 30,18; 36,9; 3M 1,2; usw.
53 Vgl. V 7,1.11; 13,4-6; 19,4.10f.15; 25,13; 31,12ff; 30,9; CE 15,1f. bzw. CV 10,3f; CE 46,3 bzw. CV 28,3; CE 68,2 bzw. CV 39,5; MC 3,6

(Teresa von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)


13. ¡Qué miserable es la vida en que vivimos! Porque en otra parte dije mucho del daño que nos hace, hijas, no entender bien esto de la humildad y propio conocimiento, no os digo más aquí, aunque es lo que más nos importa y aun plega al Señor haya dicho algo que os aproveche.

Montag, 19. März 2012

S. Teresa: Die innere Burg – Castillo - 13


1.W.K.2.12. Über diese Ersten Wohnungen kann ich aus eigener Erfahrung sehr gute Aufschlüsse geben. Darum sage ich, dass man sich nicht nur ein paar Räume vorstellen soll, sondern eine Million, denn auf vielerlei Weise treten hier Seelen ein, die einen wie die anderen in guter Absicht.46 Da der Böse jedoch immer eine sehr schlechte hat, muss er in jedem Raum viele Legionen böser Geister haben, um sie beim Übergang von den einen zu den anderen Räumen zu bekriegen. Und da die arme Seele das nicht durchschaut, streut er uns auf tausenderlei Weise Sand in die Augen, was er bei denen, die dem Ort, wo der König47 weilt, schon näher sind, nicht so fertig bringt. Doch hier, wo sie noch voll der Welt 48 und in ihren Vergnügungen versunken und ihren Prestigevorstellungen 49 und Ansprüchen gegenüber ohnmächtig sind, haben die Vasallen 50 der Seele – also die Sinne und die Seelenvermögen – nicht die Kraft, die Gott ihnen von Natur aus gegeben hat. Solche Seelen sind leicht zu besiegen, auch wenn sie immer wieder den Wunsch hegen, Gott nicht zu beleidigen, und gute Werke vollbringen. Wer sich in dieser Lage erlebt, muss sich so oft er kann an Seine Majestät wenden und seine gebenedeite Mutter und auch seine Heiligen als Fürsprecher nehmen, damit sie für ihn kämpfen; denn seine Knechte haben wenig Kraft, um sich zu wehren; diese muss uns allerdings in allen Stadien51 von Gott her zukommen. Seine Majestät schenke sie uns durch seine Barmherzigkeit. Amen.

Anmerkungen
46 „Eine Million“: also unendlich viele. Vgl. 1M 2,8, wo die Autorin bereits nachdrücklich darauf hingewiesen hatte, dass man sich die „Dinge der Seele“ gar nicht weit und vielfältig genug vorstellen kann. Dass es viele verschiedene Wege gibt, Gott also mit jedem seinen eigenen Weg geht, hebt sie immer wieder hervor; siehe etwa V 13,13; CE 27,2; MC 2,5.23; vgl. ferner MC 3,14.
47 Vgl. 1M 1,1.
48 Mundo, siehe Anhang I. Wie an vielen weiteren Stellen im Gesamtwerk ist nicht einfach nur die irdische Wirklichkeit, sondern eine Einstellung gemeint, die mehr auf materielle Werte wie Besitz, Macht, Prestige usw. als auf spirituelle Werte setzt.
49 Honras. Auch dies ist ein Thema, das bei Teresa einen breiten Raum einnimmt; siehe etwa CE 2,5f; 4,1; 8,1; 11,10f; 17,4; 18,1.3; 26,4; 63,3; 64,1; CV 2,5f; 3,7; 7,10; 12,5.7f; 36,3f; V 2,3.5f; 11,2; 20,26; 31,20f usw. Mit honra war damals vor allem das Angesehensein gemeint, die Meinung, die die anderen von mir haben, und zwar vor allem im Zusammenhang mit der Reinheit des Blutes, das heißt, ob jemand Altchrist ist oder von Juden bzw. Mauren abstammt, und ob er finanziell gut gestellt ist; siehe ferner Anhang I.
50 Erneut bezieht die Autorin ihre Bildsprache aus der feudalen Gesellschaftsordnung, in der sie lebt, wie es das Grundbild dieser Schrift, die Burg, ja auch ist.
51 Gemeint sind die verschiedenen geistlichen Stadien oder Etappen oder Erfahrungsebenen.

