Sonntag, 28. September 2014

Das Bildnis der heiligen Teresa de Jesus (4/8)

Bruder Juan malte also. Während er das Bild entwarf - das einzige echte Porträt, das ihn, mehr noch als sein Modell, unsterblich machen sollte - da dachte er vielleicht auch an sein wechselhaftes, unstetes Leben.

Er nannte sich Bruder Juan de la Miseria, Johannes vom Elend. In der Welt hieß er Juan Narduch. Er war im alten Königreich Neapel geboren, in dem Flecken Casar Ciprano. Seine Eltern waren einfache Wollkämmer, die ihn im christlichen Glauben und in der Frömmigkeit erzogen. Er war noch sehr jung, als er bei den Franziskanern der strengen Observanz eintrat, aber das Ordensleben langweilte ihn bald. Er zog es vor in der Welt herumzureisen, um sich selbst die Pilgerstätten anzuschauen, von denen er soviel gehört hatte. Juan Narduch pilgerte nach Santiago und warf sich zu Füßen des Apostels Jakobus nieder, nachdem er das an Abenteuern reiche Spanien des 17. Jahrhunderts durchquert hatte. In Burgos verehrte er das berühmte Kruzifix, den „Heiligen Christus“. Während einer nicht allzu langen Zeit lebte er als Einsiedler in einem Heiligtum der Madonna von Villanueva de Ajos. Darauf ging er nach Palencia, wo er die Bildschnitzerei erlernte. Man darf nicht vergessen, daß Palencia damals das Zentrum der kastilischen Kunst war, die der Welt jenes Wunder von Licht und Schmerz schenkte, das aus den Händen von Berruguete, Juni und Gregorio Hernández hervorging. Aber Narduch war nicht der Mann, der es aushielt, sein Leben zwischen den Hölzern der Werkstatt und Getreidefeldern zu fristen.

Santa Teresa, Gregorio Hernández (1576-1636)

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