Sonntag, 17. Dezember 2017

Schwester Katharina von Jesus OCD – Karmelitin in Gnesen, Polen

Schwester Katharina von Jesus ist Karmelitin und lebt im Kloster in Gnesen. Vor einiger Zeit hat sie von ihrer Berufung erzählt.

Gott hat mich gezogen.

Aber erst als ich Ihm als Person begegnete und ich sah, dass Seine Gegenwart den Sinn meines Lebens in der Dunkelheit und Traurigkeit wiederherstellte, dass die Erfahrung Seiner Liebe mich glücklich macht und der Glaube mich hoffnungsvoll hält, war ich bereit, mich vollständig hinzugeben. Der Wunsch, ganz Gott zu gehören, führte mich in den Karmel, er ermöglichte mir, die Zeit eines monatelangen Kampfes durchzustehen, die es noch brauchte, bis Er mich ganz an sich zog.


Zum Karmel Gnesen siehe auch HIER und HIER

[…] Als ich dreizehn war, besuchte ich die Musikschule. Es war eine schwierige, aber schöne Zeit, die noch tief in mein Herz geschrieben ist. Gott, der die Grundlage meines Lebens war, wurde mir aber  zunehmend abwesend, und ich war einsam, hilflos gegen die Rivalität und Erwartungen der „musikalischen Welt“. Ich zweifelte daran, dass jemand mich lieben würde, dass ich einmal in einer Beziehung das gewünschte Glück finden könnte. Irgendwann hat Gott das Feuer der Liebe in mir entzündet und mich zu einer unendlichen Liebe geführt.

Mit fünfzehn … in der Nähe von Stettin. […] Mir war langweilig. Ich ging in die Bibliothek. Ich setzte mich nicht einmal hin, nahm einen biographischen Roman über die Heilige Teresa von Avila und ihre Töchter, die Karmelitinnen. Ich war fasziniert. Mehr. Ich sah, dass es so viel Glück war, in totaler Hingabe an Gott zu leben, dass ich all das selber wollte. Radikalismus, ständiges Gebet, Stille und Einsamkeit. Ich war durstig wie ein Feuer.


Wenn ich glücklich sein will, muss ich Karmelitin werden.

Jetzt sehe ich die Zeichen, die Gott mir gegeben hat. In der Kapelle dieses Hauses hing die Ikone der Familie von Nazareth, wie in unserer Kapelle, im Kloster der hl. Familie. Es war 1995 - im Gründungsjahr des Karmel in Gnesen. Als ich wieder zur Schule zurückkehrte, begannen meine Kämpfe. Im Grunde meines Herzens hatte ich den größten Traum aller Zeiten - eine Karmelitin zu werden.

Doch spürte ich gleichzeitig auch einen wachsenden Wunsch, mich in einer künstlerische Welt mit einem besonderen Charme einzubringen, um ein Teil von ihr zu sein, nämlich den Musikern, zu denen ich hingezogen fühlte. Ich war den Schwankungen meiner Gefühle erlegen, die kamen und gingen. Ich konnte nicht treu in der Vertrautheit mit Gott leben.

Nach Monaten der Verwirrung und Traurigkeit betrat ich eine Kirche und begann zu beten. Ich erlebte die Anwesenheit von jemandem, der mich mit einer unendlichen Liebe bekannt machte, größer als jede menschliche Liebe, auf die ich wartete, die mir aber immer noch zu klein erschien. Dann verlor ich wieder den Kontakt. Ich war so schwach. Was hatte dies mit meiner Beziehung zu Jesus zu tun. Ich brauchte Herzheilung.

 
Ein junges Herz wählt Jesus. Novizin Karmel Gnesen

Dann kam eine andere Krise. Ich wollte die Geige verlassen. Wenn ich an mein Musikerleben dachte, sah ich keinen Sinn darin. Ich begann über ein anderes Studiengebiet nachzudenken. Aber aus der Tiefe meines Herzens kam wieder der Wunsch:

Ich möchte Karmelitin werden. Doch ich wusste nicht, ob Gott es wollte.

Die ganze Weihnachtszeit betete ich intensiv: Wenn du es willst, zeig es mir. Nach der Abschlussprüfung entschied ich mich, zur Musikakademie zu gehen.



Papst Johannes Paul II. in Polen …

Ich ging hin, um ihn zu sehen. Ich habe nicht gehört, was er gesagt hat. Seine Persönlichkeit, seine außergewöhnliche Kraft, haben mich zu einer anderen Realität, dem Übernatürlichen, zu Gott, hingezogen. Ich sah ihn, sein Gesicht, seine Heiligkeit, - ich wollte alles verlassen. Nichts war wichtig, außer Gott. […] Ich war zerrissen. […] Ich ging zum Studium, zu einem Professorenkurs, wo ich mein Studium fortsetzen wollte. Wir diskutierten das Programm für das nächste Jahr und begannen neue Songs zu üben. Ich war von der Leidenschaft des Spielens überwältigt. 


Und dann […] ich legte die Geige nieder. Es war eine Stille. Ich fing an, Gott zu hören. Er wartete. Im Juli ging ich mit der Familie und Freunden in die Tatra. Es regnete, wir konnten nicht in die Berge gehen. Dann ging ich in meinem Regenmantel mit einer Karte in der Hand auf eine einsame Wanderung durch Zakopane. Plötzlich sah ich ein Hinweisschild auf einen Karmel.

Es war die Stunde der Heiligen Messe. […] Zum ersten Mal befand ich mich in dem heiligen Ort der Jungfrau vom Berge Karmel. Als ich die Schwestern hinter den Gitterstäben beten hörte, wusste ich, dass ich bald eine von ihnen sein würde. Ich wusste, dass sie die glücklichsten Menschen auf der Erde waren.


Endlich bin ich angekommen!

Als ich nach Hause kam, ging ich zum Kloster in Stettin. Ich bat darum, mit einer Schwester zu sprechen, die mir von Karmel erzählen konnte. Ich habe nicht über meinen Wunsch gesprochen. Ich fragte, und die Schwester zeichnete eine Stunde lang ein Bild des Lebens vor mir, das sich als das herausstellte, was ich leben wollte. Dann entschied ich mich: wenn ich gehen musste, dann jetzt.

Es war unmöglich für mich, wieder zur Universität zu gehen. Ich konnte nicht länger warten.

Im August habe ich mich mit einer Freundin verabredet. Ich wollte ihr von meiner Entscheidung erzählen. Sie hörte mir zu, dann zog sie unerwartet das Buch von der hl. Therese von Lisieux aus ihrer Tasche. Auf der ersten Seite sah ich das Siegel des Klosters in Gnesen, mit der genauen Adresse und dem Telefon der Schwestern.


Eingangstor Karmel Gnesen

Kurz darauf […] erzählte ich am Abend, dass ich in den Karmel eintreten wolle. Alle waren wie erstarrt. Ich weiß nicht mehr, ob jemand zu Abend gegessen hat. Ich blieb mit meiner Mutter in der Küche und erzählte ihr von der Art und Weise, wie die Schwestern leben. Es schien mir, dass sie verstand. Am Morgen, als ich ihr Gesicht von Tränen angeschwollen sah, verstand ich, dass es schwer für sie war zu verstehen. Ihr Leiden war der größte Test für meine Berufung.

Nach einigen Tagen ging ich am Sonntag mit meinem Vater zur Heiligen Messe. Als die Lesung begann, hörte ich diese Worte: Du hast mich verführt, Herr, und ich habe mich verführen lassen. Er fing an, mein Herz wie ein Feuer zu reiben. Ich versuchte ihn zu unterdrücken, aber ich konnte nicht. Mein Gott, Gott, ich suche dich und meine Seele begehrt dich. Mein Körper vermisst dich, weil die Erde ausgetrocknet ist und nach Wasser verlangt. […] Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren, und wer sein Leben um meinetwillen verliert, wird es finden.

Gott sprach mit großer Kraft zu mir.
Er bestätigte seinen Willen, sein Versprechen.
Sein Wort hat mich verbrannt.

Einkehrtage und Probezeit im Karmel.

Es war September. Acht Tage lang betete ich und sprach mit einer Schwester, die mich auf diesem Weg begleitete. Sie wurde sofort meine engste Schwester. Ich kämpfte darum, auf der anderen Seite des Gitters zu sein. Ich stand um fünf Uhr auf, um den Stimmen der Schwestern im Halbdunkel zu lauschen und weigerte mich zu trauern. Ich war bereits an das Brevier gewöhnt, allein mit Jesus. Ich fing an zu beten. Ich habe Stunden in der Kapelle verbracht. Jesus lehrte mich, in einer Beziehung mit Ihm zu leben, treu und unaufhörlich.

Am 14. Oktober war die 1. Vesper des Festes von hl. Teresa von Avila. Ich war sehr glücklich, aber auch benommen. Alles war neu, alles anders. Gleichzeitig war es mir, als würde ich nach Jahren des Reisens wieder nach Hause kommen. Ich fühlte mich wie im Himmel. Die stille schlichte Zelle, ständige Rezitation von Psalmen, die Liturgie voller Einfachheit, mit vielen Verbeugung bis auf den Boden mit der Geste, ihn als Zeichen der Anbetung zu küssen. Ein Garten, in dem man sich mit dem Rosenkranz in der Hand verstecken kann, Arbeiten in der Gegenwart Gottes und Erholung - Schule der Schwesterliebe, ganz gewöhnlich und zugleich heilig.

