Mittwoch, 9. September 2015

Höher, heißer, inniger

Dieser Zustand ist zugleich eine sehr treffliche Vorbereitung, damit die Seele, wenn sie Zeit zur Einsamkeit hat und frei von Geschäften ist, zu einer recht tiefen Ruhe gelange.

Die Seele gleicht hier einem Menschen, der satt ist und keiner Speise mehr bedarf. Sein Magen ist so befriedigt, dass er nicht nach jedweder Speise mehr ein Verlangen hat; er ist aber doch nicht so vollkommen gesättigt, dass er von besonders guten Speisen, die er dieht, nicht gern noch genösse.

So verlangt auch die Seele nach keiner Freude der Welt, weil sie den in sich hat, der sie vollkommen befriedigt; aber was sie noch ersehnt, das sind noch höhere Freuden in Gott, noch heißere Begierden ihres Verlangens nach ihm und noch innigerer Genuß seiner Gegenwart. 

Leben 158

(471-20150909)



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