„Fürchte dich nicht, Tochter,
niemand vermag dich von mir zu trennen.“
Damit gab er mir zu
verstehen, daß ich mir nichts aus der Teilung der Hostie machen solle. Und dann
ließ er mich, wie schon öfter, ganz tief im Innern eine bildhafte Vision
erfahren: Er reichte mir seine rechte Hand und sprach:
„Sieh in meiner Hand den
Nagel. Er ist das Zeichen, daß ich mich heute mit dir vermähle. Bis jetzt
hattest du es noch nicht verdient. Von nun an aber bin ich nicht nur dein
Schöpfer, dein Gott und dein König, zu dessen Ehre du lebst, sondern du bist
nun meine wahre, mir angetraute Gemahlin. Meine Ehre ist deine Ehre und deine
Ehre ist meine Ehre.“
Diese Gnade tat eine solche
Wirkung in mir, daß ich völlig außer mir und wie von Sinnen war und ihn bat, er
möge entweder meine Niedrigkeit erheben oder mir nicht eine solche Gnade
erweisen. Denn ich hatte das sichere Gefühl, daß meine natürlichen Kräfte dem
nicht gewachsen waren. Ich blieb so den ganzen Tag in tiefer Versunkenheit, wie
abwesend. Hinterher spürte ich dann, welch ein Geschenk ich empfangen hatte,
aber noch größer waren meine Verwirrung und Betrübnis, weil ich doch sehe, daß
ich so großen Gnaden in keiner Weise zu entsprechen vermag.
(Teresa von Avila, vgl. Erika Lorenz: Ich bin ein Weib und
obendrein kein gutes)
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