Montag, 30. Juni 2014

Großer Nutzen aus ständiger Übung

Viele Jahre hindurch habe ich in den meisten Nächten vor dem Einschlafen, wenn ich mich für die Ruhe Gott empfahl, immer ein wenig an dieses Geheimnis des Gebetes im Garten gedacht. Dies hatte ich schon zurzeit, in der ich noch nicht Nonne war, getan, weil man mir sagte, es wären viele Ablässe dadurch zu gewinnen.

Ich glaube, dass meine Seele aus dieser Übung einen großen Nutzen zog; denn auf solche Weise fing ich an, das innerliche Gebet zu üben, ohne dass ich wusste, was es sei. Diese Übung war mir bereits so zur Gewohnheit geworden, dass ich sie ebenso wenig unterließ, als mich vor dem Schlafengehen zu bekreuzigen.

Leben 94

(196-20140630)

Sonntag, 29. Juni 2014

Samstag, 28. Juni 2014

Meine Gebetsweise war damals folgende

Da ich mit dem Verstande nicht nachsinnen konnte, so befliss ich mich, mir Christus als in mir gegenwärtig vorzustellen, und zwar war es mir, wie ich meine, bei der Vorstellung jener Geheimnisse am wohlsten, bei denen ich ihn mehr einsam sah. Mir schien es da, er würde, weil so einsam und betrübt, mich umso lieber in seiner Nähe dulden, wie jemand, der des Trostes bedarf.

Dergleichen einfältige Vorstellungen hatte ich viele; am meisten aber sagte es mir zu, mir ihn betend im Garten vorzustellen. Hier gesellte ich mich ihm gewöhnlich bei, indem ich seines Schweißes und seiner Betrübnis gedachte und wünschte, wenn es möglich wäre, ihm diesen so schmerzlichen Schweiß abzutrocknen. Doch erinnere ich mich nicht, einen wirklichen Entschluss dazu gewagt zu haben, weil mir keine so schweren Sünden vor Augen schwebten. Ich hielt mich hier so lange bei ihm auf, als meine zerstreuten Gedanken es zuließen; denn diese plagten mich in Menge.

Leben 94

(195-20140628)

Freitag, 27. Juni 2014

Er hat geholfen

Das letzte mal aber, glaubte ich beim Anblick dieses Bildes größeren Nutzen geschöpft zu haben; denn ich hatte schon großes Misstrauen auf mich selbst und setzte mein ganzes Vertrauen auf Gott.

Ich meine, damals zu ihm gesagt zu haben, ich würde nicht eher aufstehen, als bis er meine Bitte erhört hätte; und wirklich hat er mir auch, wie ich sicher glaube, geholfen, denn von da an wurde es nach und nach viel besser mit mir.

Leben 94

(194-20140627)

Donnerstag, 26. Juni 2014

Kommunionempfang

Weil ich da gewiss wusste, dass der Herr in mir gegenwärtig sei, warf ich mich ihm zu Füßen in der Hoffnung, er werde meine Tränen nicht verschmähen. Was ich ihm aber in solchen Augenblicken sagte, wusste ich nicht; denn allzu groß war die Gnade, dass er mir um seinetwillen zu weinen gestattete, da ich diese Rührung immer sobald wieder vergaß. Dabei empfahl ich mich der glorreichen heiligen Magdalena, mir Verzeihung zu erlangen.

Leben 93f

(193-20140626)

Mittwoch, 25. Juni 2014

Das Bild im Oratorium

Meine Seele war müde, und gerne wäre sie zur Ruhe gekommen, aber ihre bösen Gewohnheiten ließen es nicht zu.

Als ich nun eines Tages ins Oratorium ging, da geschah es, dass mein Blick auf ein Bild fiel, das für ein gewisses Fest des Klosters entlehnt und dorthin zur Aufbewahrung gebracht worden war.

Dieses Bild stellte Christus mit vielen Wunden bedeckt dar und war so andachtserweckend, dass ich bei dessen Betrachtung ganz darüber bestürzt wurde, den Heiland so zugerichtet zu erblicken; denn es war hier lebendig zum Ausdruck gebracht, was er für uns gelitten.

Bei dem Gedanken an die Undankbarkeit, womit ich ihm diese Wunden vergolten, war mein Schmerz so groß, dass mir das Herz zu brechen schien. Ich warf mich vor ihm nieder, und indem ich einen Strom von Tränen vergoss, bat ich ihn, er möge mich doch endlich einmal stärken, damit ich ihn nicht mehr beleidige.

Leben 93

(192-20140625)

Dienstag, 24. Juni 2014

Ich verlangte nach Leben.

Denn ich sah ein, dass ich nicht lebte,
sondern mit einer Art Todesschatten rang,
aber ich fand niemand,
der mir das Leben gegeben hätte,
und ich selbst konnte es mir nicht geben.

Er aber, der es geben konnte,
hatte Ursache,
mir nicht zu helfen,
weil er mich so oft schon
zu sich zurückgeführt,
ich aber ihn jedesmal wieder
verlassen hatte.

Leben 93

(191-20140624)

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