(Teresa von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)


12. De estas moradas primeras podré yo dar muy buenas señas de experiencia. Por eso digo que no consideren pocas piezas, sino un millón; porque de muchas maneras entran almas aquí, unas y otras con buena intención. Mas, como el demonio siempre la tiene tan mala, debe tener en cada una muchas legiones de demonios para combatir que no pasen de unas a otras y, como la pobre alma no lo entiende, por mil maneras nos hace trampantojos, lo que no puede tanto a las que están más cerca de donde está el rey, que aquí, como aún se están embebidas en el mundo y engolfadas en sus contentos y desvanecidas en sus honras y pretensiones, no tienen la fuerza los vasallos del alma (que son los sentidos y potencias) que Dios les dio de su natural, y fácilmente estas almas son vencidas, aunque anden con deseos de no ofender a Dios, y hagan buenas obras. Las que se vieren en este estado han menester acudir a menudo, como pudieren, a Su Majestad, tomar a su bendita Madre por intercesora, y a sus Santos, para que ellos peleen por ellas, que sus criados poca fuerza tienenpara se defender. A la verdad, en todos estados es menester que nos venga de Dios. Su Majestad nos la dé por su misericordia, amén.

Sonntag, 18. März 2012

S. Teresa: Die innere Burg – Castillo - 12


1.W.K.2.11. Du lieber Gott, Töchter, wie viele Seelen muss der Böse auf diesem Weg schon zugrunde gerichtet haben! Es kommt ihnen dies alles und noch vieles andere, was ich noch nennen könnte, als Demut  vor,43 was daher kommt, weil wir uns selbst nieganz verstehen. Er verdreht unsere Selbsterkenntnis, und wenn wir nie aus uns selbst herausgehen, wundere ich mich nicht, dass man dies und noch mehr befürchten kann. Darum sage ich, Töchter, dass wir unsere Augen auf Christus, unser Gut, richten sollen;44 von daher, wie auch von seinen Heiligen werden wir die wahre Demut lernen; dann wird der Verstand veredelt, wie ich schon gesagt habe,45 und die Selbsterkenntnis wird nicht kriecherisch und verzagt machen. Mag dies auch nur die Erste Wohnung sein, so ist sie doch sehr reich ausgestattet und von so hohem Wert, dass man es nicht versäumen wird weiterzukommen, sofern man sich nur des Ungeziefers in ihr erwehrt. Furchtbar sind aber die Listen und Kunstgriffe des Bösen, um zu verhindern, dass die Seelen sich selbst erkennen und ihren Weg verstehen.

Anmerkungen
43 Vor „gewissen Anwandlungen von Scheu, die manche Leute haben und für Demut halten“ (CE 46,3) – also vor unangebrachter Ängstlichkeit, die sich fälschlicherweise als Demut tarnt – warnt die Autorin immer wieder; vgl. auch V 25,13; 30,9; und ferner V 7,1.11; 13,4; 19,4.10f.15; 31,12ff; MC 3,6.
44 Eines der Grundprinzipien der teresianischen Gebetspädagogik; vgl. CE/CV 2,1 und ferner V 26,3; 35,14; 39,12; CC 5 (R 8); CC 8 (R 11); CC 13,10 (R 15,6); CC 26,1 (R 36,1); 7M 4,8.
45 Im vorigen Absatz.

(Teresa von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)


11. ¡Oh válgame Dios, hijas, qué de almas debe el demonio de haber hecho perder mucho por aquí! Que todo esto les parece humildad, y otras muchas cosas que pudiera decir, y viene de no acabar de entendernos; tuerce el propio conocimiento y, si nunca salimos de nosotros mismos, no me espanto, que esto y más se puede temer. Por eso digo, hijas, que pongamos los ojos en Cristo, nuestro bien, y allí deprenderemos la verdadera humildad, y en sus santos, y ennoblecerse ha el entendimiento -como he dicho- y no hará el propio conocimiento ratero y cobarde; que, aunque ésta es la primera morada, es muy rica y de tan gran precio, que si se descabulle de las sabandijas de ella, no se quedará sin pasar adelante. Terribles son los ardides y mañas del demonio para que las almas no se conozcan ni entiendan sus caminos.

