Donnerstag, 8. März 2012

S. Teresa: Die innere Burg - Castillo - 2

1.W.K.2.1. Bevor ich fortfahre, möchte ich euch sagen, dass ihr überlegen sollt, was es bedeutet, diese so strahlend schöne Burg, diese orientalische Perle,3 diesen Lebensbaum, der an den lebendigen Wassern des Lebens – das ist Gott selbst – gepflanzt ist,4 zu sehen, wenn sie in eine Todsünde fällt. Es gibt keine noch so düsteren Finsternisse und nichts so Dunkles und Schwarzes, dass das nicht noch viel schwärzer wäre. Verlangt gar nicht danach, mehr zu wissen, als dass dieselbe Sonne, die ihr eine solch strahlende Schönheit verlieh, und die nach wie vor in der Mitte der Seele anwesend ist,5 nun so ist, als wäre sie nicht mehr da, so dass man an ihr Anteil hätte, obwohl die Seele doch genauso fähig wäre, sich Ihrer Majestät zu erfreuen, wie ein Kristall, um die Sonne in sich zu reflektieren. Nichts hilft ihr weiter. Von daher kommt es, dass alle guten Werke, die sie vielleicht vollbringt, für die Erlangung der ewigen Herrlichkeit unfruchtbar sind, solange sie derart im Zustand der Todsünde weilt.6 Denn da sie nicht aus jenem Urgrund hervorgehen, welcher Gott ist, der unsere Tugend erst zur Tugend macht,7 und wir uns von ihm entfernen, kann es seinen Augen nicht wohlgefällig sein. Schließlich hat einer, der eine Todsünde begeht, ja nicht die Absicht, ihn zufrieden zu stellen, sondern dem Bösen8 zu gefallen; und da dieser die Finsternis selbst ist, wird die arme Seele zu einer einzigen Finsternis.

Anmerkungen
3 Dies ist die einzige Stelle im Gesamtwerk, wo Teresa – deren Bildsprache immer wieder ihr Interesse für Geschmeide und Edelsteine verrät – die Seele eine „orientalische Perle“ nennt; vgl. aber 1M 1,1, wo sie bereits mit einem „Diamant oder sehr klaren Kristall“ verglichen wurde.
4 Im Bild des Lebensbaums, der am lebendigen Wasser gepflanzt ist, sind die biblischen Anklänge, etwa an Ps 1,3; Jer 17,8; Ez 10,10f., unüberhörbar. Außer mehrfach im vorliegenden Kapitel kehrt das Bild auch noch einmal in 7M 2,9 zurück. Der Leser beachte, dass der Lebensbaum hier – und noch deutlicher in 2,2 und 2,5 – für die Seele, also für das Innere des Menschen steht. Damit nähert sich Teresa erneut der in spirituellen Kreisen offensichtlich bekannten Bildersprache der islamischen Sufis, etwa des anonymen Autors des Buches der Gewissheit und der persischen Mystiker Nurı und Schabestarı an, nach denen an den geistlichen Gewässern in der Tiefe der Seele der mystische Baum heranwächst, der für das tiefste Wesen des Menschen und dessen inneren Verwandlungsprozess steht; siehe dazu L. López-Baralt, Asedios a lo Indecible, 104f.;The Sufi Trobar Clus and Spanish Mysticism, 72f.
5 Zwischen den Zeilen fügt Gracián die klassische scholastische Formel „wesenhaft und durch ihre Gegenwart und Kraft“ (por esencia, presencia y potencia) hinzu; dass Gottes wesenhafte Gegenwart der Seele auch im Zustand schwerer Sünde nicht verloren geht, weil man sonst zu existieren aufhörte, betont auch Johannes vom Kreuz; siehe CB 11,3.
6 Gracián streicht „unfruchtbar“ und verbessert: „ohne Verdienst.“ Teresa zeigt sich hier als Kind ihrer Zeit mit der starken Ausrichtung auf das Jenseits und Angst vor dem göttlichen Gericht; im Vergleich zu vielen ihrer Zeitgenossen hat sie sich jedoch insgesamt von dieser angstbesetzten Frömmigkeit auffallend frei gemacht.
7 Teresa wehrt sich also ausdrücklich gegen ein Tugendstreben, das einseitig die eigene Leistung betont; vgl. 1M 2,8. Sie ferner V 16,4; 19,2; 20.7.9; 21,11; 31,17f; 38,4; 39,13.16.23; E 4,1; usw.
8 Demonio, siehe Anhang I.

(Teresa von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)

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Moradas Primeras, Capitulo 2

1. Antes que pase adelante, os quiero decir que consideréis qué será ver este castillo tan resplandeciente y hermoso, esta perla oriental, este árbol de vida que está plantado en las mismas aguas vivas de la vida, que es Dios, cuando cae en un pecado mortal: no hay tinieblas más tenebrosas, ni cosa tan oscura y negra, que no lo esté mucho más. No queráis más saber de que, con estarse el mismo sol que le daba tanto resplandor y hermosura todavía en el centro de su alma, es como si allí no estuviese para participar de El, con ser tan capaz para gozar de Su Majestad como el cristal para resplandecer en él el sol. Ninguna cosa le aprovecha; y de aquí viene que todas las buenas obras que hiciere, estando así en pecado mortal, son de ningún fruto para alcanzar gloria; porque no procediendo de aquel principio, que es Dios, de donde nuestra virtud es virtud, y apartándonos de El, no puede ser agradable a sus ojos; pues, en fin, el intento de quien hace un pecado mortal no es contentarle, sino hacer placer al demonio, que como es las mismas tinieblas, así la pobre alma queda hecha una misma tiniebla

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