Nach einem Monat der Proben kehrte ich nach Hause zurück. Mein Professor meinte, nach sieben Jahren Musikstudium sei ich müde. Ich solle mich erholen, dann würde ich zurückkehren. Ich wusste, dass das nicht passieren würde.





Clausura

Zu Hause lebte ich wie eine Karmeliterin.
Ich habe den Karmel sehr vermisst. Diese Welt war nicht mehr meine Welt. […] Ich fühlte, dass es diese Zeit gerade über meine menschliche Kräfte ging. Am Weihnachtsabend verbrachte ich auf Wunsch meiner Eltern zu Hause. Am nächsten Tag gingen wir zum Karmel. Es war der Sonntag der Heiligen Familie.

Als sich die Kausurtür für immer hinter mir geschlossen hatte, begann die Geburt in ein neues Leben. Ich war so glücklich. Jesus hat mir gezeigt, dass ich Heilung brauche. Er fing an, mein Herz zu berühren, führte mich zur Selbsterkenntnis und verfeinerte langsam meine geistliche Erfahrung. […] das Christentum beginnt mit der Inkarnation. Um mir seine Liebe zu zeigen, entblößte er mir mein Elend. Um mich in die Freiheit zu führen, erkannte ich, dass ich gefangen war. Um mir Glück zu geben, zeigte er mir, was meine Qual ist und heilte mich. […]

Jetzt weiß ich, dass das Karmelleben ein Privileg ist, die tiefste Armut zu erfahren. Ich spüre, dass ich nichts tun kann. Ich bin zur Kontemplation berufen, zur tiefen Einheit mit Gott, ich werde zerrieben und verbrannt. Ich bin beim Herrn, auch wenn ich nicht beten kann. Wenn ich nicht fähig bin zu lieben, bitte ich um Vergebung. Ich brauche Barmherzigkeit und mir wird Barmherzigkeit geschenkt, wenn ich Jesus anrufe. Er erfüllt mich mit Sanftmut, mit Glauben, mit dem Geist der Versöhnung und Treue.

[…] Ich habe festgestellt, dass Gott durch Ereignisse, durch Menschen handelt, in unsere Geschichte eingeht und sie zu unserem Besten führt. Die Beziehung zu Ihm wurde sehr konkret. Und voller Wunder. Wunder, für die ich nur danken kann.

Er offenbart seine Liebe, durchsetzt Schmerz mit Glück, das mir niemand nehmen kann, transformiert Traurigkeit in Freude, rettet und befreit. Manchmal muss man warten. Manchmal dauert es Jahre. Es ist ein Geheimnis. Durch Gott lernen wir Vertrauen; Vertrauen, Unterwürfigkeit, Demut. Und Er kommt, um das Versprechen zu erfüllen. Wir Karmelitinnen können schon hier auf Erden das Glück des Himmels leben.

Ich möchte, dass jeder Mensch dies erfährt - dass Gott wirkt, dass er sogar aus dem Tod das Leben hervorbringt, das uns bereits Anteil an der Auferstehung gibt.





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Sonntag, 10. Dezember 2017

„Mein Abschiedsvideo“

Dieses ist mein Abschiedsvideo (und mein letztes). 
 
Berufen in den Karmel-
Komm, folge MIR.

Die noch nicht 24-jährige Jade Banks ist am 30. November 2017 in ein Kloster der Unbeschuhten Karmelitinnen eingetreten. Sie wurde Postulantin im Karmel „Jesus, Maria und Josef“ (Carmel of Jesus, Mary and Joseph).

„Ich bin überglücklich und so aufgeregt, Jesus und Maria auf diese Weise dienen zu können. Ihr alle könnt meiner Gebete für euch sicher sein.


 
„Die Unbeschuhten Karmelitinnen vom Kloster „Jesus, Maria und Josef“ haben eine große Liebe für die Tradition, nämlich die lateinische Messe, das Gebet für die Priester und das Heil der Seelen
.

„Ich möchte den Rest meines Lebens damit verbringen, Seine Liebe und Barmherzigkeit im Gebet durch Maria überall hin zu verbreiten.“ 


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Carmel of Jesus, Mary and Joseph
430 Monastery Rd.
Elysburg, PA 17824

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Freitag, 24. November 2017

DER GESANG DER SEELE - (Johannes vom Kreuz, 24.11.)

Johannes vom Kreuz: Empor den Karmelberg 

DER GESANG DER SEELE


(Die Seele preist ihr glückliches Geschick, im Durchleiden der dunklen Nacht des Glaubens entblößt und geläutert worden zu sein für die Vereinigung mit dem Geliebten.)

1 In einer dunklen Nacht,
die Liebesglut - O glückliches Geschehen! -
zum Sehnsuchtsbrand entfacht,
entfloh ich ungesehen
und ließ mein Haus schon tief in Ruhe stehen.

2 Ich konnt' in Heimlichkeit,
vermummt, auf schmaler Treppe sicher gehen,
gedeckt von Dunkelheit
- O glückliches Geschehen! -
und ließ mein Haus schon tief in Ruhe stehen.

3 Sollt' niemand meiner achten
in dieser Segensnacht; auch wollte ich
mir selbst kein Ding betrachten;
nichts andres führte mich,
als nur mein Licht im Herzen innerlich.

4 Dies hat mich hingeleitet,
viel sich'rer als das volle Licht am Tage,
wo Er sich mir bereitet,
Zu dem ich Liebe trage;
und kein Geschöpf uns dort Zu stören wage.

5 O Nacht, die holder scheint
als Morgenrot, in ihren dunklen Falten
die Liebenden vereint,
bis göttliche Gewalten
die Liebste in den Liebsten umgestalten!

6 An meiner Brust, allein
für Ihn erblüht, genoß Er traute Rast;
hier schlief er friedlich ein;
ich labte meinen Gast,
und Kühlung fächelte ein Zedernast.

7 Als schon der Morgenwind
Sein Haar umspielte,fühlt' am Nacken streichen
ich Seine Hand, so lind;
dies traf mich ohnegleichen
und ließ mir alle Sinne süss entweichen.

8 Vergessen sog mich ein.
Ich blieb, das Haupt dem Liebsten angeschmiegt,
und ließ mein ganzes Sein
entschwinden. Eingewiegt,
ist unter Lilien mein Gram versiegt.


(Johannes vom Kreuz, Empor den Karmelberg, Einsiedeln. 2003.
Übertragung von Oda Schneider)

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(SUBIDA DEL MONTE CARMELO) - CANCIONES

En que canta el alma la dichosa ventura que tuvo en pasar por la oscura noche de la fe, en desnudez y purgación suya, a la unión del Amado

1. En una noche oscura,
con ansias, en amores inflamada,
¡oh dichosa ventura!,
salí sin ser notada
estando ya mi casa sosegada.

2. A oscuras y segura,
por la secreta escala, disfrazada
¡oh dichosa ventura!,
a oscuras y en celada,
estando ya mi casa sosegada.

3. En la noche dichosa,
en secreto, que nadie me veía,
ni yo miraba cosa,
sin otra luz y guía
sino la que en el corazón ardía.

4. Aquésta me guiaba
más cierto que la luz del mediodía,
adonde me esperaba
quien yo bien me sabía,
en parte donde nadie parecía.

5.¡Oh noche que guiaste!
¡Oh noche amable más que la alborada!
¡Oh noche que juntaste
Amado con amada,
amada en el Amado transformada!

6. En mi pecho florido,
que entero para él solo se guardaba,
allí quedó dormido,
y yo le regalaba,
y el ventalle de cedros aire daba.

7. El aire de la almena,
cuando yo sus cabellos esparcía,
con su mano serena
en mi cuello hería
y todos mis sentidos suspendía.

8. Quedéme y olvidéme,
el rostro recliné sobre el Amado,
cesó todo y dejéme,
dejando mi cuidado
entre las azucenas olvidado.



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Mittwoch, 8. November 2017

Heilige Elisabeth von der heiligsten Dreifaltigkeit

Unretuschierte Fotos der Heiligen
bei ihrem Eintritt als Braut Christi
in den Karmel von Dijon
und als Novizin.


VENI, sponsa mea, veni:
vulneráste cor meum,
soror mea sponsoa,
vulnerásti cor meum.

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Komm, meine Braut, komm.
Du hast mein Herz verwundet,
meine Schwester, meine Braut;
du hast mein Herz verwundet.




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Dienstag, 7. November 2017

Letzte Exerzitien. - Hl. Elisabeth v.d. hlgs. Dreifaltigkeit (17/17) - Sechzehnter Tag

„Gleichwie ein Hirsch verlangt nach Wasserquellen, also verlangt meine Seele nach dir, o Gott! Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem starken, lebendigen Gott. Wann werde ich hinkommen und erscheinen vor Gottes Angesicht?“ (Ps 41,1f).

Und dennoch: „Wie der Sperling sein Haus findet und die Turteltaube ihr Nest, wo sie ihre Jungen hineinlegt“ (Ps 83,4), so hat auch „Laudem gloria“' in Erwartung jener Stunde, die sie ins himmlische Jerusalem, in die „selige Vision des Friedens“ führen soll, schon hienieden ihre Seligkeit, ihren Himmel gefunden, wo sie das Leben beginnt, das sie in Ewigkeit führen soll.