Samstag, 17. März 2012

S. Teresa: Die innere Burg – Castillo - 11


1.W.K.2.10. Das bringt einen doppelten Gewinn. Der erste: Es ist klar, dass etwas Weißes neben etwas Schwarzem viel weißer erscheint,und umgekehrt auch das Schwarze neben dem Weißen. Der zweite ist, dass unser Verstand39 und unser Wille 40 edler und fähiger werden für alles Gute, wenn sie sich abwechselnd mit sich und mit Gott beschäftigen. Und wenn wir nie aus dem Schlamm unserer Erbärmlichkeiten herausgehen, ist das von großem Nachteil. So wie wir von denen, die in Todsünde leben, sagten, dass die aus ihnen hervorgehenden Wasserströme schwarz und übelriechend sind,41 so ist es auch hier (wiewohl sie nicht wie jene sind, was Gott verhüte, da es ja ein Vergleich ist): Wenn wir immer im Elend unserer Erde stecken bleiben, wird die Strömung nie aus dem Schlamm der Ängste, des Kleinmuts und der Feigheit herauskommen, aus dem Schauen, ob man auf mich schaut oder nicht auf mich schaut; ob es, wenn ich diesen Weg einschlage, daneben gehen wird; ob ich es wagen darf, dieses Werk anzugehen; ob es nicht Hochmut ist; ob es gut ist, dass ein so armseliger Mensch wie ich sich mit etwas so Hohem wie dem inneren Beten befasst; ob man mich für etwas Besseres hält, wenn ich nicht den allgemeinen Weg gehe; dass Übertreibungen nicht gut sind, und sei es in der Tugend; dass ich als eine solche Sünderin nur um so tiefer stürze; dass ich vielleicht nicht vorankomme und dadurch den Guten schade; dass so eine wie ich doch keine Sonderwege braucht.42

Anmerkungen
39 Entendimiento, siehe Anhang I.
40 Voluntad, siehe Anhang I.
41 Siehe 1M 2,2.
42 Vgl. CE 35,2 bzw. CV 21,2, wo Teresa ähnliche Befürchtungen im Zusammenhang mit dem inneren Beten ironisiert. Auch an dieser Stelle wird deutlich, dass mit „diesem Weg“ und „Sonderwege“ der Weg des inneren Betens gemeint ist. Die Ironie richtet sich vordergründig gegen überängstliche Beter, in Wirklichkeit aber gegen die mystikfeindlichen Theologen und die Inquisition, die im inneren Beten, vor allem auf den höheren, mystischen Stufen, eine Gefahr für die Ungebildeten und speziell für die angeblich für Illusionen und heterodoxe Tendenzen viel anfälligeren Frauen sahen und mit ihrer Angstmacherei erst die hier aufgezählten Skrupel weckten. Zu Beginn des nächsten Absatzes wird Teresa nicht zögern, solche Ängste als Versuchung des Bösen zu brandmarken.

(Teresa von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)


10. Hay dos ganancias de esto: la primera, está claro que parece una cosa blanca muy más blanca cabe la negra, y al contrario la negra cabe la blanca; la segunda es, porque nuestro entendimiento yvoluntad se hace m&aabute;s noble y más aparejado para todo bien tratando a vueltas de sí con Dios; y si nunca salimos de nuestro cieno de miserias, es mucho inconveniente. Así como decíamos de los que están en pecado mortal cuán negras y de mal olor son sus corrientes, así acá (aunque no son como aquéllas, Dios nos libre, que esto es comparación), metidos siempre en la miseria de nuestra tierra, nunca la corriente saldrá de cieno de temores, de pusilanimidad y cobardía: de mirar si me miran, no me miran; si, yendo por este camino, me sucederá mal; si osaré comenzar aquella obra, si será soberbia; si es bien que una persona tan miserable trate de cosa tan alta como la oración; si me tendrán por mejor si no voy por el camino de todos; que no son buenos los extremos, aunque sea en virtud; que, como soy tan pecadora, será caer de más alto; quizá no iré adelante y haré daño a los buenos; que una como yo no ha menester particularidades.

