6.W.K.10.7.
Ich ging einmal mit dem Gedanken um, warum unser Herr wohl so sehr Freund der Tugend
der Demut sei, und da kam mir – meines Erachtens ganz plötzlich, ohne
Überlegung – dies: Weil Gott die höchste Wahrheit, und Demut in der Wahrheit leben
ist.16 Es ist nämlich eine ganz große
Wahrheit, dass wir von uns aus nichts Gutes haben, sondern nur Elend und Nichtssein;
wer das nicht erkennt, lebt in Lüge. Je besser ein Mensch das erkennt, desto
wohlgefälliger ist er der höchsten Wahrheit, da er in ihr lebt. Möge es Gott
gefallen, Schwestern, uns die Gnade zu schenken, dieser Selbsterkenntnis nie
davonzulaufen! 17 Amen.
Anmerkungen
16
Vgl. V 40,1-4 und ferner CC 64, wo sie die Demut wie folgt definiert: „Zu
erkennen, was er [Gott] vermag, und was ich vermag.“ Auch wenn an dieser Stelle
vor allem hervorgehoben wird, dass der Mensch losgelöst von seinem göttlichen Ursprung
nichts vermag und sich folglich nicht selbst zuschreiben sollte, was er
unverdient von Gott erhalten hat, gehört zum „In-der-Wahrheit- Leben“ für die
Autorin genauso das Bewusstsein der eigenen Würde vor Gott; vgl. 1M 2,8; V
15,2; CE 12,2; CC 41,2. – Die Demut ist für sie das „Fundament“ der Inneren
Burg (7M 4,8); Demut ist anerkennen, dass „das Gute, das wir tun, seinen
Ursprung ... in jener Quelle hat, an der unser Seelenbaum gepflanzt ist“ (1M
2,5), es für möglich halten, dass Gott solche große Gnaden erweist (1M 1,3-3),
und uns nicht für besser halten, weil wir „Gottes Wonnen“ genießen (4M 1,6; 6M
8,10). Gott ist „ein Freund der Demut“ (M epíl 2); er lässt sich durch Demut
„alles abringen“ (4M 2,10). Deshalb „gibt es für uns nichts Wichtigeres als die
Demut“ (1M 2,9.13); sie ist „Salbe für unsere Wunden“ (3M 2,6). Mangel an Demut
bringt oft Trockenheit hervor (3M 1,6), wahre Demut lernt von Christus (1M
2,1). Da alles Gute von Gott kommt, „verliert die Seele nie die Erinnerung
daran, wer sie ist, damit sie demütig bleibt“ (7M 4,2), so dass die mystischen
Gnaden demütig machen: „Je größer die ihr erwiesene Gnade ist, um so weniger
hält sie von sich“ (6M 3,17). Jede mystische Gnade lässt Demut zurück (6M 5,10;
8,4; 9,11). Vgl. V 19,10; CE 27,1; CV 17,1.
17
Dieses Motiv durchzieht die ganze Innere Burg, da die Selbsterkenntnis
(realistische Selbsteinschätzung) einer der Grundpfeiler der Spiritualität
Teresas ist; vgl. 1M 1,8; 2,8.11.13; 5M 3,1; 6M 5,10; 9,15. Eine gesunde
Selbsterkenntnis ist für Teresa jedoch weniger eine Frucht der Fixierung auf
die eigenen Defizite als vielmehr der Erkenntnis, wer Gott ist: „So halte es
die Seele mit der Selbsterkenntnis: Sie glaube mir und fliege dann und wann
hinaus, um die Größe und Majestät ihres Gottes zu betrachten; dort wird sie
ihre Unzulänglichkeit besser und freier von Ungeziefer, das in die ersten Räume
– also in die Selbsterkenntnis – mit eindringt, entdecken als in sich selbst“
(1M 2,8).
(Teresa
von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte
Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich
Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)
7. Una vez estaba yo considerando por qué razón era nuestro Señor tan
amigo de esta virtud de la humildad, y púsoseme delante a mi parecer sin
considerarlo, sino de presto- esto: que es porque Dios es suma Verdad, y la
humildad es andar en verdad, que lo es muy grande no tener cosa buena de
nosotros, sino la miseria y ser nada; y quien esto no entiende, anda en
mentira. A quien más lo entienda agrada más a la suma Verdad, porque anda en
ella. Plega a Dios, hermanas, nos haga merced de no salir jamás de este propio
conocimiento, amén.
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