Wie zu Zachäus, so hat auch zu mir der göttliche Meister gesagt: „Steig eilends herab; denn ich muss heute in deinem Haus einkehren!“ [Lk 19,5] Steig eilends herab, aber wohin? In das Innerste meiner Seele, nachdem ich mich selbst verlassen, mich von meinem Ich getrennt und losgeschält habe.

„Ich muss in deinem Haus einkehren!“ Der Meister will in mir wohnen mit dem Vater und dem Hl. Geist, damit ich Gemeinschaft mit ihnen habe (1 Joh 1,3). Ihr seid nicht mehr Fremdlinge, sondern ihr seid ... Hausgenossen Gottes“ (Eph 2,19), sagt der hl. Paulus.

Hausgenosse Gottes sein, d. h. im Schoß der Dreifaltigkeit in jener unbezwinglichen Burg der heiligen Sammlung wohnen.


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Montag, 6. November 2017

Letzte Exerzitien. - Hl. Elisabeth v.d. hlgs. Dreifaltigkeit (16/17) - Fünfzehnter Tag

Nach Jesus Christus, freilich in unendlichem Abstand von ihm, ist Maria das große „Lob der Herrlichkeit“ für die heiligste Dreifaltigkeit. Vollkommen entsprach sie der göttlichen Auserwählung nach dem Wort des Apostels: „Immer rein, makellos, untadelhaft“ [Kol 1,23] vor den Augen des dreimal heiligen Gottes.

Mariens Seele ist so einfach, ihre Lebensäußerungen sind so tief, dass man sie nicht erfassen kann. Ihr Leben ist so durchsichtig klar, so leuchtend, dass man sie für das Licht selbst halten könnte. Dennoch ist sie nur ein „Spiegel“ der „Sonne der Gerechtigkeit“.

„Die Jungfrau bewahrte alle diese Dinge in ihrem Herzen.“ Ihre ganze Geschichte lässt sich in diesen wenigen Worten zusammenfassen. Ihr Leben strömte in ihrem Herzen zusammen, aber in einer Tiefe, in die der menschliche Blick nicht zu dringen vermag. Wenn ich im Evangelium lese, dass Maria „eilig über das Gebirge von Juda ging“, um ihr Liebeswerk bei ihrer Base Elisabeth auszuüben, dann sehe ich sie so schön, so ruhig, so majestätisch, so gesammelt mit dem Worte Gottes vorüberwandeln! Gleich ihm betete sie allezeit: „Ecce!“ - Da bin ich! — Wer? — Die Magd des Herrn, die letzte seiner Kreaturen, sie, seine Mutter!

Maria war so wahr in ihrer Demut! Weil sie immer sich selbst vergaß, nichts von sich wusste und von sich selbst frei war, konnte sie singen: „Große Dinge hat er an mir getan, der da mächtig ist. Siehe, von nun an werden mich seligpreisen alle Geschlechter!“

Die Königin der Jungfrauen ist auch die Königin der Märtyrer. Ihr Herz wird vom Schwert durchbohrt, bei ihr vollzieht sich alles im Innern. Wie ist sie in ihrem langen Martyrium gleichsam eingehüllt in eine Majestät, die zugleich Kraft und Milde ausstrahlt! Vom Wort Gottes selbst hatte sie gelernt, wie die leiden müssen, die der Vater zu Schlachtopfern auserkoren hat, jene, die er nach seinem Ratschluss vorhergesehen und vorherbestimmt hat, seinem Gesalbten gleichförmig zu werden, dem Gekreuzigten aus Liebe.

Da steht sie am Fuß des Kreuzes und der Meister sagt mir: „Siehe, deine Mutter!“ Er schenkt sie mir als Mutter. Und jetzt, da er zum Vater aufgefahren ist und mich an seiner Stelle aufs Kreuz gelegt hat, damit ich an meinem Leib ersetze, was seinem Leiden abgeht für seinen mystischen Leib, die Kirche, weilt auch die Jungfrau bei mir, um mich leiden zu lehren, wie er gelitten hat.

Wenn ich mein „consummatum est“, „es ist vollbracht“ gesprochen habe, wird auch sie mich einführen in die ewigen Vorhöfe, mir leise das geheimnisvolle Wort zuflüsternd: „Laetatus sum in his, quae dicta sunt mihi: in domum Domini ibimus!“ „Ich freue mich, weil man mir sagt: Lasst uns gehen zum Hause des Herrn!“ (Ps 121,1).


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Sonntag, 5. November 2017

Letzte Exerzitien. - Hl. Elisabeth v.d. hlgs. Dreifaltigkeit (15/17) - Vierzehnter Tag

„Ich halte alles für Verlust um der alles übertreffenden Erkenntnis meines Herrn Jesu Christi willen, um dessentwillen ich auf alles verzichtet habe ... um Christus zu gewinnen und in ihm erfunden zu werden, nicht mit meiner Gerechtigkeit ... sondern mit der Gerechtigkeit aus Gott durch den Glauben, sodass ich ihn erkenne und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden, indem ich ihm ähnlich werde im Tod ... Ich strebe danach, ob ich es etwa ergreife; wie auch ich von Christus ergriffen bin. Brüder, ich bilde mir nicht ein, es ergriffen zu haben. Eins aber tue ich: ich vergesse, was hinter mir liegt, und strecke mich nach dem aus, was vor mir liegt. Dem vorgesteckten Ziel eile ich zu, dem Preis der von oben erhaltenen Berufung Gottes in Christus Jesus.“ (Phil 3,8 ff).

Die Größe dieser Berufung hat der Apostel oft hervorgehoben. Wie soll ich der Würde einer solchen Berufung entsprechen? 


„Christus ist mein Leben.“ (Phil 1,21). „Ich lebe, doch nicht ich, sondern Christus lebt in mir!“ (Gal 2,20).  Das ist das Mittel. Ich muss in Christus umgewandelt werden. Deshalb ist es notwendig, dass ich dieses göttliche Vorbild studiere, damit ich so sehr mit ihm eins werde, dass ich unaufhörlich durch mein Sein und Tun den Augen des Vaters das Abbild seines Sohnes darstelle.

Was sagt nun Christus bei seinem Eintritt in diese Welt? „Siehe, ich komme, o Gott, zu vollbringen deinen Willen.“ (Hebr 10,9).  So aufrichtig gemeint war diese erste Aufopferung des göttlichen Meisters, dass sein Leben gewissermaßen der Ausfluss derselben war.

„Meine Speise ist“, pflegte er zu sagen, „dass ich den Willen dessen tue, der mich gesandt!“ (Joh 4,34).

Diese Speise muss auch die der Braut sein, zugleich jedoch auch das Schwert, das sie hinopfert.

„Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; aber nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“ (Mk 14,36). In Frieden geht sie dann zur Schlachtbank mit dem Meister, glücklich darüber, dass der Vater sie als die Seine erkennt, da er sie mit seinem Sohn kreuzigt. Dadurch, dass sie ihn nie verlässt, sondern ihn mit aller Kraft umklammert, wird sie fähig, jene geheime Kraft auszustrahlen, welche die Seelen befreit und rettet.

Mit dem göttlichen Anbeter wird sie Gott „allezeit darbringen das Opfer des Lobes, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen.“ (Hebr 13,15).  Sie wird ihn loben ob der großen Herrlichkeit seiner Heiligkeit und von seiner Größe erzählen.

Zur Stunde der Demütigung, der Vernichtung wird sie sich des Wortes erinnern: „Jesus autem tacebat“ [Jesus aber schwieg. Mt 26,63], und wird schweigend ihre ganze Kraft dem Herrn bewahren, jene Kraft, die aus dem Schweigen fließt.

Naht die Verlassenheit und Seelenangst, die Christus den großen Klageruf erpresste: „Warum hast du mich verlassen?“ (Mk 15,34), dann wird sie sich erinnern, dass der Herr gebetet hat: „dass eure Freude vollkommen sei!“ Den Kelch, den der Vater bereitet hat, wird sie bis zur Neige trinken und in dessen Bitterkeit eine göttliche Süßigkeit finden.

Endlich, nachdem sie oft gesprochen hat: „Mich dürstet!“ d. h. „Ich verlange danach, dich in deiner Glorie zu besitzen“, wird sie sterbend sprechen: „Es ist vollbracht!“ (Joh 19, 30). „In deine Hände empfehle ich meinen Geist!“ (Lk 23,46). Und der Vater wird ihr sein Erbe geben, wo sie sein Licht im Licht schauen wird (Ps 35,10). „Wisset“, singt David, „dass der Herr Wunder getan hat an seinen Heiligen.“ (Ps 4,4) Ja, der heilige Gott ist dann in dieser Seele verherrlicht worden; denn er hat alles in ihr zerstört, um sie mit sich zu bekleiden, und sie hat ihr Leben nach dem Wort des Vorläufers gestaltet: „Er muss wachsen; ich aber muss abnehmen.“ (Joh 3,30).


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Samstag, 4. November 2017

Letzte Exerzitien. - Hl. Elisabeth v.d. hlgs. Dreifaltigkeit (14/17) - Dreizehnter Tag

Instaurare omnia in Christo!“ (Eph 1,10). Alles in Christus erneuern!

Der hl. Paulus ist wieder mein Lehrer x. Der hl. Paulus, der sich in den tiefen Ratschluss Gottes versenkt hat, sagt mir, dass der Herr bei sich beschlossen hat, alles in Christus zu erneuern.

