1.W.K.2.16.
Ich habe euch schon einmal gesagt, dass er wie eine lautlose Feile 61 ist; wir müssen ihn daher gleich in den
Anfängen durchschauen. Dazu will ich etwas sagen, um es euch verständlicher zu
machen.
Da
gibt er einer Schwester heftige 62 Anstürme nach
Buße ein, so dass sie meint, nicht zur Ruhe zu kommen, außer indem sie sich
ständig kasteit.63 Es ist eigentlich ein
gutes Prinzip, doch wenn die Priorin angeordnet hat, ohne Erlaubnis keine Buße
zu tun, er sie jedoch zur Meinung verführt, dass sie es bei etwas so Gutem wohl
wagen darf, und sie sich insgeheim ihr Leben so einrichtet, dass sie allmählich
ihre Gesundheit einbüßt und der Anordnung der Regel nicht mehr folgt, dann seht
ihr, wo dieses Gute endet.
Einer
anderen gibt er einen sehr großen Eifer nach Vollkommenheit64 ein, was sehr gut ist, doch könnte es dahin
führen, dass ihr jedes winzige Versäumnis der Mitschwestern wie ein schwerer
Verstoß und als etwas vorkommt, auf das man achten muss, ob sie welche begehen,
um dann zur Priorin zu rennen. Und manchmal könnte es sogar sein, dass sie vor
lauter Eifer für die Ordenszucht ihre eigenen Fehler nicht mehr sieht. Da die
anderen aber ihr Inneres nicht durchschauen, jedoch diese Besorgtheit erleben,
könnte es sein, dass sie das nicht so gut aufnehmen.
Anmerkungen
61
Vgl. CE 66,2 bzw. CV 38,2. Das Bild der lautlosen Feile, „die zuvor mit Blei stumpf
gemacht und daher bei der Arbeit geräuscharm ist“ (Diccionario Real Academia
Española), verwendet sie jedoch nur an dieser Stelle.
62
Diese Stelle ist eine crux für die Herausgeber, die für das schwer zu
entziffernde Wort mehrere Lesarten vorgeschlagen haben (einige, lebhafte,
heftige). Wir folgen der von J. V. Rodríguez vorgeschlagene Lesart der Obras
Completas, Madrid 52002, 821.
63
Ironisch gemeinte Antithese. Der Leser beachte den humorvollen Ton dieses ganzes
Absatzes, der viel Menschenkenntnis und Erfahrung im Zusammenleben verrät.
64
Perfección, siehe Anhang I. Hier spielt Teresa auf das falsch verstandene Vollkommenheitsideal
derer an, die darunter moralische Fehlerlosigkeit und rigorose Beobachtung
kleinster (und oft kleinlicher) Vorschriften (das zu ihrer Zeit und noch bis
zum Zweiten Vatikanum weit verbreitete Pochen auf die „Observanz“) verstehen
und entlarvt zugleich mit unüberhörbarer Ironie, zu welcher Selbstgerechtigkeit
dieses Ideal führen kann. Dem stellt sie im folgenden Absatz ihr eigenes –
biblisches –Vollkommenheitsideal gegenüber.
(Teresa
von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke
Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan
OCD, Elisabeth Peeters OCD)
16. Ya os dije otra vez que es como una lima sorda, que hemos menester
entenderle a los principios. Quiero decir alguna cosa para dároslo mejor a
entender.
Pone en una hermana unos ímpetus de penitencia, que le parece no tiene
descanso sino cuando se está atormentando. Este principio bueno es; mas si la
priora ha mandado que no hagan penitencia sin licencia, y le hace parecer que
en cosa tan buena bien se puede atrever, y escondidamente se da tal vida que
viene a perder la salud y no hacer lo que manda su Regla, ya veis en qué paró
este bien. Pone a otra un celo de la perfección muy grande. Esto muy bueno es;
mas podría venir de aquí que cualquier faltita de las hermanas le pareciese una
gran quiebra, y un cuidado de mirar si las hacen, y acudir a la priora; y aun a
las veces podría ser no ver las suyas por el gran celo que tiene de la
religión. Como las otras no entienden lo interior y ven el cuidado, podría ser
no lo tomar tan bien.
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