Sonntag, 16. September 2012

S. Teresa: Die innere Burg – Castillo - 190


6.W.K.7.5. Auch mögt ihr meinen, dass eine Seele, die sich so erhabener Dinge erfreut, keine Meditation über die Geheimnisse der allerheiligsten Menschheit unseres Herrn Jesus Christus mehr halten wird, da sie sich schon ganz in der Liebe übe.9 Das ist etwas, worüber ich an anderer Stelle schon ausführlich geschrieben habe;10 und obwohl man mir widersprochen und gesagt hat, ich würde das nicht verstehen (weil das Wege seien, auf denen unser Herr führt, und dass es besser sei, sich mit göttlichen Dingen zu befassen und die gegenständlichen zu fliehen, sobald sie die Anfänge hinter sich gelassen haben),11 wird man mich nicht zum Bekenntnis verleiten, dass das ein guter Weg sei. Es mag schon sein, dass ich mich täusche und wir alle dasselbe sagen; aber ich habe erlebt, dass mich der Böse von daher täuschen wollte, und deshalb bin ich so gewitzigt, dass ich meine, es euch hier noch einmal sagen zu müssen – auch wenn ich es schon öfter gesagt habe –, damit ihr da mit großer Vorsicht herangeht. Und schaut, ich wage sogar zu sagen, dass ihr jemandem, der euch etwas anderes sagt, nicht glauben sollt.12 Ich werde versuchen, mich noch deutlicher auszudrücken als ich es an anderer Stelle getan habe; denn falls jemand13 dies entsprechend dem, was er gesagt hatte, niedergeschrieben hat, hätte er es vielleicht richtig gesagt, wenn er sich bei der Erklärung nur mehr ausgebreitet hätte. Es uns, die wir nicht so viel davon verstehen, aber so gerafft zu sagen, kann viel Unheil anrichten.

Anmerkungen
9 Ihrem Dialogstil entsprechend legt Teresa diesen Einwand ihren Schwestern in den Mund, damit sie dagegen Stellung beziehen kann. Evtl. verbirgt sich dahinter eine der Hauptthesen der sog. dejados – Gelassenen, einer als heterodox geltenden Gruppierung der Alumbrados, die im Extremfall meinten, dass die Liebe Gottes in ihnen so stark sei, dass sie gar nicht mehr sündigen und auf alle äußerlichen Zeichen von Frömmigkeit verzichten könnten.
10 Siehe V 22. Für Teresa handelt es sich um eine ganz entscheidende Frage. Ihres Erachtens darf auch auf den höchsten Stufen des mystischen Gebetslebens die Beziehung zur Menschheit Christi, d. h. zum Menschen Jesus von Nazareth, wie ihn uns die Evangelien schildern, nicht aufgegeben werden, sondern sie spielt nach wie vor eine zentrale Rolle. – Zum Begriff „Meditation“ siehe ihre eigene Definition in 6M 7,10 und ferner Anhang I.
11 Wie in V 22 spielt die Autorin vor allem auf folgende Werke an: Francisco de Osuna, Tercer Abecedario (Drittes ABC); Bernardino de Laredo, Subida del Monte Sión (Aufstieg auf den Berg Zion); und ganz unmittelbar Bernabé de Palma, Via Spiritus (Weg des Geistes); ferner vielleicht auch Erasmus von Rotterdam, Enchiridion oder Handbuch des christlichen Soldaten, in dem eine Kapitelüberschrift lautet: „Dass man alle sichtbaren Dinge für unwichtig halten muss, dass das die Dinge sind, die Paulus als Fleisch bezeichnet, und wie wir uns immer wieder zu den unsichtbaren Dingen erheben müssen.“ Vgl. auch T. Álvarez, Jesucristo en la experiencia de Santa Teresa.
12 Dieser Punkt ist Teresa so wichtig, dass sie ihre ganze Autorität in die Waagschale wirft. Der Leser beachte, mit welchem Selbstbewusstsein sie erneut zu ihrer persönlichen Erfahrung steht, in offenem Widerspruch zu den taktischen Demutsbekundungen, mit denen sie ihre Werke den Zensoren zuliebe immer wieder spickt.
13 An wen sie in diesem Fall konkret denkt, muss offen bleiben.

(Teresa von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)

5. También os parecerá que quien goza de cosas tan altas no tendrá meditación en los misterios de la sacratísima Humanidad de nuestro Señor Jesucristo, porque se ejercitará ya toda en amor. - Esto es una cosa que escribí largo en otra parte, y aunque me han contradecido en ella y dicho que no lo entiendo, porque son caminos por donde lleva nuestro Señor, y que cuando ya han pasado de los principios es mejor tratar en cosas de la divinidad y huir de las corpóreas, a mí no me harán confesar que es buen camino. Yo puede ser que me engañe y que digamos todos una cosa; mas vi yo que me quería engañar el demonio por ahí, y así estoy tan escarmentada que pienso, aunque lo haya dicho más veces, decíroslo otra vez aquí, porque vayáis en esto con mucha advertencia; y mirad que oso decir que no creáis a quien os dijere otra cosa. Y procuraré darme más a entender, que hice en otra parte; porque por ventura si alguno lo ha escrito, como él lo dijo, si más se alargara en declararlo, decía bien; y decirlo así por junto a las que no entendemos tanto, puede hacer mucho mal.

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