Damit ich vollständig diesen göttlichen Plan verstehe und erfülle, zeichnet mir der Apostel selbst eine Lebensregel vor: „Wandelt in Jesus Christus, eingewurzelt und gegründet in ihm, fest im Glauben ... und wachset in ihm mit Danksagung.“ (Kol 2,6).

In Christus wandeln, heißt das nicht, aus sich heraustreten, sich selbst verlassen, um mit jedem Augenblick tiefer in ihn einzudringen, so tief, dass man in ihm Wurzel schlägt und jedem kommenden Ereignis begegnen kann mit der kühnen Herausforderung: „Wer wird mich scheiden von der Liebe Christi?“ (Röm 8,35).

Wenn die Seele so tief in ihm gegründet ist, dass ihre Wurzeln sich an ihn klammern, dann fließt ihr der göttliche Lebenssaft in Strömen zu und alles, was nichtig, unvollkommen, natürlich ist, wird zerstört: „Das Sterbliche wird durch das Leben verschlungen.“ [Vgl. 2 Kor 5,4]. So von sich selbst losgeschält, bekleidet mit Christus, braucht die Seele weder die Berührung mit der Außenwelt, noch die Schwierigkeiten im Innern zu fürchten. Weit entfernt ein Hindernis zu bilden, lassen diese Dinge sie nur noch tiefer in der Liebe ihres Meisters wurzeln. Sie kann mit dem Psalmisten singen: „Wenn ein Heerlager wider mich aufsteht, so wird sich mein Herz nicht fürchten; wenn sich ein Streit wider mich erhebt, so will ich dabei hoffen ... denn er hat mich verborgen in seinem Zelt“ (Ps 26,3 u. 5), d. h. in sich selbst.

Das, so scheint mir, meint der hl. Paulus mit den Worten, dass wir in Christus „eingewurzelt“ sein sollen.

Was bedeutet aber, auf ihn gegründet sein? Der Prophet singt: „Er hat mich auf einen Felsen gehoben. Und nun erhob er mein Haupt über meine Feinde.“ (Ps 26,6). Ist das nicht das Bild einer Seele, die auf Christus gegründet ist? Er ist jener Felsen, auf den sie gehoben wird über sich selbst, über die Sinne und die Natur, über alle Tröstungen und Schmerzen, über alles hinaus, was nicht einzig und allein er ist. Auf dieser Höhe besitzt sich die Seele vollkommen, beherrscht und überragt sich selbst und damit alle anderen Dinge.

Der hl. Paulus empfiehlt mir auch, festzustehen im Glauben, in jenem Glauben, welcher der Seele nicht gestattet einzuschlummern, sondern sie allezeit wach erhält unter dem Blick ihres Meisters, tief gesammelt unter dem Einfluss seines Schöpferwortes, in jenem Glauben an die überschwängliche Liebe Gottes.

Endlich will der Apostel, dass ich in Christus wachse durch Danksagung. So muss alles vollendet werden. „Vater, ich danke dir.“ (Joh 11,41).  Das sang die Seele Christi und er will das Echo dieser Worte in meiner Seele vernehmen. Aber mir scheint, dass das „neue Lied“, das meinen Gott am meisten entzückt und fesselt, der Gesang einer von sich selbst entäußerten, befreiten Seele ist, in der er sein Wesen abspiegeln und seinen Willen gänzlich durchführen kann. Diese Seele wird unter seiner Hand zur Laute, alle ihre Gaben sind Saiten, die Tag und Nacht zum Lob seiner Herrlichkeit erklingen.

x [Die Schriften der hl. Elisabeth von der heiligsten Dreifaltigkeit sind ganz durchsetzt von Zitaten und Gedanken des großen Völkerapostels. Nebst dem hl. Johannes v. Kreuz, war der hl. Paulus ihr Lieblingslehrer.]


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Freitag, 3. November 2017

Letzte Exerzitien. - Hl. Elisabeth v.d. hlgs. Dreifaltigkeit (13/17) - Zwölfter Tag

Verbum caro factum est et habitavit in nobis!“ (Joh 1,14). Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.

Gott hatte gesagt: „Seid heilig, weil ich heilig bin!“ [Lv 11,44]. Aber er war so verborgen und unnahbar. Er musste zu seinen Geschöpfen herabsteigen, ihr Leben leben, damit sie seinen Fußstapfen folgen, so wieder zu ihm hinaufsteigen und heilig werden konnten.

„Ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt seien.“ (Joh 17,19). Ich betrachte jetzt das Geheimnis, das den Zeiten und Geschlechtern verborgen ist, das Geheimnis, das Christus selbst ist, der für uns die „Hoffnung der Herrlichkeit“ ist, wie der hl. Paulus sagt. Er fügt hinzu, ihm sei das Verständnis dieses Geheimnisses verliehen worden. Von diesem großen Apostel will ich mich also belehren lassen, um in den Besitz jener Wissenschaft zu gelangen, die alles Erkennen übersteigt, die Wissenschaft nämlich von der Liebe Christi (Eph 3,19).

Zuerst sagt er mir, dass er mein Friede ist. „Durch ihn habe ich Zutritt zum Vater; denn es hat dem Vater der Lichter gefallen, dass in ihm alle Fülle wohne, dass durch ihn alles mit ihm versöhnt werde, sowohl was auf Erden, als was im Himmel ist.“ (Kol 1,19 ff). „Ihr seid in ihm erfüllt“, so spricht der Apostel im 2. [sic] Kolosserbrief [vgl. Kol 2,10], „und in der Taufe mitbegraben mit ihm, auch auferstanden mit ihm durch den Glauben an die Macht Gottes ... Er hat euch mitbelebt mit ihm, indem er (der Vater) euch alle Sünden vergab und die Handschrift des Urteils, die wider uns war, auslöschte, wegnahm und ans Kreuz heftete“ (Kol 2,10 ff), „damit wir heilig, untadelhaft und unsträflich vor ihm seien.“ (Kol 1,22). So handelt Christus mit jeder Seele, die guten Willen hat und seine unendliche, übergroße Liebe drängt ihn, dies auch in mir zu wirken.

Er will mein Friede sein, damit nichts mich zu zerstreuen und aus jener unerschütterlichen Burg der heiligen Sammlung zu vertreiben vermöge. Dort wird er mir Zutritt zum Vater geben und mich in seiner Gegenwart erhalten, als ob meine Seele sich schon in der Ewigkeit befände. Durch sein am Kreuz vergossenes Blut wird er alles in meinem Innern zur Ruhe bringen, damit dieses wirklich die Ruhestätte der allerheiligsten Dreifaltigkeit werde ... Er wird mich mit sich erfüllen, mich in sich begraben, er wird mich in sich leben lassen, leben von seinem Leben: „Mihi vivere Christus est – Christus ist mein Leben!“ (Phil 1,21).

Und wenn ich auch jeden Augenblick falle, so will ich im gläubigen Vertrauen mich von ihm aufheben lassen; denn ich weiß, dass er mir alles verzeihen wird. Ja, mehr als dies! Er wird mich berauben, befreien von all meinem Elend, von allem, was die göttliche Wirksamkeit hindert. Er wird „meine Gewalten“ (Seelenkräfte) mit sich gefangen fortführen, über sie triumphieren durch sich selbst. Dann werde ich ganz in ihm eingegangen sein und sagen können: „Nicht ich lebe, sondern Christus lebt in mir!“ x Und ich werde heilig, rein und untadelhaft sein in den Augen des Vaters.

x [Gal 2,20; Elisabeth schreibt hier nicht „Christus lebt in mir“, sondern „mein Meister lebt in mir“. Die Verfasserin der „Souvernirs“ scheint bei den Textwiedergaben, was den Wortlaut betrifft, nicht immer so genau zu sein, weil sie vielleicht aus dem Gedächtnis oder nur dem Sinn nach zitiert. Dies tut dem Inhalt aber keinen wesentlichen Abbruch. Vgl. Sagordy / Karl / Reiter, ebd., Bd. 1, S. 33 f. Teilweise liegt es auch an der Übersetzung, die nicht immer den Wortlaut trifft, sondern freier übersetzt.]


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Donnerstag, 2. November 2017

Letzte Exerzitien. - Hl. Elisabeth v.d. hlgs. Dreifaltigkeit (12/17) - Elfter Tag

„Der Herr hat mich ins Weite geführt; er rettete mich, weil er mich liebte.“ (Ps 17,22). Wenn der Herr sein Geschöpf tief gesammelt in seiner inneren Einsamkeit betrachtet, dann wird er von dessen Schönheit gefangen und führt es hinaus in jene Weite, von welcher der Psalmist singt und die nichts anderes ist, als er selbst. „So will ich eingehen in die Kraft des Herrn.“ (Ps 70,16).

Der Herr hat durch seinen Propheten gesprochen: „Ich will sie in die Einsamkeit führen und zu ihrem Herzen sprechen.“ (Os 2,14) So geht die Seele ein in jene weite Wüste, wo sie Gott vernehmen wird. „Das Wort Gottes aber ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch, bis es Seele und Geist, auch Mark und Bein, scheidet.“ (Hebr. 4,12).

Das Wort Gottes selbst wirkt also diese Losschälung in der Seele. Es ist ihm eigentümlich, dass es das, was es zu verstehen gibt, auch bewirkt und schafft, wenn die Seele nur mit sich schalten und walten lässt.