Freitag, 16. März 2012

S. Teresa: Die innere Burg – Castillo - 10

1.W.K.2.9. Ich weiß nicht, ob es klar geworden ist, denn uns selbst zu erkennen, ist so wichtig,36 dass ich nicht möchte, dass es diesbezüglich jemals ein Nachlassen gibt, so hoch ihr auch in den Himmeln sein mögt; während wir jedoch auf dieser Erde sind, gibt es für uns nichts Wichtigeres als die Demut.37 Darum sage ich abermals, dass es sehr gut und nochmals sehr gut ist, zu versuchen, zuerst in das Gemach einzutreten, wo es um das geht, als zu den anderen zu fliegen, denn das ist der Weg. Und wenn wir sicher und bequem gehen können, wozu sollen wir uns dann Flügel wünschen, um zu fliegen? Vielmehr suche man, wie man darin mehr Fortschritte macht. Meines Erachtens kommen wir mit der Selbsterkenntnis an kein Ende, wenn wir uns nicht auch bemühen, Gott zu erkennen. Beim Anblick seiner Größe mag uns unsere Unzulänglichkeit aufgehen, und beim Anblick seiner Reinheit werden wir unseren Schmutz sehen; bei der Betrachtung seiner Demut38 sehen wir, wie viel uns fehlt, um demütig zu sein.
 
Anmerkungen
36 „Selbsterkenntnis ist ja schon etwas“ (1M 1,8), sie ist „nötig“ (1M 2,8), das, „worauf es für uns am meisten ankommt“ (1M 2,13). Sich erkennen ist „eintreten“ (1M 1,8). Die Selbsterkenntnis ist zutiefst mit der Demut verbunden (1M1,8f.): „Das mit der Demut und der Selbsterkenntnis“ (1M1,13). Wie es eine falsche Demut gibt, so gibt es auch eine „kriecherische und verzagte Selbsterkenntnis“ (1M 1,11), die „Ängste, Kleinmut und Feigheit“ erzeugt (1M 2,10) und „einzwängt oder einengt“ (1M 1,8), und „ihnen als Demut vorkommt“ (1M 2,11). Um sich gut zu erkennen, muss man aus sich herausgehen, wie die Biene aus dem Stock, und „dann und wann hinausfliegen, um die Größe und Majestät ihres Gottes zu betrachten“ (1M 2,8), denn „wir kommen mit der Selbsterkenntnis an kein Ende, wenn wir uns nicht auch bemühen, Gott zu erkennen“ (1M 2,9). „Von Christus ... werden wir die wahre Demut lernen“ (1M 2,11). Selbst die mystischen Gnaden werden durch „eine tiefe Selbsterkenntnis ... verursacht“ (6M 9,15), denn Gott ist ein großer Freund der Demut (M epíl 2; vgl. 6M 10,7).
37 Die „Demut“ (humildad) spielt im geistlichen Wertesystem Teresas eine überragende Rolle, doch meint sie damit keinesfalls eine ungesunde Selbstabwertung, sondern die realistische Selbsteinschätzung eines Menschen, der in der existentiellen Wahrheit seines Lebens verwurzelt ist und daher sowohl seine Stärken als auch seine Schwächen einschätzen und annehmen kann. Vgl. ihre klassische Definition in 6M 10,7.
38 Anspielung auf die Selbstentäußerung Gottes in der Menschwerdung, aber auch im Umgang mit dem Gottsucher, der Gottsucherin; vgl. auch CE 42,1; 56,1; 73,4.

(Teresa von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)


9. No sé si queda dado bien a entender, porque es cosa tan importante este conocernos que no querría en ello hubiese jamás relajación, por subidas que estéis en los cielos; pues mientras estamos en esta tierra no hay cosa que más nos importe que la humildad. Y así torno a decir que es muy bueno y muy rebueno tratar de entrar primero en el aposento adonde se trata de esto, que volar a los demás; porque éste es el camino, y si podemos ir por lo seguro y llano, ¿para qué hemos de querer alas para volar?; mas que busque cómo aprovechar más en esto; y a mi parecer jamás nos acabamos de conocer si no procuramos conocer a Dios; mirando su grandeza, acudamos a nuestra bajeza; y mirando su limpieza, veremos nuestra suciedad; considerando su humildad, veremos cuán lejos estamos de ser humildes.

