7.W.K.1.6.
Hier ist es aber anders: Unser guter Gott möchte ihr schon die Schuppen von den
Augen nehmen, damit sie sehe 17 und etwas
von der Gnade erkenne, die er ihr erweist, wenn auch auf wundersame Weise.
Nachdem sie durch eine intellektuelle Vision in diese Wohnung hineingeführt
wurde, zeigt sich ihr durch eine bestimmte Art der Darstellung der Wahrheit die
Allerheiligste Dreifaltigkeit 18 in allen
drei Personen mit einer Entflammung, die ihren Geist zuerst nach Art einer
Wolke von größter Klarheit überkommt – jede der Personen für sich –, und durch
eine wunderbare Einsicht, die der Seele zuteil wird, erkennt sie mit größter
Wahrheit, dass alle drei Personen ein Wesen und eine Macht und ein Wissen und
ein einziger Gott sind, 19 und zwar so, dass
das, was wir im Glauben festhalten, die Seele dort – so können wir sagen 20 – durch Anschauung erkennt, auch wenn es kein
Sehen mit den Augen des Leibes noch mit denen der Seele ist, da es keine
imaginative Vision ist. 21 Hier teilen sich
ihr alle drei Personen mit, sprechen mit ihr 22
und geben ihr jene Worte zu verstehen, die der Herr gesprochen hat, wie es im
Evangelium heißt, dass er und der Vater und der Heilige Geist kämen, um in der
Seele, die ihn liebt und seine Gebote hält,Wohnung zu nehmen (Joh 14,23). 23
Anmerkungen
17
Eine weitere Anspielung auf das Schicksal des Apostels Paulus in Apg 9,18, wo
es heißt: „Sofort fiel es wie Schuppen von seinen Augen, und er sah wieder.“
18
Vgl. mehrere Geistliche Erfahrungsberichte, etwa CC 14,1; 15; 21,1; 22,3; 36; 41,2;
60.
19
Anklänge an die Präfation (liturgische Einleitung des Eucharistischen
Hochgebetes) von der Heiligsten Dreifaltigkeit, wo es heißt: „Die Sonderheit in
den Personen, die Einheit im Wesen und die gleiche Fülle in der Herrlichkeit.“
20
„Podemos decir – so können wir sagen:“ Eine absichernde Einschränkung, denn die
visio beatifica (beseligende Schau) ist hier auf Erden nicht möglich.
21
Ein erneuter Hinweis darauf, dass das, was bislang übermitteltes Glaubenswissen
war, jetzt zur lebendigen, existentiellen Erfahrung wird; vgl. 6M 4,6.
22
Nach Teresas Beschreibung ist die mystische Vermählung, also die tiefste
Gotteinung, gekennzeichnet durch eine „intellektuelle Vision“ der göttlichen
Dreifaltigkeit:Es geht um eine Erfahrung der drei Personen „jede für sich ...
durch Anschauung“ (7M 1,7) „im Innern ihrer Seele ... im aller-, allertiefsten
Innern, in etwas Abgrundtiefem“ (7M 1,7), wobei „alle Seelenvermögen aussetzen“
(7M 1,5), um später zu sagen, dass „die Seelenvermögen nicht aussetzen, aber
auch nicht arbeiten, sondern wie verblüfft sind“ (7M 3,11). „Sobald die
Beschäftigungen fehlen, verweilt sie in dieser angenehmen Gesellschaft“ (7M
1,8), doch „wird sich diese große Gnade wohl nie in aller Vollkommenheit
erfüllen, solange wir leben“ (7M 2,1). „Beim ersten Mal ... in einer imaginativen
Vision der Menschheit“ (7M 2,1), doch hier „war es so anders“ als bei anderen
Gnaden dieser Art, „weil diese Vision mit großer Gewalt eintrat“ und „wegen der
Worte, die er ihr sagte, ... weil sie im Innern ihrer Seele noch keine anderen
Visionen geschaut hatte;“ all das geschieht nämlich „im Innern ihrer Seele“ (7M
1f.), „in der innersten Mitte der Seele“ (7M 2,3), wo „sie mit Gott eins
geworden ist“ (7M 2,3) und „die Seele immerfort in jener Mitte bei ihrem Gott
bleibt“ (7M 2,4).
23
Die Erfahrung, auf die sie hier anspielt, wird in einem Geistlichen
Erfahrungsbericht vom 29. Mai 1571 geschildert; siehe CC 14. Unter Berufung auf
dieselbe Schriftstelle schreibt auch Johannes vom Kreuz: „Man möge es nicht für
unglaubwürdig halten, dass bei einer bereits erprobten, geläuterten, im Feuer der
Betrübnisse und Mühsale und vielfältiger Versuchungen geprüften und in der
Liebe für treu befundenen Menschenseele in diesem Leben die Erfüllung dessen
nicht ausbleibt, was der Sohn Gottes versprochen hat, nämlich dass, wenn jemand
ihn liebt, die Heiligste Dreifaltigkeit zu ihm kommen und festen Wohnsitz in
ihm nehmen werde (Joh 14,23)“ (LB 1,15). Einen ausdrücklichen Hinweis auf diese
Schriftstelle konnte Teresa bereits im Tercer Abecedario des Francisco de Osuna
finden (IX, 1), doch bleibt es bei Osuna bei einer Verheißung für die Zukunft,
während Teresa und Johannes von der Erfüllung dieser Verheißung im Hier und
Jetzt sprechen; vgl. dazu R. Cuartas Londoño, Experiencia trinitaria de Santa
Teresa de Jesús, 108f.
(Teresa
von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte
Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich
Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)
6. Aquí es de otra manera: quiere ya nuestro buen Dios quitarla las escamas
de los ojos y que vea y entienda algo de la merced que le hace, aunque es por
una manera extraña; y metida en aquella morada, por visión intelectual, por cierta
manera de representación de la verdad, se le muestra la Santísima Trinidad,
todas tres personas, con una inflamación que primero viene a su espíritu a manera
de una nube de grandísima claridad, y estas Personas distintas, y por una
noticia admirable que se da al alma, entiende con grandísima verdad ser todas tres
Personas una sustancia y un poder y un saber y un solo Dios; de manera que lo
que tenemos por fe, allí lo entiende el alma, podemos decir, por vista, aunque
no es vista con los ojos del cuerpo, porque no es visión imaginaria. Aquí se le
comunican todas tres Personas, y la hablan, y la dan a entender aquellas
palabras que dice el Evangelio que dijo el Señor: que vendría El y el Padre y
el Espíritu Santo a morar con el alma que le ama y guarda sus mandamientos.
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