Doch es genügt nicht, das göttliche Wort zu vernehmen. Die Seele muss es auch bewahren. Dadurch wird sie geheiligt in der Wahrheit nach dem Wunsch des göttlichen Meisters: „Heilige sie in der Wahrheit! Dein Wort ist Wahrheit.“ (Joh. 17,17).

Hat er nicht dem, der sein Wort bewahrt, versprochen: „Mein Vater wird ihn lieben, und wir werden Wohnung bei ihm nehmen?“ (Joh 14,23). Die heiligste Dreifaltigkeit wohnt in einer Seele, die das Wort Gottes bewahrt. Hat die Seele einmal ihren Reichtum begriffen, so werden alle natürlichen und übernatürlichen Freuden, die sie empfindet, nur eine Einladung zur inneren Einkehr, um Gott, das höchste Gut, zu genießen. „So erlangt sie“, sagt der hl. Johannes vom Kreuz, „eine gewisse Ähnlichkeit mit dem göttlichen Wesen.“ [Vgl. Das Lied der Liebe, Stophe 39.]

„Seid vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist!“ [Mt 5, 48]. Der hl. Paulus sagt mir, dass Gott alles nach dem Ratschluss seines Willens wirkt [Eph 1,11], und mein göttlicher Meister fordert von mir, dass ich ihm huldige, indem auch ich alle Dinge nach dem Ratschluss seines Willens tue, d. h. ich darf mich nie beherrschen lassen durch die ersten Eindrücke und Regungen der Natur, ich muss mich im Gegenteil selbst besitzen durch den Willen. Damit aber dieser Wille frei sei, muss ich ihn einfrieden in den Willen Gottes; alsdann werde ich getrieben von seinem Geist. Alles, was ich tue, ist gleichsam göttlich, ewig und nach dem Bild des Unveränderlichen.


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Mittwoch, 1. November 2017

Letzte Exerzitien. - Hl. Elisabeth v.d. hlgs. Dreifaltigkeit (11/17) - Zehnter Tag

„Seid vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist!“ (Mt 5,48). Wenn mein Meister mich diese Worte im Grund der Seele vernehmen lässt, so verstehe ich darunter sein Verlangen, dass ich gleich dem Vater in einer ewigen Gegenwart lebe, ohne „Vorher“, ohne „Nachher“, in einem ewigen „Jetzt“.

Was ist dieses „Jetzt“? David antwortet mir: „Man wird ihn immer um seiner selbst willen anbeten.“ [nach Ps 71,15]. Das ist die ewige Gegenwart, in der ein „Lob seiner Herrlichkeit“ verbleiben soll. Aber damit die Seele in Wahrheit anbete, muss sie auch sagen können: „Um seiner Liebe willen habe ich alles dahingegeben!“ d. h. um ihn immer anbeten zu können, habe ich mich vereinsamt, getrennt, entblößt von mir und allen Dingen, sowohl der natürlichen, wie der übernatürlichen Ordnung, auch losgeschält von den Gaben Gottes. Denn eine Seele, die nicht von sich selbst frei ist, wird notwendig zu manchen Zeiten ein ganz natürliches, nichtssagendes Leben führen, unwürdig einer Tochter Gottes und Braut Christi, eines Tempels des Heiligen Geistes.

Um sich vor diesem rein natürlichen Leben zu bewahren, muss die Seele ein inniges Glaubensleben führen im beständigen Hinblick auf den Meister. Dann wird sie wandeln „inmitten seines Hauses“. Sie wird immer Gott anbeten um seiner selbst willen und nach seinem Vorbild leben, im ewigen „Jetzt“, in dem er selbst lebt.

„Seid vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist!“ „Gott“, sagt Pseudo-Dionysius, „ist der große Einsame.“ Der Meister verlangt von mir, dass ich diese Vollkommenheit nachahme, dass ich ihm huldige, indem ich auch eine große Einsame werde. Das Verweilen in diesem inneren Schweigen wird fort und fort bedingt durch Einsamkeit, Trennung, Losschälung. Wenn meine Wünsche, Befürchtungen, Freuden und Schmerzen, wenn alle inneren Bewegungen nicht vollkommen auf Gott hingeordnet sind, dann bin ich nicht einsam, dann ist die Welt in meiner Seele.

„Höre Tochter und schau und neige dein Ohr, vergiss dein Volk und das Haus deines Vaters, so wird der König nach deiner Schönheit verlangen.“ (Ps 44,11f). Dieser Ruf ist eine Einladung zum Schweigen. „Höre ... neige dein Ohr“ ... d. h. um zu vernehmen. Du musst das Haus deines Vaters vergessen, nämlich alles, was mit dem natürlichen Leben zusammenhängt, von dem der Apostel spricht: „Wenn ihr nach dem Fleische lebt, werdet ihr sterben.“ (Röm 8,13).

Sein Volk vergessen ist schwerer, denn das umfasst unsere ganze, innere Welt: Gefühle, Empfindsamkeit, Erinnerungen, Eindrücke etc., kurz um das „Ich“. Und das muss man vergessen und verlassen. Hat die Seele das getan, hat sie auf alle diese Dinge verzichtet, dann ist der König gefangen von ihrer Schönheit; denn die Schönheit ist die Einheit mit Gott.


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Dienstag, 31. Oktober 2017

Letzte Exerzitien. - Hl. Elisabeth v.d. hlgs. Dreifaltigkeit (10/17) - Neunter Tag

„Seid heilig, denn ich bin heilig!“ [Lev 11,44 u. 19,2]. Wer außer ihm kann ein solches Gebot geben? Er hat selbst seinen Namen geoffenbart, den Namen, der ihm eigen ist, den er allein besitzt. „Ich bin“, sprach er zu Moses, „der ich bin!“ (Ex 3,14). Der einzig Lebende, der Urgrund alles Seins und aller Wesen. „In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir.“ (Apg 17,28).

„Seid heilig, denn ich bin heilig!“ Das ist wohl derselbe Willensausdruck wie am Tag der Schöpfung, als Gott sprach: „Lasset uns den Menschen machen nach unserm Ebenbild und Gleichnis!“ (Gn 1,26). Immer ist es der Wunsch des Schöpfers, dass sein Geschöpf ihm gleichförmig werde.

Der hl. Petrus schreibt, dass wir „in die Gemeinschaft mit der göttlichen Natur kommen“ (2 Petr 1,4) und der hl. Paulus empfiehlt uns, dass wir „seine anfängliche Grundlage bis ans Ende fest behalten.“ (Hebr 3,14). Der Jünger der Liebe aber spricht zu uns: „Jetzt sind wir Gottes Kinder; aber es ist noch nicht offenbar, was wir sein werden.“ „Wir wissen aber, dass wir, wenn er erscheinen wird, ihm ähnlich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Und ein jeder, der diese Hoffnung auf ihn setzt, der heiligt sich, gleichwie auch er heilig ist.“ (1 Joh 3,2f).

Heilig sein, wie Gott heilig ist, das ist das Maß der Kinder seiner Liebe. Hat der Meister nicht gesprochen: „Seid vollkommen, wie auch euer Vater im Himmel vollkommen ist?“ (Mt 5,48). Und zu Abraham sagte Gott: „Wandle vor mir und sei vollkommen!“ (Gn 18,1). Das ist also das Mittel, um jene Vollkommenheit zu erreichen, die der himmlische Vater von uns verlangt.

Das zeigt uns deutlich der hl. Paulus: „Gott hat uns in ihm (Christus) erwählt vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und untadelhaft seien in Liebe.“[Eph 1,5f]

In diesem Licht kann auch ich den herrlichen Weg der Gegenwart Gottes gehen, wo die Seele „allein mit dem Alleinigen“ wandelt, „geführt durch die Kraft seiner Rechten unter dem Schatten seiner Flügel, ohne die nächtlichen Schrecknisse zu fürchten, noch den Pfeil, der am Tage fliegt, noch das Unheil, so im Finstern schleicht, noch den Anfall des Teufels in der Mittagszeit“ x.

„Zieht aus den alten Menschen ... und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in Gerechtigkeit und wahrer Heiligkeit.“ (Eph 4,22-24).

So ist der Weg vorgezeichnet. Man braucht sich nur loszuschälen, um ihn so zu durchlaufen, wie Gott es wünscht. Sich losschälen, sich selbst absterben, sich aus dem Auge verlieren, war das nicht der Gedanke des Meisters, als er sprach: „Wenn jemand mir nachfolgen will, so verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach?“ (Mt 16,24). „Wenn ihr nach dem Fleische lebt“, sagt uns der Apostel, „werdet ihr sterben, wenn ihr aber mit dem Geist die Werke des Fleisches ertötet, werdet ihr leben!“ (Röm 8,13).

Das ist der Tod, den Gott verlangt und von dem er spricht: „Verschlungen ist der Tod im Sieg.“ (1 Kor 15,54). „O Tod“, spricht der Herr, „ich will dein Tod sein“ (Os 13,14), d. h.: O Seele, o mein angenommenes Kind, schau mich an, und du wirst dich aus den Augen verlieren, ergieße dich ganz in mich, komm, stirb in mir, damit ich in dir lebe!

x Ps 90,4ff; [Der Mittagsteufel ist ein in der Wüstenväterliteratur allgegenwärtiges Thema. Er gilt als der Dämon der Trägheit und des Überdrusses. Diese zählen zu den heimtückischsten Versuchungen im geistlichen Leben und speziell des Gebetes.]