Donnerstag, 15. März 2012

S. Teresa: Die innere Burg – Castillo - 9

1.W.K.2.8. Kehren wir nun zu unserer Burg mit ihren vielen Wohnungen zurück.30 Ihr dürft euch diese Wohnungen nicht wie aufgereiht, eine hinter der anderen, vorstellen, sondern richtet eure Augen auf die Mitte, die der Raum oder Palast ist, wo der König weilt, und denkt euch das wie eine Zwergpalme, die viele Schalen hat, die all das Köstliche umgeben, um an das, was essbar ist, heranzukommen.31 So gibt es auch hier um diesen Raum herum viele weitere und genauso über ihm, denn die Dinge der Seele muss man sich immer in Fülle und Weite und Größe vorstellen, was sie nicht aufbauscht, weil sie viel mehr fasst als wir uns vorzustellen vermögen,32 wobei sich diese Sonne, die in jenem Palast wohnt, überall hin mitteilt. Dabei ist es für jede Seele, die sich dem inneren Beten wenig oder viel hingibt, wichtig, dass man sie nie in einen Winkel einzwängt oder einengt. Man lasse sie durch diese Wohnungen streifen, aufwärts und abwärts und nach den Seiten hin. Da ihr Gott eine so große Würde33 verliehen hat, soll sie sich nicht zwin- gen, lange Zeit in einem einzigen Raum zu bleiben, und sei es in dem der Selbsterkenntnis! Denn wie nötig das auch sein mag – versteht mich, bitte, recht! –, sogar für diejenigen, die der Herr in der gleichen Wohnung hält, in der er selbst verweilt, kommt ihr doch nie etwas anderes zu, noch wird sie es vermögen, selbst wenn sie wollte; die Demut wirkt nämlich immer wie die Biene, die im Stock den Honig bereitet (denn ohne das ist alles umsonst). Bedenken wir aber, dass eine Biene es nicht versäumt hinauszufliegen, um Blüten auszusaugen. So halte es die Seele mit der Selbsterkenntnis: Sie glaube mir und fliege dann und wann hinaus, um die Größe und Majestät ihres Gottes zu betrachten; dort wird sie ihre Unzulänglichkeit besser und freier von Ungeziefer, das in die ersten Räume – also in die Selbsterkenntnis – mit eindringt, entdecken als in sich selbst. Denn (auch wenn es, wie ich gerade sage, ein großes Erbarmen Gottes ist, dass man sich darin übt) „zu wenig und zu viel verdirbt das Spiel“,34 wie man so sagt. Und glaubt mir, dass wir mit Gottes Kraft viel besser Tugend erwirken werden, als wenn wir fest an unserer Erde kleben.35

Anmerkungen
30 Im Laufe des Werkes gibt es unzählige Exkurse – teils weil Teresa sehr assoziativ denkt, teils weil sie mit dauernden Unterbrechungen schreibt –, doch verliert die Autorin nie ganz den Faden, sondern kehrt immer wieder zum Thema zurück.
31 Die Autorin denkt offensichtlich an die andalusische oder levantinische Zwergpalme mit ihrem unterirdischen oder kaum über die Erde herausragenden Stamm und ihren fächerförmig angeordneten Blättern. Das zarte Herz dieser Pflanze ist von vielen Hüllen umgeben. Siehe auch Einf. S. 38.
32 Dieser Absatz ist von entscheidender Wichtigkeit für das rechte Verständnis der Inneren Burg; vgl. auch 1M 2,12, wo die Autorin von „einer Million“ (!) Räumen innerhalb der Ersten Wohnungen spricht. Dennoch hat die Siebenzahl immer wieder zum Missverständnis geführt, Teresa würde den geistlichen Weg in sieben Stufen einteilen, die geradlinig aufeinander zu folgen hätten und so etwas wie eine Blaupause für die Entfaltung des geistlichen Lebens wären.
33 Auf die Würde der Seele, die auf der Gottebenbildlichkeit und Einwohnung Gottes beruht, macht Teresa auch in CC 41,2 aufmerksam: „Wie ich so erstaunt war, eine so hohe Majestät in etwas so Niedrigem wie meiner Seele zu sehen, da verstand ich: Sie ist nicht niedrig, Tochter, denn sie ist nach meinem Bild gemacht.“
34 Anspielung auf ein damals bekanntes Sprichwort; wörtlich: „Zuviel ist genauso schlimm wie zu wenig.“
35 Die Autorin macht sich hier die beiden Bedeutungen des Wortes virtud zunutze, was sowohl „Kraft“ als auch „Tugend“ bedeuten kann (vgl. lat. virtus). Vgl. auch 1M 2,1. Teresa betont immer wieder, dass die Festigung in den Tugenden nicht das Ergebnis unseres Tugendstrebens, sondern ein Geschenk Gottes bzw. eine Frucht der tiefen Gotteserfahrung ist; vgl. auch V 38,4; 39,13.16; CC 1,31; 3,9; 54,7f.; MC 4,4. Bei aller Betonung der Selbsterkenntnis möchte sie darum Mut machen, sich nicht auf die eigenen Fehler und Unzulänglichkeiten zu fixieren, sondern auf die Kraft und das Erbarmen Gottes zu vertrauen.

