Freitag, 16. März 2012

S. Teresa: Die innere Burg – Castillo - 10

1.W.K.2.9. Ich weiß nicht, ob es klar geworden ist, denn uns selbst zu erkennen, ist so wichtig,36 dass ich nicht möchte, dass es diesbezüglich jemals ein Nachlassen gibt, so hoch ihr auch in den Himmeln sein mögt; während wir jedoch auf dieser Erde sind, gibt es für uns nichts Wichtigeres als die Demut.37 Darum sage ich abermals, dass es sehr gut und nochmals sehr gut ist, zu versuchen, zuerst in das Gemach einzutreten, wo es um das geht, als zu den anderen zu fliegen, denn das ist der Weg. Und wenn wir sicher und bequem gehen können, wozu sollen wir uns dann Flügel wünschen, um zu fliegen? Vielmehr suche man, wie man darin mehr Fortschritte macht. Meines Erachtens kommen wir mit der Selbsterkenntnis an kein Ende, wenn wir uns nicht auch bemühen, Gott zu erkennen. Beim Anblick seiner Größe mag uns unsere Unzulänglichkeit aufgehen, und beim Anblick seiner Reinheit werden wir unseren Schmutz sehen; bei der Betrachtung seiner Demut38 sehen wir, wie viel uns fehlt, um demütig zu sein.
 
Anmerkungen
36 „Selbsterkenntnis ist ja schon etwas“ (1M 1,8), sie ist „nötig“ (1M 2,8), das, „worauf es für uns am meisten ankommt“ (1M 2,13). Sich erkennen ist „eintreten“ (1M 1,8). Die Selbsterkenntnis ist zutiefst mit der Demut verbunden (1M1,8f.): „Das mit der Demut und der Selbsterkenntnis“ (1M1,13). Wie es eine falsche Demut gibt, so gibt es auch eine „kriecherische und verzagte Selbsterkenntnis“ (1M 1,11), die „Ängste, Kleinmut und Feigheit“ erzeugt (1M 2,10) und „einzwängt oder einengt“ (1M 1,8), und „ihnen als Demut vorkommt“ (1M 2,11). Um sich gut zu erkennen, muss man aus sich herausgehen, wie die Biene aus dem Stock, und „dann und wann hinausfliegen, um die Größe und Majestät ihres Gottes zu betrachten“ (1M 2,8), denn „wir kommen mit der Selbsterkenntnis an kein Ende, wenn wir uns nicht auch bemühen, Gott zu erkennen“ (1M 2,9). „Von Christus ... werden wir die wahre Demut lernen“ (1M 2,11). Selbst die mystischen Gnaden werden durch „eine tiefe Selbsterkenntnis ... verursacht“ (6M 9,15), denn Gott ist ein großer Freund der Demut (M epíl 2; vgl. 6M 10,7).
37 Die „Demut“ (humildad) spielt im geistlichen Wertesystem Teresas eine überragende Rolle, doch meint sie damit keinesfalls eine ungesunde Selbstabwertung, sondern die realistische Selbsteinschätzung eines Menschen, der in der existentiellen Wahrheit seines Lebens verwurzelt ist und daher sowohl seine Stärken als auch seine Schwächen einschätzen und annehmen kann. Vgl. ihre klassische Definition in 6M 10,7.
38 Anspielung auf die Selbstentäußerung Gottes in der Menschwerdung, aber auch im Umgang mit dem Gottsucher, der Gottsucherin; vgl. auch CE 42,1; 56,1; 73,4.

(Teresa von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)


9. No sé si queda dado bien a entender, porque es cosa tan importante este conocernos que no querría en ello hubiese jamás relajación, por subidas que estéis en los cielos; pues mientras estamos en esta tierra no hay cosa que más nos importe que la humildad. Y así torno a decir que es muy bueno y muy rebueno tratar de entrar primero en el aposento adonde se trata de esto, que volar a los demás; porque éste es el camino, y si podemos ir por lo seguro y llano, ¿para qué hemos de querer alas para volar?; mas que busque cómo aprovechar más en esto; y a mi parecer jamás nos acabamos de conocer si no procuramos conocer a Dios; mirando su grandeza, acudamos a nuestra bajeza; y mirando su limpieza, veremos nuestra suciedad; considerando su humildad, veremos cuán lejos estamos de ser humildes.

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