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Montag, 30. Oktober 2017

Letzte Exerzitien. - Hl. Elisabeth v.d. hlgs. Dreifaltigkeit (9/17) - Achter Tag

„Sie hatten keine Ruhe Tag und Nacht und riefen: Heilig, heilig, heilig ist Gott, der Herr, der Allmächtige, der da war, der da ist und der da kommen wird, und sie fielen nieder ... und beteten an ... und legten ihre Kronen nieder vor dem Thron und sprachen: ‚Würdig bist du Herr, unser Gott, zu empfangen Preis und Ehre und Kraft.‘“ (Offb 4, 8 ff.)

Wie soll ich im Himmel meiner Seele die unaufhörliche Beschäftigung der Seligen nachahmen, die sich im Himmel der Glorie befinden, wie gleich ihnen beständig anbeten und lobpreisen? Der hl. Paulus gibt mir Licht hierüber, indem er den Seinigen schreibt: „Der Vater verleihe euch nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, mit Kraft gestärkt zu werden, durch seinen Geist am inneren Menschen, auf dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne und ihr in der Liebe Wurzel und Grund fasset.“ (Eph 2,16).

In der Liebe Wurzel und Grund fassen, das scheint mir die richtige Verfassung, um würdig das Amt eines „Lobes seiner Herrlichkeit“ zu erfüllen.

Die Seele, die in den Tiefen der Gottheit wohnt, tut alles „durch ihn, mit ihm und in ihm“. Sie schlägt mit jeder, auch der geringsten Anmutung tiefere Wurzeln in ihm, den sie liebt. Und alles in ihr huldigt dem dreimal heiligen Gott; sie ist ein ewiges Sanctus, ein unaufhörliches Lob seiner Herrlichkeit geworden. „Sie fielen nieder und beteten an und legten ihre Kronen vor dem Throne nieder.“

Zuerst muss die Seele sich niederwerfen, sich in den Abgrund ihres Nichts versenken, sich so sehr darin vertiefen, dass sie den wahren, unüberwindlichen, vollkommenen Frieden findet. An den Tiefen, in die sie sich hinabgestürzt hat, kann niemand mehr sie erreichen. Dann kann sie anbeten.

„Anbetung“, himmlisches Wort! Ich glaube, man kann es erklären als „Ekstase der Liebe“. Anbetung ist die durch die Schönheit, die Kraft, die unendliche Größe des Ewigen erdrückte Liebe. Dann verfällt die Liebe der Ohnmacht, hüllt sich in völliges, tiefes Schweigen. Das ist das größte Lob der ewigen Liebe. Es ist die äußerste Anstrengung einer Seele, die vor Liebe überströmt und nichts mehr zu sagen vermag.

„Erhebt den Herrn, unseren Gott, betet an, denn er ist heilig“ (Ps 98,9), heißt es in einem Psalm und wiederum: „Man wird ihn anbeten um seiner selbst willen!“ [Ps 71,15]. Die Seele, welche sich unter dem Eindruck dieser Gedanken sammelt und sie durchdringt mit dem Sinn des Herrn (Röm 11,34), lebt hoch über allem Vergänglichen, über dem eigenen Ich und empfindet einen Vorgeschmack des Himmels. Sie weiß, dass der, den sie anbetet, alles Glück und alle Herrlichkeit besitzt. Indem sie ihre Krone vor ihm niederlegt gleich den Seligen, verachtet sie sich und verliert sich selbst aus dem Auge. Durch Schmerz und Leid findet sie all ihre Seligkeit in der des angebeteten Wesens.

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Sonntag, 29. Oktober 2017

Letzte Exerzitien. - Hl. Elisabeth v.d. hlgs. Dreifaltigkeit (8/17) - Siebter Tag

Coeli enarrant gloriam Dei.“ (Ps 18,2) „Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes“. Da meine Seele der Himmel ist, in dem ich lebe und das himmlische Jerusalem erwarte, so muss meine Seele auch die Herrlichkeit des Ewigen besingen, nichts als die Herrlichkeit des Ewigen.

„Ein Tag ruft dem andern das Wort zu“ [Ps 19,3]: Alle Erleuchtungen, alle Mitteilungen Gottes sind jener Tag, der dem Tag das Wort, die Botschaft seiner Herrlichkeit bringt. „Das Gesetz des Herrn ist hell“, singt der Psalmist, „und erleuchtet die Augen.“ (Ps 18,9).

Folglich macht die Treue, mit der ich jedem seiner Gesetze und allen inneren Anregungen entspreche, dass ich im Licht lebe. Das Licht ist auch ein Bote, der seine Herrlichkeit uns kündet.

Aber hört das süße Wunder: „Tretet hin zu ihm, so werdet ihr erleuchtet!“ (Ps 33,6). Die Seele, die durch die Tiefe ihres inneren Blickes Gott in jener Einheit betrachtet, die ihn von allen anderen Dingen trennt, diese Seele ist erleuchtet, sie ist ein Tag, der dem anderen die Kunde seiner Herrlichkeit bringt. „Eine Nacht meldet der anderen die Kunde“ (Ps 115,3 f). Das ist sehr tröstlich: meine Ohnmacht, meine Schwäche, meine Finsternis, meine Fehler selbst, „erzählen die Herrlichkeit des Ewigen.“ x Auch meine seelischen und körperlichen Leiden tun dies. „Was soll ich dem Herrn vergelten, für alles, was er an mir getan? Den Kelch des Heiles will ich ergreifen.“ (Ps 118,2). Wenn ich diesen mit dem Blut meines Herrn geröteten Kelch nehme, und wenn ich in fröhlicher Danksagung mein Blut mit dem des heiligen Opfers vermische, das ihm Anteil an seinem unendlichen Wert gibt, dann kann es dem Vater große Ehre erweisen, dann ist mein Leiden eine Botschaft, „ein Wort“, das die Herrlichkeit des Ewigen verkündet.

x D. i . Gott erträgt die menschlichen Fehler und Schwächen und offenbart eben dadurch seine Barmherzigkeit und Güte.


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Samstag, 28. Oktober 2017

Letzte Exerzitien. - Hl. Elisabeth v.d. hlgs. Dreifaltigkeit (7/17) - Sechster Tag

„Und ich sah und siehe, ein Lamm stand auf dem Berg Sion und mit ihm hundertvierundvierzig Tausend, die seinen Namen und seines Vaters Namen auf ihren Stirnen geschrieben hatten. Und ich hörte eine Stimme vom Himmel wie das Rauschen vieler Wasser und wie das Rollen eines starken Donners und die Stimme, die ich hörte, war wie von Harfenspielern ... sie sangen wie ein neues Lied vor dem Thron... und niemand konnte das Lied singen als jene hundertvierundvierzig Tausend, denn sie sind Jungfrauen.“ (Offb 14,1).

Es gibt Wesen, die hienieden schon zu diesem Geschlecht gehören, das so rein ist wie das Licht; jetzt schon tragen sie auf ihren Stirnen den Namen des Lammes und den seines Vaters. Den Namen des Lammes durch die Ähnlichkeit und Gleichförmigkeit mit ihm, den Johannes „den Getreuen, den Wahrhaftigen“ [Offb 19,11] nennt, den er uns zeigt in blutgefärbtem Gewand. Auch diese sind die Getreuen, die Wahrhaftigen und ihr Gewand ist gefärbt mit dem Blut ihrer beständigen Hinopferung. „Den Namen seines Vaters“ tragen sie, weil in ihnen die Schönheit seiner Vollkommenheit erstrahlt; alle seine göttlichen Eigenschaften spiegeln sich ab in diesen Seelen und sind ebensoviele erzitternde Saiten, die das neue Lied singen. Sie folgen dem Lamm nicht bloß auf den breiten, leicht zu wandelnden Wegen, sondern auch auf dornigen Pfaden, durch das Gestrüpp des Weges; denn sie sind Jungfrauen, d. h. frei, abgesondert, losgeschält.

Frei von allem, außer von ihrer Liebe; abgesondert, getrennt von allem, besonders vom eigenen Ich; losgeschält von allen Dingen, nicht bloß der natürlichen, sondern auch der übernatürlichen Ordnung x . Welch ein Verlassen des eigenen Ich setzt das voraus! Welch ein Tod! „Täglich sterbe ich“ (1 Kor 15,31), sagt darum der heilige Paulus.

Der große Heilige schrieb an die Kolosser: „Ihr seid gestorben und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott.“ (Kol 3,3). So lautet die Bedingung. Man muss gestorben sein, sonst kann man wohl zu gewissen Stunden in Gott verborgen sein; aber man lebt nicht dauernd in ihm. Denn alle Empfindlichkeiten, alle Befriedigungen der Eigenliebe treiben die Seele aus diesem Leben in Gott wieder heraus. Die Seele, die ihren Meister betrachtet, mit jenem einfachen Auge, das den ganzen Leib erleuchtet, ist geschützt vor dem Abgrund der Bosheit, der in ihr ist. „Und er führte mich“, sagt der Psalmist, „ins Weite.“ (Ps 17, 26). Der Herr führt die Seele in seine Freiheit, wo alles rein, alles heilig ist.