(Teresa von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)



8. Pues tornemos ahora a nuestro castillo de muchas moradas. No habéis de entender estas moradas una en pos de otra, como cosa en hilada, sino poned los ojos en el centro, que es la pieza o palacio adonde está el rey, y considerar como un palmito, que para llegar a lo que es de comer tiene muchas coberturas que todo lo sabroso cercan. Así acá, enrededor de esta pieza están muchas, y encima lo mismo. Porque las cosas del alma siempre se han de considerer con plenitud y anchura y grandeza, pues no le levantan nada, que capaz es de mucho más que podremos considerar, y a todas partes de ella se comunica este sol que está en este palacio. Esto importa mucho a cualquier alma que tenga oración, poca o mucha, que no la arrincone ni apriete. Déjela andar por estas moradas, arriba y abajo y a los lados, pues Dios la dio tan gran dignidad; no se estruje en estar mucho tiempo en una pieza sola. ¡Oh que si es en el propioconocimiento! Que con cuán necesario es esto (miren que me entiendan), aun a las que las tiene el Señor en la misma morada que El está, que jamás -por encumbrada que esté- le cumple otra cosa ni podrá aunque quiera; que la humildad siempre labra como la abeja en la colmena la miel, que sin esto todo va perdido. Mas consideremos que la abeja no deja de salir a volar para traer flores; así el alma en el propio conocimiento, créame y vuele algunas veces a considerar la grandeza y majestad de su Dios. Aquí hallará su bajeza mejor que en sí misma, y más libre de las sabandijas adonde entran en las primeras piezas, que es el propio conocimiento; que aunque, como digo, es harta misericordia de Dios que se ejercite en esto, tanto es lo de más como lo de menos - suelen decir-. Y créanme, que con la virtud de Dios obraremos muy mejor virtud que muy atadas a nuestra tierra.

Mittwoch, 14. März 2012

S. Teresa: Die innere Burg – Castillo - 8

1.W.K.2.7. Es sind diese inneren Dinge so dunkel für den Verstand, dass eine, die so wenig davon versteht wie ich,24 notgedrungen viel Überflüssiges und sogar Ungereimtes wird sagen müssen, um hin und wieder auch das Richtige zu treffen. Wer es liest, muss Geduld haben, denn ich habe sie ja auch, um zu schreiben, was ich nicht verstehe. Tatsächlich nehme ich das Papier manchmal wie ein Ding ohne Verstand zur Hand, und weiß nicht, was ich sagen, noch wo ich beginnen soll.25 Dabei verstehe ich sehr wohl, dass es für euch wichtig ist, euch so gut ich es kann, einige Dinge des inneren Lebens zu erklären, denn wir hören immer, wie gut das innere Beten sei, und laut Satzung sollen wir es so und so viele Stunden üben,26 doch man erklärt uns dazu nicht mehr als was wir selbst tun können; von den Dingen aber, die der Herr in einer Seele bewirkt, ich meine dem Übernatürlichen, wird nur wenig erklärt.27 Wenn dies auf vielfältige Weise angesprochen und dargelegt wird, sollte es ein großer Trost für uns sein, dieses himmlische Kunstwerk in unserem Innern zu betrachten, das von den Sterblichen so wenig verstanden wird, auch wenn viele hinter ihm her sind. Wiewohl der Herr in einigen anderen Schriften, die ich verfasst habe,28 schon einiges davon verständlich gemacht hat, ist mir nun klar, dass ich damals einiges noch nicht so verstanden hatte, wie seitdem, vor allem manches vom Schwierigsten. Die Mühsal besteht darin, dass auch viel allgemein Bekanntes gesagt werden muss, um dahin zu kommen, wie ich schon sagte,29 weil das bei meinem schwerfälligen Geist nun einmal nicht anders möglich ist.

