Donnerstag, 15. März 2012

S. Teresa: Die innere Burg – Castillo - 9

1.W.K.2.8. Kehren wir nun zu unserer Burg mit ihren vielen Wohnungen zurück.30 Ihr dürft euch diese Wohnungen nicht wie aufgereiht, eine hinter der anderen, vorstellen, sondern richtet eure Augen auf die Mitte, die der Raum oder Palast ist, wo der König weilt, und denkt euch das wie eine Zwergpalme, die viele Schalen hat, die all das Köstliche umgeben, um an das, was essbar ist, heranzukommen.31 So gibt es auch hier um diesen Raum herum viele weitere und genauso über ihm, denn die Dinge der Seele muss man sich immer in Fülle und Weite und Größe vorstellen, was sie nicht aufbauscht, weil sie viel mehr fasst als wir uns vorzustellen vermögen,32 wobei sich diese Sonne, die in jenem Palast wohnt, überall hin mitteilt. Dabei ist es für jede Seele, die sich dem inneren Beten wenig oder viel hingibt, wichtig, dass man sie nie in einen Winkel einzwängt oder einengt. Man lasse sie durch diese Wohnungen streifen, aufwärts und abwärts und nach den Seiten hin. Da ihr Gott eine so große Würde33 verliehen hat, soll sie sich nicht zwin- gen, lange Zeit in einem einzigen Raum zu bleiben, und sei es in dem der Selbsterkenntnis! Denn wie nötig das auch sein mag – versteht mich, bitte, recht! –, sogar für diejenigen, die der Herr in der gleichen Wohnung hält, in der er selbst verweilt, kommt ihr doch nie etwas anderes zu, noch wird sie es vermögen, selbst wenn sie wollte; die Demut wirkt nämlich immer wie die Biene, die im Stock den Honig bereitet (denn ohne das ist alles umsonst). Bedenken wir aber, dass eine Biene es nicht versäumt hinauszufliegen, um Blüten auszusaugen. So halte es die Seele mit der Selbsterkenntnis: Sie glaube mir und fliege dann und wann hinaus, um die Größe und Majestät ihres Gottes zu betrachten; dort wird sie ihre Unzulänglichkeit besser und freier von Ungeziefer, das in die ersten Räume – also in die Selbsterkenntnis – mit eindringt, entdecken als in sich selbst. Denn (auch wenn es, wie ich gerade sage, ein großes Erbarmen Gottes ist, dass man sich darin übt) „zu wenig und zu viel verdirbt das Spiel“,34 wie man so sagt. Und glaubt mir, dass wir mit Gottes Kraft viel besser Tugend erwirken werden, als wenn wir fest an unserer Erde kleben.35

Anmerkungen
30 Im Laufe des Werkes gibt es unzählige Exkurse – teils weil Teresa sehr assoziativ denkt, teils weil sie mit dauernden Unterbrechungen schreibt –, doch verliert die Autorin nie ganz den Faden, sondern kehrt immer wieder zum Thema zurück.
31 Die Autorin denkt offensichtlich an die andalusische oder levantinische Zwergpalme mit ihrem unterirdischen oder kaum über die Erde herausragenden Stamm und ihren fächerförmig angeordneten Blättern. Das zarte Herz dieser Pflanze ist von vielen Hüllen umgeben. Siehe auch Einf. S. 38.
32 Dieser Absatz ist von entscheidender Wichtigkeit für das rechte Verständnis der Inneren Burg; vgl. auch 1M 2,12, wo die Autorin von „einer Million“ (!) Räumen innerhalb der Ersten Wohnungen spricht. Dennoch hat die Siebenzahl immer wieder zum Missverständnis geführt, Teresa würde den geistlichen Weg in sieben Stufen einteilen, die geradlinig aufeinander zu folgen hätten und so etwas wie eine Blaupause für die Entfaltung des geistlichen Lebens wären.
33 Auf die Würde der Seele, die auf der Gottebenbildlichkeit und Einwohnung Gottes beruht, macht Teresa auch in CC 41,2 aufmerksam: „Wie ich so erstaunt war, eine so hohe Majestät in etwas so Niedrigem wie meiner Seele zu sehen, da verstand ich: Sie ist nicht niedrig, Tochter, denn sie ist nach meinem Bild gemacht.“
34 Anspielung auf ein damals bekanntes Sprichwort; wörtlich: „Zuviel ist genauso schlimm wie zu wenig.“
35 Die Autorin macht sich hier die beiden Bedeutungen des Wortes virtud zunutze, was sowohl „Kraft“ als auch „Tugend“ bedeuten kann (vgl. lat. virtus). Vgl. auch 1M 2,1. Teresa betont immer wieder, dass die Festigung in den Tugenden nicht das Ergebnis unseres Tugendstrebens, sondern ein Geschenk Gottes bzw. eine Frucht der tiefen Gotteserfahrung ist; vgl. auch V 38,4; 39,13.16; CC 1,31; 3,9; 54,7f.; MC 4,4. Bei aller Betonung der Selbsterkenntnis möchte sie darum Mut machen, sich nicht auf die eigenen Fehler und Unzulänglichkeiten zu fixieren, sondern auf die Kraft und das Erbarmen Gottes zu vertrauen.

(Teresa von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)



8. Pues tornemos ahora a nuestro castillo de muchas moradas. No habéis de entender estas moradas una en pos de otra, como cosa en hilada, sino poned los ojos en el centro, que es la pieza o palacio adonde está el rey, y considerar como un palmito, que para llegar a lo que es de comer tiene muchas coberturas que todo lo sabroso cercan. Así acá, enrededor de esta pieza están muchas, y encima lo mismo. Porque las cosas del alma siempre se han de considerer con plenitud y anchura y grandeza, pues no le levantan nada, que capaz es de mucho más que podremos considerar, y a todas partes de ella se comunica este sol que está en este palacio. Esto importa mucho a cualquier alma que tenga oración, poca o mucha, que no la arrincone ni apriete. Déjela andar por estas moradas, arriba y abajo y a los lados, pues Dios la dio tan gran dignidad; no se estruje en estar mucho tiempo en una pieza sola. ¡Oh que si es en el propioconocimiento! Que con cuán necesario es esto (miren que me entiendan), aun a las que las tiene el Señor en la misma morada que El está, que jamás -por encumbrada que esté- le cumple otra cosa ni podrá aunque quiera; que la humildad siempre labra como la abeja en la colmena la miel, que sin esto todo va perdido. Mas consideremos que la abeja no deja de salir a volar para traer flores; así el alma en el propio conocimiento, créame y vuele algunas veces a considerar la grandeza y majestad de su Dios. Aquí hallará su bajeza mejor que en sí misma, y más libre de las sabandijas adonde entran en las primeras piezas, que es el propio conocimiento; que aunque, como digo, es harta misericordia de Dios que se ejercite en esto, tanto es lo de más como lo de menos - suelen decir-. Y créanme, que con la virtud de Dios obraremos muy mejor virtud que muy atadas a nuestra tierra.

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