Montag, 8. Oktober 2012

S. Teresa: Die innere Burg – Castillo - 212


6.W.K.9.2. Betrachten wir also jetzt, wie ich euch im vorigen Kapitelschon gesagt habe,4 dass dieser Herr da ist. Das ist so, wie wenn wir in einem goldenen Kästchen einen Edelstein von größtem Wert und besonderen Kräften hätten.5 Wir wissen ganz sicher, dass er da ist, auch wenn wir ihn nie gesehen haben, denn die Kräfte des Steines verfehlen ihren Nutzen auf uns nicht, wenn wir ihn bei uns tragen. Auch wenn wir ihn nie gesehen haben, unterlassen wir es doch nicht, ihn zu schätzen, weil wir aus Erfahrung wissen, dass er uns von manchen Krankheiten geheilt hat, für die er genau passend ist. Doch wagen wir nicht, ihn anzuschauen oder das Reliquiar zu öffnen, ja können es nicht einmal, weil nur der, dem dieser Juwel gehört, die Technik des Öffnens beherrscht und den Schlüssel behalten hat, wiewohl er uns den Juwel anvertraut hat, damit wir ihn uns zunutze machen; und da er ihm gehört, schließt er dann auf, wann er uns den Juwel zeigen will, nimmt ihn aber auch weg, wenn es ihm gut scheint, und das macht er auch so.

Anmerkungen
4 Siehe 6M 8,2ff.
5 Der Glaube an die Heilkraft der Steine, der in seinen Anfängen untrennbar mit der Astrologie verknüpft war und in vielen alten Kulturen begegnet, war im Mittelalter weit verbreitet; wichtige Vertreter aus dem deutschen Sprachraum sind Hildegard von Bingen (12. Jh.) mit ihren medizinischen Schriften Physica und Causae et curae und Konrad von Megenberg (14. Jh.).

(Teresa von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)

2. Pues miremos ahora como os he dicho en el capítulo pasado que está este Señor, que es como si en una pieza de oro tuviésemos una piedra preciosa de grandísimo valor y virtudes; sabemos certísimo que está allí, aunque nunca la hemos visto; mas las virtudes de la piedra no nos dejan de aprovechar, si la traemos con nosotras. Aunque nunca la hemos visto, no por eso la dejamos de preciar, porque por experiencia hemos visto que nos ha sanado de algunas enfermedades, para que es apropiada; mas no la osamos mirar, ni abrir el relicario, ni podemos, porque la manera de abrirle sólo la sabe cuya es la joya, y aunque nos la prestó para que nos aprovechásemos de ella, él se quedó con la llave y, como cosa suya, abrirá cuando nos la quisiere mostrar, y aun la tomará cuando le parezca, como lo hace.

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