Anmerkungen
24 Das hier zum Ausdruck gebracht Bewusstsein für die Schwierigkeit der Materie ist sicher authentisch, aber zugleich steckt hinter dieser „Demutsbekundung“ erneut kluge Taktik: In Wirklichkeit beruft Teresa sich immer wieder auf ihr Erfahrungswissen; siehe etwa 1M 1,4; 2,12; 4M 1,6.8; 5M 1,8; 2,8; 6M 1,11; 3,10; und viele weitere Stellen im Gesamtwerk. In ihrer Vida deutet sie mehrfach an, dass Erfahrungswissen dem theoretischen Wissen überlegen sei; siehe etwa V 27,9; 28,7; 30,3; 34,12; 40,4.
25 Vgl. M pról 2.
26 In der Tat schrieben die Teresianischen Konstitutionen täglich zwei Stunden inneres Beten vor (Cs 2; 7); außerdem beteten die Schwestern das ganze Stundengebet und waren gemäß der Regel gehalten, „Tag und Nacht über die Weisung des Herrn nachzusinnen und im Gebet zu wachen“ (Karmelregel VII; vgl. Cs 8).
27 Sobrenatural, siehe Anhang I. – An dieser Stelle gibt Teresa Einblick in ihre eigentliche Motivation als geistliche Schriftstellerin: Sie will über die Themen schreiben, die ihren Schwestern sonst vorenthalten würden! Zugleich enthält diese Stelle einen versteckten Seitenhieb auf die Theologen ihrer Zeit, die Frauen strikt auf mündliche Gebete festlegen wollten; von „den Dingen, die Gott in einer Seele bewirkt“ – mit anderen Worten: von der Selbstmitteilung Gottes in der Kontemplation – war deshalb kaum die Rede, weil es Frauen nicht zustand, nach einem tieferen Gebetsleben zu streben. Den Mangel an geeigneten Schriften über „Dinge, die Gott gewährt“, stellt auch Johannes vom Kreuz fest (1N 8,2; CB pról. 3).
28 Erneute Anspielung auf ihr Leben und den Weg der Vollkommenheit; außerdem hat sie bereits eine Reihe von Geistlichen Erfahrungsberichten verfasst.
29 Zu Beginn dieses Absatzes.

(Teresa von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)


7. Son tan oscuras de entender estas cosas interiores, que a quien tan poco sabe como yo, forzado habrá de decir muchas cosas superfluas y aun desatinadas para decir alguna que acierte. Es menester tenga paciencia quien lo leyere, pues yo la tengo para escribir lo que no sé; que, cierto algunas veces tomo el papel como una cosa boba, que ni sé qué decir ni cómo comenzar. Bien entiendo que es cosa importante para vosotras declarar algunas interiores, como pudiere; porque siempre oímos cuán buena es la oración, y tenemos de constitución tenerla tantas horas, y no se nos declara más de lo que podemos nosotras; y de cosas que obra el Señor en un alma declárase poco, digo sobrenatural. Diciéndose y dándose a entender de muchas maneras, sernos ha mucho consuelo considerar este artificio celestial interior tan poco entendido de los mortales aunque vayan muchos por él. Y aunque en otras cosas que he escrito ha dado el Señor algo a entender, entiendo que algunas no las había entendido como después acá, e especial de las más dificultosas. El trabajo es que para llegar a ellas -como he dicho- se habrán de decir muchas muy sabidas porque no puede ser menos para mi rudo ingenio.
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