O glückseliges Sterben in Gott, o süßes Verlieren seiner selbst, das dem Geschöpf erlaubt, auszurufen: „Mit Christus bin ich ans Kreuz geheftet! Ich lebe; doch nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Was ich aber nun lebe im Fleisch, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.“ (Gal 2,19).“

x D. h. die in Liebe entbrannte Seele überlässt sich ganz und gar ihrem göttlichen Bräutigam auch in Bezug auf seine Gnaden- und Liebeserweise und hegt keine eigenen Wünsche mehr.


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Freitag, 27. Oktober 2017

Letzte Exerzitien. - Hl. Elisabeth v.d. hlgs. Dreifaltigkeit (6/17) - Fünfter Tag

„Ich sah eine große Schar, die niemand zählen konnte ... Es sind jene, die aus großer Trübsal kamen und ihre Kleider gewaschen und weißgemacht haben im Blut des Lammes. Darum sind sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel und der auf dem Thron sitzt, wird über ihnen wohnen. Sie werden nicht mehr hungern, noch dürsten; es wird nicht mehr auf sie fallen die Sonne noch irgendeine Hitze; denn das Lamm in der Mitte vor dem Thron wird sie weiden und zu den Quellen des lebendigen Wassers führen, und Gott wird alle Tränen abwischen von ihren Augen.“ (Offb 7,9 u. 7,14-17).

Alle diese Auserwählten, die Palmen in den Händen tragen und in das Licht Gottes getaucht sind, mussten zuvor die großen Trübsale durchschreiten und jenen Schmerz kennenlernen, „der groß ist wie das Meer“ [Klgl 2,13]. Bevor sie mit unbedecktem Antlitz die Herrlichkeit des Herrn schauten, haben sie teilgenommen an den Erniedrigungen seines Gesalbten. Bevor sie umgewandelt wurden, „von Klarheit zu Klarheit“, in das Bild des göttlichen Seins, mussten sie dem Bild des menschgewordenen Wortes gleichförmig werden, das aus Liebe gekreuzigt worden ist.

Die Seele, die Gott Tag und Nacht dienen will in seinem Tempel, im inneren Heiligtum, von dem der hl. Paulus spricht: „Der Tempel Gottes ist heilig und der seid ihr“ (1 Kor 3,17), diese Seele muss entschlossen sein, einen tatsächlichen Anteil am Leiden ihres Meisters zu nehmen. Sie ist eine Erkaufte, die wieder andere Seelen erkaufen muss. Darum singt sie: „Ich rühme mich im Kreuz Jesu Christi.“ [Gal 6,14]. „Mit Christus bin ich gekreuzigt“ (Gal 6,14 und 2,19). „Ich ersetze an meinem Fleisch, was an den Leiden Christi für seinen Leib, der die Kirche ist, mangelt.“ (Kol 1,24).

„Die Königin steht zu deiner Rechten.“ (Ps 44,11). So schreitet diese Seele auf dem Weg nach Kalvaria zur Rechten ihres gekreuzigten, vernichteten, gedemütigten und doch allezeit starken, ruhigen und majestätischen Königs, der seinem Leiden entgegengeht, um die Herrlichkeit seiner Gnade offenbar zu machen.

Der schmerzliche Weg, auf dem die Braut mit dem Erlöser wandelt, erscheint ihr als ein Weg zur Seligkeit. Der Meister gibt ihr zu verstehen, dass sie über alles Bittere, das sich im Leiden findet, hinweggehen muss, um gleich ihm ihre Ruhe zu finden.

Dann kann sie Gott Tag und Nacht in seinem Tempel dienen. Die inneren und äußeren Prüfungen vertreiben sie nicht aus der heiligen Burg, worin er sie eingeschlossen hat. Sie hungert und dürstet nicht mehr. Trotz ihres verzehrenden Verlangens nach der Seligkeit, wird sie von jener Nahrung gesättigt, die auch die ihres Meisters war: „Der Wille des Vaters.“ [Vgl. Joh 4,32-34]. Sie fühlt die Sonne nicht mehr auf sich fallen, d. h. sie betrübt sich nicht mehr über das Leiden, und das „Lamm“ kann sie zu den Quellen des Lebens führen, wohin es will und wie es ihm gutdünkt. Denn sie hat nicht acht auf die Pfade, die sie wandelt; ihre Augen sind nur auf den Hirten gerichtet, der sie führt.

Über diese Seele, die sein angenommenes Kind und gleichförmig geworden ist dem Bild seines Sohnes, des Erstgeborenen unter allen Kreaturen, neigt sich Gott herab und erkennt sie an als eine von denen, die er vorherbestimmt, berufen und gerechtfertigt hat. Er frohlockt in seinem Vaterherzen beim Gedanken, dass er sein Werk vollenden wird, indem er sie verherrlicht und in sein Reich versetzt, damit sie dort in alle Ewigkeit das Lob seiner Herrlichkeit singe.


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Donnerstag, 26. Oktober 2017

Letzte Exerzitien. - Hl. Elisabeth v.d. hlgs. Dreifaltigkeit (5/17) - Vierter Tag

Gestern hat der hl. Paulus ein wenig den Schleier gelüftet und mir gestattet, den Blick in „das Erbteil der Heiligen im Licht“ zu tauchen, damit ich mich bestrebe, soviel als möglich mein Leben dem ihrigen gleichförmig zu machen, um mein Amt als „Lob seiner Herrlichkeit“ zu erfüllen.

Heute soll der hl. Johannes mir „die ewigen Tore eröffnen“, damit meine Seele ausruhen könne im heiligen Jerusalem, in der süßen Vision des Friedens. Zuerst sagt er mir: „Die Stadt bedarf weder der Sonne noch des Mondes, dass sie leuchten in ihr; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm.“ (Offb 21,23).

Wenn die Stadt meines Innern einige Ähnlichkeit und Gleichförmigkeit mit der des „Königs der Ewigkeit“ (1 Tim 1,17)  haben und die große Erleuchtung Gottes empfangen soll, so muss ich jedes andere Licht auslöschen und sorgen, dass das Lamm allein ihre Leuchte ist.

Da kommt mir das Licht des Glaubens zu Hilfe. Er allein kann meinen Weg zum Bräutigam erleuchten. Der Psalmist singt vom Herrn, „dass er die Finsternis mache zu seinem Versteck“. Dann aber wieder: „In Licht bist du gehüllt wie in ein Gewand.“ (Ps 103,2). Aus diesem scheinbaren Widerspruch wird mir klar, dass ich mich in eine heilige Finsternis versetzen muss, in die Nacht und Leere aller meiner Fähigkeiten; dann werde ich meinem Herrn begegnen und das Licht, das er angetan hat wie ein Kleid, wird auch mich umhüllen; denn er will, dass die Braut Licht sei von seinem Licht, und zwar von seinem Licht allein, das die „Klarheit Gottes“ (Offb 21,11)  ist.

Von Moses wird gesagt, dass er unerschütterlich in seinem Glauben war, dass er sich „an den Unsichtbaren hielt, als sähe er ihn“ (Hebr 11,27). So muss das Verhalten eines „Lobes seiner Herrlichkeit“ sein, einer Seele, die ihr Danklied singt, unerschütterlich in ihrem Glauben an „seine überschwängliche Liebe“.

„Wir haben die Liebe erkannt, die Gott zu uns hat und haben daran Geglaubt“ (1 Joh 4,16). „Es ist aber der Glaube ein fester Grund für das, was man hofft, eine gewisse Überzeugung von dem, was man nicht sieht“ (Hebr 11,1).

Für eine Seele, die sich unter dem Licht dieses Wortes gesammelt hat, ist es gleichgültig, ob sie etwas fühlt oder nicht, ob sie genießt oder nicht genießt. Mit tiefer Selbstverachtung ob ihrer geringen Liebe blickt sie auf den Meister, um sich von ihm befreien zu lassen. Sie erhebt ihn über alle Tröstungen und Süßigkeiten, die von ihm ausgehen; denn sie ist entschlossen, alles zu überschreiten, um sich mit ihrem Geliebten zu vereinigen.

Auf diese Seele, die unerschütterlich den Glauben an den Gott der Liebe festhält, können die Worte des Apostelfürsten angewendet werden: „Weil ihr an ihn glaubt, werdet ihr frohlocken mit unaussprechlicher und herrlicher Freude.“ (1 Petr 1,8).


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Mittwoch, 25. Oktober 2017

Letzte Exerzitien. - Hl. Elisabeth v.d. hlgs. Dreifaltigkeit (4/17) - Dritter Tag

… „Die wir nach dem Vorsatz dessen, der alles nach dem Ratschluss seines Willens wirkt, vorherbestimmt sind, damit wir zum Lob seiner Herrlichkeit seien“ (Eph 1,11 f). Der heilige Paulus teilt uns diese göttliche Wahl mit, er, der so tief in das Geheimnis eindrang, das im Herzen Gottes verborgen ruht. Lassen wir uns nun von ihm den Beruf erklären, der uns geworden ist:

„Gott“, sagt er, „hat uns in ihm (Christus) erwählt vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und untadelhaft vor ihm seien in Liebe.“ (Eph 1,4). Wenn ich diese zwei Darlegungen des Gottesplanes vergleiche; so folgere ich daraus, dass ich meine Aufgabe als „Lob seiner Herrlichkeit“ nur würdig erfüllen kann, wenn ich mich allezeit in der Gegenwart Gottes erhalte, „vor ihm“. Doch der Apostel sagt noch mehr: in caritate, d. h. in Gott, denn „Gott ist die Liebe“ (1 Joh 4,16); die Berührung des göttlichen Seins ist es gerade, die mich heilig und untadelhaft in seinen Augen machen wird.

