Montag, 12. März 2012

S. Teresa: Die innere Burg – Castillo - 6

1.W.K.2.5. Ich habe einmal von einem geistlichen Menschen gehört, dass er sich nicht über das wunderte, was ein Mensch in Todsünde alles täte, sondern über das, was er nicht täte. Gott bewahre uns in seinem Erbarmen vor einem so großen Übel, denn solange wir in diesem Leben weilen, gibt es nichts, was den Namen Übel mehr verdient als dies, da es ewige Übel ohne Ende nach sich zieht! Das ist es, Töchter, was wir immer wieder fürchten und in unseren Gebeten von Gott erbitten sollen, 18 denn wenn er die Stadt nicht bewacht, werden wir uns vergeblich abplagen;19 wir sind ja die Nichtigkeit in Person.20 Jene Person21 sagte, dass sie aus der ihr von Gott erwiesenen Gnade zwei Dinge gewonnen hätte: erstens, eine ungeheuere Furcht, ihn zu beleidigen,22 weshalb sie ihn ständig anflehte, sie nicht fallen zu lassen, da sie die entsetzlichen Schäden sah; und zweitens, einen Spiegel für die Demut, in dem sie sah, dass das Gute, das wir tun, seinen Ursprung nicht in uns hat, sondern in jener Quelle, an der unser Seelenbaum gepflanzt ist, und unter jener Sonne, die unseren Werken ihre Wärme spendet. Wie sie sagt, wurde ihr das so klar vor Augen geführt, dass sie alles Gute, das sie tat oder geschehen sah, immer gleich auf seinen Ursprung zurückführte und begriff, dass wir ohne diese Hilfe nichts könnten. Daraus ergab sich für sie, dass sie gleich zum Lob Gottes überging und sich gewöhnlich nicht einmal an das Gute erinnerte, das sie getan hatte.

Anmerkungen
18 Eine der vielen Stellen, an denen Teresa sich sehr elliptisch ausdrückt; sie will sagen: „... was wir fürchten sollen und wovon wir Gott bitten sollen, dass er uns davor bewahren möge.“
19 Ein Anklang an Ps 126,2: Wenn der Herr die Stadt nicht bewacht, wacht der
Wächter umsonst.
20 Die oben erwähnte positive Sicht des Menschen (1M 1,6, Anm.) wird durch Hinweise auf seine gebrochene Existenz ergänzt. Als kontingente Geschöpfe „sind wir die Nichtigkeit in Person“ (1M 2,5), „wir streunen herum“ (2M 1,9), „sind gewohnheitsmäßig mit Äußerlichkeiten beschäftigt“ (1M 1,6), „befinden uns nicht in unserem eigenen Haus“ (2M 1,9), „verstehen uns nicht“ (1M 1,2). Verschlimmert wird die Lage noch durch die Sünde, was sie in Visionen sah (V 40,5.10; 32,1-5; 38,23f.; 7M 1,3). Sie hat „daraus zwei Dinge gewonnen“ (1M 2,5): „dieselbe Sonne [Gott] ist nach wie vor anwesend,“ aber „die Seele hat keinen Anteil an ihr“ (1M 2,1), „weil sie nicht fähig ist, das Licht aufzunehmen“ (7M 1,3); „die arme Seele wird zu einer einzigen Finsternis“ (1M 2,1), „sie ist ganz und gar zur Dunkelheit geworden“ (1M 2,2); „zu pechschwarzem Wasser von widerlichem Gestank“ (1M 2,2.10) und „ist in einem dunklen Kerker, an Händen und Füßen gefesselt, blind und stumm“ (7M 1,3). „In Gott selbst ... begehen wir große Bosheiten“ (6M 10,3; V 40,10).
21 Nicht der zu Beginn dieses Absatzes zitierte „geistliche Mensch“, sondern die in 1M 2,2 erwähnte anonyme „Person“, die für die Autorin selbst steht. Mit der „Gnade“ ist folglich die dort beschriebene Einsicht in den seelischen Zustand eines schweren Sünders gemeint.
22 Die Vorstellung, Gott durch Sünden zu „beleidigen“, die mit dem Bild der Königsherrschaft Gottes zusammenhängt (Majestätsbeleidigung), begegnet bei Teresa immer wieder. Sie greift damit die damals (und in manchen Kreisen bis heute) populäre mittelalterliche Erlösungslehre des Anselm von Canterbury (Satisfaktionslehre) auf, nach der die Sünde des Menschen eine Beleidigung Gottes darstellt, die dann durch Christi Kreuzesopfer gesühnt werden muss. Demgegenüber wird im heutigen theologischen Diskurs unter Sünde die Weigerung der Menschen verstanden, sich lieben zu lassen, während Christi Leiden und Tod als Konsequenz seiner Gottes- und Menschenliebe gesehen wird, die für den Geliebten bis zum Äußersten geht.

(Teresa von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)


5. Oí una vez a un hombre espiritual que no se espantaba de cosas que hiciese uno que está en pecado mortal, sino de lo que no hacía. Dios por su misericordia nos libre de tan gran mal, que no hay cosa mientras vivimos que merezca este nombre de mal, sino ésta, pues acarrea males eternos para sin fin. Esto es, hijas, de lo que hemos de andar temerosas y lo que hemos de pedir a Dios en nuestras oraciones; porque, si El no guarda la ciudad, en vano trabajaremos, pues somos la misma vanidad.
Decía aquella persona que había sacado dos cosas de la merced que Dios le hizo: la una, un temor grandísimo de ofenderle, y así siempre le andaba suplicando no la dejase caer, viendo tan terrible daños; la segunda, un espejo para la humildad,mirando cómo cosa buena que hagamos no viene su principio de nosotros, sino de esta fuente adonde está plantado este árbol de nuestras almas, y de este sol que da calor a nuestras obras. Dice que se le represent esto tan claro, que en haciendo alguna cosa buena o viéndola hacer, acudía a su principio y entendía cómo sin esta ayuda no podíamos nada; y de aquí le procedía ir luego a alabar a Dios y, lo más ordinario, no se acordar de sí en cosa buena que hiciese.

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