6.W.K.9.7.
Das sollte uns jetzt von dieser Gnade, die Gott der Seele erweist, im
Gedächtnis bleiben, was uns nicht wenig gut tun wird, wenn schon der hl. Hieronymus,14 der ein Heiliger war, sie nicht aus dem Gedächtnis
ließ; so wird es uns nichts ausmachen, hienieden unter der Strenge der
Ordensdisziplin, an die wir uns halten, zu leiden, denn selbst wenn das lange andauern
sollte, ist es verglichen mit jener Ewigkeit nur ein Augenblick. Ich sage euch
in aller Wahrheit, dass ich bei all meiner Armseligkeit vor den Qualen der
Hölle nie Angst gehabt habe, denn die wäre nichts im Vergleich zum Gedanken, dass
die Verdammten diese wunderschönen, sanften und wohlwollenden Augen des Herrn
von Zorn erfüllt sehen; ich glaube nicht, dass mein Herz dies ertragen könnte.15 Das war mein ganzes Leben lang so.16 Wie viel mehr wird es dann die Person fürchten,
der er sich so gezeigt hat, wo das Gefühlserleben so stark ist, dass es sie
ohne Besinnung lässt! Das muss wohl der Grund sein, weshalb sie in Ekstase
gerät;17 da kommt ihr der Herr in ihrer
Schwachheit zu Hilfe, indem er sie in diesem so tiefen Austausch mit Gott mit
seiner Größe verbindet.
Anmerkungen
14
Ein Kirchenvater aus dem 4./5. Jh., der in Spanien bis heute als Prototyp des strengen
Asketen gilt. Teresa hatte bereits vor ihrem Ordenseintritt seine Briefe gelesen,
woran sie sich hier erinnert; siehe V 3,7.
15
Das Schreckliche der Hölle besteht für Teresa also nicht in den leib-seelischen
Qualen, wie sie in den damaligen Höllenpredigten bis zum Überdruss geschildert wurden,
sondern im Zerbrechen der Beziehung zum geliebten Herrn; mit anderen Worten,
auch in diesem Fall kreist ihr Denken nicht um ihr eigenes Wohl, sondern um den
göttlichen Freund. Diese überraschend ‚moderne‘ Sicht, mit der sie ihrer Zeit
weit voraus war, hängt eng mit ihrer starken Betonung der personalen Gottesbeziehung
zusammen. Siehe zu diesem Thema H. Vorgrimler, Geschichte der Hölle, vor allem
229-232.Teresa „erahnte ... personalere Dimensionen der Hölle: im definitiven
Verlust der Liebe des göttlichen Freundes. Die Erfahrung einer solchen Hölle
ließ sie gegenüber den möglicherweise Verdammten weder Neugier noch Genugtuung,
sondern nur tiefes Mitleid empfinden“ (232).
16
Ein bemerkenswerter Nachsatz, gerade angesichts der allgemein üblichen Angstmacherei
in der Verkündigung.
17
Wörtlich: „in eine Aufhebung (suspensión) gerät.“
(Teresa
von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte
Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich
Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)
7. Quédenos ahora esto en la memoria de esta merced que hace Dios al
alma, que no nos será poco bien, pues San Jerónimo, con ser santo, no la
apartaba de la suya, y así no se nos hará nada cuanto aquí padeciéremos en el
rigor de la religión que guardamos, pues cuando mucho durare, es un momento,
comparado con aquella eternidad. Yo os digo de verdad que, con cuan ruin soy, nunca
he tenido miedo de los tormentos del infierno, que fuese nada en comparación de
cuando me acordaba que habían los condenados de ver airados estos ojos tan
hermosos y mansos y benignos del Señor, que no parece lo podía sufrir mi
corazón: esto ha sido toda mi vida. ¡Cuánto más lo temerá la persona a quien
así se le ha representado, pues es tanto el sentimiento, que la deja sin sentir!
Esta debe ser la causa de quedar con suspensión; que ayuda el Señor a su
flaqueza con que se junte con su grandeza en esta tan subida comunicación con
Dios.
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