Dieses beziehe ich auf die Tugend der Einfalt, die der Seele die Ruhe des Abgrundes verleiht in Gott, dem unerforschlichen Abgrund, die ein Vorspiel der ewigen Sabbatruhe ist, von welcher der hl. Paulus spricht: „Wir werden eingehen in diese Ruhe, wenn wir geglaubt haben“ (Hebr 4,3).

Die Seligen haben jene Ruhe des Abgrundes, weil sie Gott schauen, „sie erkennen ihn, wie sie selbst (von ihm) erkannt sind“ (1 Kor 13,12), nämlich durch die unmittelbare Anschauung; darum werden sie „umgewandelt in dasselbe Bild von Klarheit zu Klarheit wie von des Herrn Geist.“ (2 Kor 3,18). Dann sind sie ein unaufhörliches Lob seiner Herrlichkeit für Gott geworden, der in ihnen seine eigene Schönheit sieht.

„Nach unserem Ebenbild und Gleichnis“ (6 Gn 1,26). Das war die Absicht des Schöpfers! Er wollte sich selbst in seinem Geschöpf verherrlichen, alle seine Vollkommenheiten, alle seine Schönheit wollte er wie in einem reinen, makellosen Kristall in ihm erglänzen lassen, als Ausstrahlung seiner eigenen Herrlichkeit.

Durch den einfachen Blick, mit dem die Seele ihren göttlichen Gegenstand betrachtet, wird sie getrennt von allem, was sie umgibt, besonders von sich selbst und nun erstrahlt in ihr das „Licht der Erkenntnis Gottes“ (2 Kor 4,6), weil sie dem göttlichen Sein gestattet, sich in ihr abzuspiegeln. In Wahrheit, diese Seele wird das Lob seiner Herrlichkeit für jede seiner Gaben. Sie singt allezeit auch inmitten der gewöhnlichsten Verrichtungen das Canticum magnum, das Canticum novum, das hohe, das neue Lied.

„In der Finsternis“, kann man dieser Seele sagen, „geht dir ein Licht auf und dein Dunkel wird sein wie der Mittag. Und Ruhe wird dir geben der Herr auf immer und deine Seele mit Glanz erfüllen und deine Gebeine erlösen und du wirst sein wie ein bewässerter Garten, wie ein Wasserbrunnen, dessen Wasser nicht abnehmen und ich will dich heben über die Höhen des Landes!“ (Is 58,10 ff).


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Dienstag, 24. Oktober 2017

Letzte Exerzitien. - Hl. Elisabeth v.d. hlgs. Dreifaltigkeit (3/17) - Zweiter Tag

„Meine Seele ist allezeit in meinen Händen“ (Ps 118,109). Das war der Gesang, der in der Seele meines Meisters ertönte, und darum blieb er unter allen Ängsten und Qualen der Ruhige, der Starke. „Meine Seele ist allezeit in meinen Händen.“ Was bedeutet das anderes als den vollen Besitz seiner selbst angesichts des sanftmütigen Jesus. Noch einen anderen Gesang Christi möchte ich unaufhörlich wiederholen: „Meine Stärke will ich bei dir bewahren.“ (Ps 58,10)

Meine Regel sagt mir: „Im Schweigen wird eure Kraft bestehen.“ Beim Herrn seine Kraft verwahren, d. h. sein ganzes Wesen zur Einheit bringen durch das innere Schweigen, alle seine Seelenkräfte sammeln, um sie einzig mit der Übung der Liebe zu beschäftigen, d. h. auch jenes einfache Auge haben, das dem göttlichen Licht gestattet, uns zu erleuchten. Eine Seele, die mit ihrem Ich verhandelt und sich mit ihrer Empfindlichkeit beschäftigt, die sich mit einem unnützen Gedanken oder Wunsch abgibt, zersplittert ihre Kraft und ist nicht ganz auf Gott hingeordnet. Der Ton ihrer Leier ist nicht rein, und wenn der göttliche Meister sie berührt, kann er ihr keine göttlichen Harmonien entlocken. Es ist noch zu viel Menschliches vorhanden und das erzeugt den Missklang.

Die Seele, die sich im Reich ihres Innern noch etwas vorbehält, deren Kräfte nicht alle in Gott eingeschlossen sind, kann nicht ein vollkommenes „Lob seiner Herrlichkeit“ sein. Sie vermag noch nicht ohne Unterbrechung das Canticum magnum (das Hohelied) zu singen, weil die Einheit in ihr noch nicht dauernd ist. Anstatt durch alles unbehindert, einfältig ihr Loblied zu singen, ist sie beständig genötigt, die abgerissenen, zerstreuten Saiten ihres Instrumentes wieder anzuknüpfen. Wie sehr bedarf dieser inneren Einheit eine Seele, die schon hienieden das Leben der Seligen, d. h. einfacher, geistiger Wesen führen will. Gab unser göttlicher Meister dies nicht Magdalena zu verstehen, als er vom einen Notwendigen sprach? x

Wie hatte die große Heilige das verstanden! Im Licht des Glaubens hatte sie ihren Gott unter dem Schleier der Menschheit erkannt; im Schweigen horchte sie auf die Worte, die er zu ihr sprach. Da konnte sie frohlocken: ,Meine Seele ist allzeit in meinen Händen!' und leise hinzufügen: ,nescivi!'

Ja, sie wusste nur mehr um ihn. Wenn Lärm und Aufregung sie umgaben: „nescivi!“, wenn man sie anklagte: „nescivi!“ Weder die äußeren Dinge, noch die Sorge um ihre Ehre konnten sie ihrem heiligen Schweigen entreißen.

So auch die Seele, die in die Burg der heiligen Sammlung eingetreten ist. Mit ihrem, den Klarheiten des Glaubens, geöffneten Auge erschaut sie Gott, in sich selbst lebendig gegenwärtig. Nun mögen der Andrang von außen, die Stürme im Innern kommen; mag man ihre Ehre angreifen: „nescivi!“ Wenn Gott sich verbirgt und ihr seine fühlbare Gnade entzieht: „nescivi!“ „Um seiner Liebe willen“, ruft sie aus, „habe ich auf alles verzichtet“ (Phil 3,8).

Von nun an ist der göttliche Meister frei, sich nach seinem Maß zu ergießen und zu geben. So eins geworden mit ihm, wird die Seele zum Thron des Unveränderlichen; denn die Einheit ist der Ehrensitz der heiligsten Dreifaltigkeit.

x [Gemeint ist Maria von Bethanien, die Schwester von Martha und Lazarus, welche früher auch mit Maria Magdalena gleichgesetzt wurde. Heute wird allgemein diese Gleichsetzung berechtigterweise nicht mehr vertreten. Die angesprochene Stelle findet sich bei Lk 10,38 ff.]


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Montag, 23. Oktober 2017

Letzte Exerzitien. - Hl. Elisabeth v.d. hlgs. Dreifaltigkeit (2/17) - Erster Tag



Nescivi!“ (Hl 6,11) „Ich wusste um nichts“. So singt die Braut des Hohenliedes. So, scheint mir, muss auch das Losungswort „des Lobes seiner Herrlichkeit“ lauten an diesem Exerzitientag, wo der Meister mich bis in den tiefsten Grund vordringen lässt, um mich das Amt zu lehren, das meiner in der Ewigkeit wartet, und das ich schon in der Zeit üben muss. „Nescivi!“ „Ich weiß, und ich will nichts mehr als ihn erkennen, die Gemeinschaft seiner Leiden, die Ähnlichkeit mit seinem Tod“ (Phil 3,10). 

„Die Gott vorhergesehen, hat er auch vorher bestimmt, dem Bilde seines Sohnes, gleichförmig zu werden“ (Röm 8,29), des Gekreuzigten aus Liebe. Wenn ich eins geworden bin mit diesem göttlichen Urbild, ganz in ihn eingegangen und er in mich, dann werde ich meinen ewigen Beruf erfüllen, den Beruf, für den mich Gott erwählt hat in principio (von Anbeginn), den ich ausüben werde in aeternum (auf ewig), wenn ich in den Schoß der Dreifaltigkeit versenkt, das unaufhörliche Lob seiner Herrlichkeit sein werde, „in laudem gloriae eius“ (Eph 1,12).  

„Niemand kennt den Vater als der Sohn, und wem es der Sohn offenbaren will“ (Mt 11,27). Man kann hinzufügen, dass niemand außer der allerseligsten Jungfrau das Geheimnis Christi in seiner Tiefe durchdrungen hat. Der hl. Paulus spricht oft von der Erkenntnis (Eph 3,4), die er selbst davon erhielt. Und doch wie müssen alle Heiligen im Schatten stehen, wenn man die Erleuchtungen der allerseligsten Jungfrau betrachtet! Das Geheimnis, das sie in ihrem Herzen hütete und erwog, ist unaussprechlich; keine Zunge, keine Feder hat es jemals wiedergeben können.

Diese Mutter der Gnade wird meine Seele bilden, damit ihr Kind ein lebendiges, ganz ähnliches Bild ihres Erstgeborenen werde, welcher der Sohn des Ewigen und auf so vollkommene Weise das „Lob der Herrlichkeit“ seines Vaters ist.

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