Samstag, 25. Februar 2017

„O mein Gott, Dreifaltiger, den ich anbete“

Buchempfehlung

Am 21. November 1904 entsprang einem ‚Seufzer ihres Herzens‘ am Ende der geistlichen Exerzitien der französischen Karmelitin Elisabeth von der Heiligsten Dreifaltigkeit der Ausruf: „O mein Gott, Dreifaltiger, den ich anbete“.

Aus dieser Erfahrung der Erhebung zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit schöpfte sie die Kraft für das auf sie zukommende Martyrium, ihrer schweren Krankheit, von dem sie nach und nach immer mehr erfasst wurde.

Die Jahre 1904 und 1905 verliefen noch ohne größere Besorgnis, doch änderte sich die Situation 1906 schlagartig. Es kam eine Krise nach der anderen, und diese brachten sie an den Rand des Abgrunds. Sie konnte weder feste noch flüssige Nahrung zu sich nehmen.

Wenngleich sich zum körperlichen Martyrium auch noch das geistige gesellte, und Gefühle der Niedergeschlagenheit, Leere, des Verlassenseins von Gott sowie Selbstmordgedanken aufkamen, überwand sie alles im Glauben. Am 28. Oktober 1906 kündigte sie die Mission an, die sie nach ihrem Tod ausüben werde: „Im Himmel wird es meine Aufgabe sein, Seelen zu gewinnen, indem ich ihnen helfe, aus sich herauszugehen, um sich spontan und mit ganzer Hingabe Gott anzuschließen, und sie in jenem großen inneren Schweigen zu halten, das es Gott ermöglicht, in ihnen Fuß zu fassen und sie in Sich zu verwandeln.“ Am 1. November sagte sie noch: „Alles vergeht! Am Abend des Lebens bleibt nur die Liebe.“ Und am Vorabend ihres Todes hörte man sie murmeln: „Ich gehe zum Licht, zur Liebe, zum Leben.“

Schwester Elisabeth von der Heiligsten Dreifaltigkeit starb im Alter von nur 26 Jahren am Morgen des 9. November 1906 im Karmel von Dijon und wurde am 12. November auf dem Friedhof der Stadt beerdigt. Ihre Gebeine ruhen heute in der Pfarrkirche Saint Michel in Dijon.

Ihre Seligsprechung erfolgte durch Papst Johannes Paul II. am 25. November 1984. Am 16. Oktober 2016 wurde Schwester Elisabeth von der Heiligsten Dreifaltigkeit von Papst Franziskus heiliggesprochen. Im nachkonziliaren Kirchenkalender ist ihr liturgisches Fest am 9. November.

„Auch in den „Katechismus der Katholischen Kirche“ von 1992 bzw. 1997 hat die Karmelitin Aufnahme gefunden (KKK 260). «Das letzte Ziel der ganzen göttlichen Ökonomie ist die Aufnahme der Geschöpfe in die vollständige Vereinigung mit der glückseligen Trinität [Vgl. Joh 17, 21-23.]. Aber schon jetzt sind wir dazu berufen, eine Wohnstätte der heiligsten Dreifaltigkeit zu sein. Der Herr sagt: ,,Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten; mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen“ (Joh 14,23).» Nach diesem Satz wird das Gebet der heiligen Elisabeth von der Heiligsten Dreifaltigkeit in der Übersetzung «O mein Gott, Dreifaltigkeit, die ich anbete» angefügt.


Die Nachricht vom Tod der jungen Karmelitin Elisabeth von der Heiligsten Dreifaltigkeit verbreitete sich schnell. Ähnlich wie bei ‚Therese von Lisieux‘, die 1897, also nur neun Jahre vor ihr gestorben ist, werden auch ihre Schriften und ihr Lebenslauf gedruckt und von den Gläubigen gelesen und weithin verinnerlicht. Zwar ist der Bekanntheitsgrad Elisabeths bei weitem nicht mit dem der ‚Kleinen Therese‘ zu vergleichen, doch finden wir auch in Deutschland bereits 1914, nur acht Jahre nach ihrem Tod, ein 346 Seiten umfassendes Buch mit dem Titel: „Schwester Elisabeth von der heiligsten Dreifaltigkeit - Karmelitin von Dijon (1880-1906)“.

Bereits 1930 wurde Dom Eugen Vandeur’s „O mein Gott Dreifaltiger“ vom Verlag Pustet in Regensburg veröffentlicht. Die Übersetzung aus dem Französischen besorgte die Benediktinerin M. Bonaventura Frauzem O.S.B.Ss.Sacr. aus dem Kloster der Benediktinerinnen vom heiligsten Sakrament in Bonn-Endenich. Bis hinein in die 50er- Jahre des letzten Jahrhunderts sind mehrere Auflagen, versehen mit einer kirchlichen Druckerlaubnis, erschienen.

In ihrem Vorwort zu der ersten deutschen Ausgabe 1930 schrieb die Übersetzerin: die „Betrachtungen“ „wollen in zwangloser Form, in zuweilen abgerissenen Gedanken, bewussten Wiederholungen die Seele gleichsam behämmern, um sie weich und bildsam zu machen für die Tätigkeit Gottes, des Dreifaltigen, der allein der wahre Lehrer der Herzen ist.“ „Nur wer betend und mit tief gläubiger Seele den gebotenen Anregungen“ nachgehe, werde  „das Geheimnis dieses Büchleins erfassen“. Es werden nicht nur „objektive Wirklichkeiten des inneren Lebens“ aufgezeigt, auch wird „das persönliche Geheimnis einer Seele enthüllt, die in diesen Wirklichkeiten gelebt, geliebt und gelitten“ hat.

Noch 1953 konnte die Übersetzerin zur Herausgabe der sechsten Auflage vermerken, dass „das vorliegende Büchlein von Dom Eugen Vandeur dem religiösen Bedürfnis der Katholiken Deutschlands“ entspreche. „Religiös gebildeten Kreisen“ sei es „ein willkommener Führer zu wahrem Gotterleben“. Die Benediktinerin stellt fest, sogar Theologen fühlten sich „mehr und mehr angeregt, den Spuren des Verfassers zu folgen und sich mit der modernen Mystikerin Elisabeth von der heiligsten Dreifaltigkeit zu beschäftigen“. Diese Betrachtungen mögen dazu dienen, „Gott nicht in Zeichen und Wundern zu suchen, sondern im Grunde der eigenen Seele, im Dunkel des Glaubens und in der Gottverbundenheit einer allumfassenden Liebe“.

Dem frommen Wunsche der Übersetzerin aus dem Orden des heiligen Benedikt, M. Bonaventura Frauzem O.S.B.Ss.Sacr., können wir uns auch für die heutige Zeit anschließen, die dem wahren katholischen Glauben und seiner Mystik oft so fremd gegenüber steht. Gleich der allzu früh vollendeten Karmelitin, die „hinüberging zu dem, der seine Herrlichkeiten den Kleinen und Schwachen vor der Welt offenbart“, mögen viele hochherzige und edle Seelen aus diesen Wahrheiten die Kraft schöpfen, in vollstem Sinn das zu werden, was das Ziel eines jeden Christenlebens sein soll: ein ‚alter Christus‘, ein anderer Heiland“.

Heilige Elisabeth von der Heiligsten Dreifaltigkeit, bitte für uns!




Dom Eugen Vandeur OSB
O mein Gott Dreifaltiger
Sarto-Verlag 2017, Neuausgabe
136 Seiten; 8,90€
ISBN: 978-3943858846
https://www.sarto.de/










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