6.W.K.8.8.
Mein Grundsatz ist und bleibt, dass Seine Majestät die Seele, sofern sie auf
die genannte Weise vorangeht, die diese Gnadenerweise Gottes in ihr zurücklassen,
mit Gewinn herausholt, falls er dem Bösen gelegentlich erlauben sollte, sich an
sie heranzupirschen, und dass dieser dann beschämt von dannen zieht.20 Deshalb, Töchter, falls eine auf diesem Weg
gehen sollte, geht ihn nicht mit Entsetzen, wie ich schon gesagt habe.21 Es ist zwar gut, dass Furcht da ist und wir mit
größerer Vorsicht vorangehen, und nicht so selbstbewusst, dass ihr weniger achtsam
sein dürftet, weil ihr ja schon so begnadet seid, denn das wäre ein Zeichen,
dass es nicht von Gott stammt, wenn ihr nicht die genannten Wirkungen an euch
feststellt. Gut ist es, es gleich an den Anfängen in der Beichte einem sehr
guten Studierten mitzuteilen, denn sie sind es, die uns Licht zu geben haben,
oder, falls es das gibt, mit einer sehr spirituellen Person, doch wenn nicht,
dann ist ein guter Studierter besser; falls es sie gibt, sowohl mit dem einen
als auch mit dem anderen.22 Und wenn sie
euch sagen sollten, dass es Einbildung ist, macht euch nichts daraus, denn die
Einbildung kann eurer Seele weder im Guten noch im Bösen viel anhaben. Empfehlt
euch der göttlichen Majestät, sie möge nicht zulassen, dass ihr getäuscht werdet.
Wenn sie euch sagen sollten, es stamme vom Bösen, so wäre das eine größere
Prüfung,23 wiewohl das einer nicht sagen wird,
wenn er ein guter Studierter ist, und die genannten Wirkungen da sind.24 Doch wenn er es sagen sollte, so weiß ich, dass
der Herr selbst, der mit euch geht, euch trösten und beruhigen, ihm aber
allmählich Licht geben wird, damit er es euch gebe.
Anmerkungen
20
Der Leser beachte, mit welcher Bravour Teresa eines der Hauptargumente ihrer
Gegner – die mögliche Täuschung durch den Bösen – ins Gegenteil verkehrt: Sofern
der Beter seinen Weg in Demut geht, können nicht einmal dämonische Täuschungsversuche
ihm schaden, da Gott das mit Sicherheit verhindern wird. Bereits 1565 hatte sie
geschrieben: „Ich verstehe diese Ängste nicht: ‚Der Böse! Der Böse!’ wo wir
doch sagen können: ‚Gott! Gott!’ und jenen erzittern lassen“ (V 25,22).
21
Siehe 6M 8,1.
22
In der damaligen Kontroverse zwischen den „espirituales“ („Spirituellen“) und den
„letrados“ („Studierten, Theologen“) – erstere strebten ein intensives
geistliches Leben an, was aber häufig mit einer anti-intellektuellen
Einstellung verbunden war, letztere waren häufig anti-mystisch eingestellt und
neigten dazu, jede Suche nach einem intensiveren Gebetsleben für
häresieverdächtig zu halten – versucht Teresa einen Mittelweg zu gehen. Sie
träumt davon, dass „Leute mit Geist und solche mit Studien miteinander ins
Gespräch kommen“ (CE 8,4), wobei die Spirituellen sich von „Studierten“ beraten
lassen, während diese andererseits „zu Spirituellen werden“ sollen (V 12,4). Im
Idealfall sollte ein Beichtvater beides – spirituelle Erfahrung und theologische
Bildung – miteinander verbinden, doch „vor unerleuchteter Frömmigkeit bewahre
uns Gott“ (V 13,16). Darum entschied sie sich im Zweifelsfall lieber für einen
„Studierten“; aufgrund ihrer schlechten Erfahrungen mit Beichtvätern „mit
unzureichenden Studien“ (V 5,3) hebt sie jedoch stets die Notwendigkeit guter
theologischer Bildung hervor; vgl. auch V 13,16.18f; 17,8; 25,14; CE 3,6; 8,2.
Allerdings ist mitzubedenken, dass sie die „Studierten“ wohl auch aus
strategischen Gründen hofiert, da sie als mystisch begnadete Frau ständig mit
dem Argwohn der Inquisition rechnen musste, bei der Theologen tätig waren.
Gerade an diesem Text wird deutlich, wie ihre Vorliebe letzten Endes doch bei
den „espirituales“ liegt. Siehe dazu D. de Pablo Maroto, Teresa en oración, 277-318.
23
Ein Niederschlag ihrer eigenen Nöte mit Beichtvätern und geistlichen Beratern, die
ihre inneren Erfahrungen dem Bösen zuschrieben; vgl. V 23,11f; 25,14.22;
26,3;
29,4; CC 53,3.19.22.
24
Mit anderen Worten: Wenn jemand allzu rasch überall dämonische Einflüsse wittert,
offenbart er damit Defizite in seiner theologischen Bildung – eine Bemerkung, die
von einem bemerkenswerten Selbstbewusstsein und einer ebenso bemerkenswerten
inneren Freiheit angesichts der weitverbreiteten Angstmacherei in der damaligen
Seelsorge zeugt. Bereits in ihrer Vida hatte Teresa geschrieben: „Kein Zweifel,
dass ich inzwischen mehr Angst vor denen habe, die soviel Angst vor dem Bösen
haben, als vor ihm selbst, denn der kann mir nichts anhaben, während diese viel
Unruhe stiften, erst recht, wenn es Beichtväter sind“ (V 25,22).
(Teresa
von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte
Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich
Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)
8. Mi tema es y
será que como el alma ande de la manera que aquí se ha dicho la dejan estas
mercedes de Dios, que Su Majestad la sacará con ganancia, si permite alguna vez
se le atreva el demonio y que él quedará corrido. Por eso, hijas, si
alguna fuere por este camino -como he dicho- no andéis asombradas. Bien es que
haya temor y andemos con más aviso, ni tampoco confiadas que, por ser tan
favorecidas, os podéis más descuidar, que esto será señal no ser de Dios, si no
os viereis con los efectos que queda dicho. Es bien que a los principios lo
comuniquéis debajo de confesión con un muy buen letrado, que son los que nos
han de dar la luz, o, si hubiere, alguna persona muy espiritual; y si no lo es,
mejor es muy letrado; si le hubiere, con el uno y con el otro. Y si os dijeren
que es antojo, no se os dé nada, que el antojo poco mal ni bien puede hacer a
vuestra alma; encomendaos a la divina Majestad, que no consienta seáis
engañada. Si os dijeren es demonio, será más trabajo; aunque no dirá, si es
buen letrado, y hay los efectos dichos, mas cuando lo diga, yo sé que el mismo
Señor, que anda con vos, os consolará y asegurará, y a él le irá dando luz para
que os la dé.
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