6.W.K.9.15.
Auch wenn er euch genau richtig vorkommen mag, und man ihn auch hochachten und
in Ehren halten soll, so ist das aus folgenden Gründen doch nicht angebracht:35
Erstens,
weil es ein Mangel an Demut wäre, wenn ihr wolltet, dass euch gegeben wird, was
ihr niemals verdient habt, und von daher glaube ich, dass wer immer sich das
wünscht, nicht viel davon hat. Denn so wie ein einfacher Bauer weit davon entfernt
ist, sich nach der Königswürde zu sehnen, weil es ihm unmöglich erscheint, da
er sie nicht verdient, genauso weit weg ist es ein demütiger Mensch von
dergleichen Dingen. Und ich glaube auch, dass sie ihm niemals geschenkt werden,
denn zuvor gibt der Herr eine tiefe Selbsterkenntnis, die diese Gnaden
verursacht. Denn wie wird einer, der solche Gedanken hegt, in Wahrheit
erkennen, dass ihm eine sehr große schon dadurch zuteil wird, da er nicht in
der Hölle gehalten wird?
Zweitens,
weil es ganz sicher ist, dass er sich einem Betrug oder doch großer Gefahr
aussetzte, da der Böse nicht mehr braucht als nur eine kleine Tür offen zu
sehen, um uns tausenderlei Dinge vorzugaukeln.
Drittens,
die eigene Einbildung, also die Person selbst, bringt sich, wenn ein starker
Wunsch da ist, in ihrem Erkennen so weit, dass sie sieht und hört, was sie sich
wünscht, genauso wie es denen, die tagsüber mit Lust auf etwas umhergehen und
viel daran denken, passiert, dass es ihnen im Traum unterkommt.36
Viertens
ist es eine große Dreistigkeit, wenn ich den Weg wählen wollte, ohne zu wissen,
welcher mir mehr zusagt, statt es dem Herrn – der mich ja kennt – zu überlassen,
mich auf dem, der zu mir passt, zu führen, damit ich in allem seinen Willen
tue.
Meint
ihr vielleicht, fünftens, dass diejenigen, denen der Herr solche Gnaden
erweist, nur wenige Prüfungen zu erleiden hätten? Nein, riesengroße und von
vielerlei Art! Was wisst ihr, ob ihr fähig seid, sie zu ertragen? 37
Sechstens,
dass ihr nicht durch eben das, wodurch ihr zu gewinnen meint, verliert wie Saul,
obwohl er König war (1 Sam 15,10f.).
Anmerkungen
35
Zum Thema mystische Gnaden und Heiligkeit: Gott „würde sie [diese Gnaden] allen
schenken“ (6M 4,12), „doch bittet Gott niemals darum, euch auf diesem Weg zu
führen“ (6M 9,15); die Gründe gibt sie in 6M 9,15f. an. Sie sind „Hinführung,“ um
heilig zu werden, „sofern man dazu hilft“ (6M 8,10); Gott „führt jede so, wie
er sieht, dass sie es braucht. ... Manchmal führt er gerade die Schwächsten auf
diesem Weg.“ Wegen „derartiger Dinge“ ist man nicht besser (aaO.), noch
„verdient man größere Herrlichkeit“ (6M 9,16). „Es gibt viele heilige Menschen,
die nie erfahren haben, was es heißt, eine von jenen Gnaden zu empfangen, und
andere haben sie zwar erhalten, sind es aber nicht“ (aaO.). „Gott ist ein
großer Freund der Demut“ (M epíl 2). „Und wir alle werden es nicht verpassen, da
hineinzugehen [in die geistliche Vermählung]“ (7M 2,7), „aber wir versagen,
indem wir uns nicht bereitmachen“ (7M 2,8). Vgl. CE 29,5; CV 18,7.
36
Man beachte die ausgeprägte Selbstbeobachtungsgabe, die Teresa hier an den Tag
legt, um nur ja nicht einer Selbsttäuschung zum Opfer zu fallen.
37
Vielleicht eine Anspielung auf Mt 20,20ff.
(Teresa
von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte
Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich
Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)
…
Pues ¿cómo entenderá con verdad que se la
hace muy grande en no tenerla en el infierno, quien tiene tales pensamientos? –
La segunda, porque
está muy cierto ser engañado, o muy a peligro, porque no ha menester el demonio
más de ver una puerta pequeña abierta para hacernos mil trampantojos. –
La tercera, la misma imaginación, cuando hay un gran deseo, y la misma
persona se hace entender que ve aquello que desea, y lo oye, como los que andan
con gana de una cosa entre día y mucho pensando en ella, que acaece venirla a
soñar. –
La cuarta, es muy gran atrevimiento que quiera yo escoger camino no
sabiendo el que me conviene más, sino dejar al Señor, que me conoce, que me
lleve por el que conviene, para que en todo haga su voluntad. –
La quinta, ¿pensáis que son pocos los trabajos que padecen los que el
Señor hace estas mercedes? No, sino grandísimos y de muchas maneras. ¿Qué
sabéis vos si seríais para sufrirlos? –
La sexta, si por lo mismo que pensáis ganar, perderéis, como hizo Saúl
por ser rey.
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