Freitag, 26. Oktober 2012

S. Teresa: Die innere Burg – Castillo - 230


6.W.K.10.2. Es kommt vor, wenn es dem Herrn gefällt, dass eine Seele während des inneren Betens und ganz wachen Sinnes plötzlich eine Aufhebung überkommt, in der der Herr ihr große Geheimnisse zu verstehen gibt, die sie, wie ihr scheint, in Gott selbst sieht. Es sind dies keine Visionen der allerheiligsten Menschheit, und obwohl ich von „Sehen“ spreche, sieht sie nichts, denn es ist dies keine imaginative, sondern eine rein intellektuelle 3 Vision, in der ihr aufgedeckt wird, wie in Gott alle Dinge geschaut werden und er sie alle in sich selbst birgt.4 Das ist von großem Nutzen, denn es bleibt tief eingemeißelt, auch wenn es in einem Nu vorbei ist, und löst eine gewaltige Bestürzung aus, und man sieht noch klarer die Bosheit unserer Gottesbeleidigungen, denn selbst in Gott, ich meine, während wir in ihm sind, begehen wir große Bosheiten. Ich möchte einen Vergleich bringen, falls es mir gelingt, um es euch verständlich zu machen, aber obwohl das so ist und wir es immer wieder hören, achten wir entweder gar nicht darauf oder wollen es nicht begreifen, denn es scheint unmöglich zu sein, wenn man verstünde wie es ist, dass wir so verwegen sind.5

Anmerkungen
3 Siehe 6M 8 und ferner Anhang I.
4 Vgl. V 40,9, wo sie meint, dies sei „eine der großen Gnaden“ gewesen, „die mir der Herr erwiesen hat, und eine von denen, die mich am meisten verwirrt und beschämt haben, wenn ich mich dann an die Sünden erinnere, die ich begangen habe.“
5 Auch diesen Gedanken bringt die Autorin bereits in ihrer Vida: „Wenn es diejenigen sähen, die ihn beleidigen, dann hätten sie weder das Herz noch den Mut, es zu tun“ (V 40,9).

(Teresa von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)

2. Acaece, cuando el Señor es servido, estando el alma en oración y muy en sus sentidos, venirle de presto una suspensión, adonde le da el Señor a entender grandes secretos, que parece los ve en el mismo Dios; que éstas no son visiones de la sacratísima Humanidad, ni aunque digo que ve, no ve nada, porque no es vision imaginaria, sino muy intelectual, adonde se le descubre cómo en Dios se ven todas las cosas y las tiene todas en sí mismo. Y es de gran provecho, porque, aunque pasa en un momento, quédase muy esculpido y hace grandísima confusión, y vese más claro la maldad de cuando ofendemos a Dios, porque en el mismo Dios -digo, estando dentro en El- hacemos grandes maldades. Quiero poner una comparación, si acertare, para dároslo a entender, que aunque esto es así y lo oímos muchas veces, o no reparamos en ello, o no lo queremos entender; porque no parece sería posible, si se entendiese como es, ser tan atrevidos.

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