Kapitel
11
Es
handelt von Sehnsüchten nach dem Genuss Gottes, die er der Seele eingibt, so
stark und ungestüm, dass sie sie in Lebensgefahr bringen, und vom Nutzen, den
dieser vom Herrn gewirkte Gnadenerweis in ihr zurücklässt. 1
6.W.K.11.1.
Ob all diese Gnaden, die der Bräutigam der Seele erwiesen hat, wohl ausgereicht
haben, damit der kleine Falter oder Schmetterling – denkt nicht, ich hätte ihn
vergessen! – zur Ruhe kommt und sich dort niederlässt, wo er sterben soll?
Nein, ganz sicher nicht, es geht dieser armen Seele noch viel schlechter. Mag
sie diese Gnaden auch schon seit vielen Jahren erhalten, so seufzt und läuft
sie die ganze Zeit verweint umher, da durch jede von ihnen ihr Schmerz noch
größer wird. Der Grund dafür ist, dass die Sehnsucht viel mehr wächst, 2 weil sie in zunehmendem Maße die Großtaten ihres
Gottes erkennt, sich aber von ihm getrennt erlebt und so weit davon entfernt, ihn
zu genießen, und weil auch ihre Liebe wächst, je mehr ihr aufgeht, was dieser
große Gott und Herr an Liebe verdient. So nimmt in diesen Jahren ihre Sehnsucht
immer mehr zu, bis sie zu einer so großen Qual heranwächst, wie ich jetzt sagen
will. Ich habe von „Jahren“ gesprochen, womit ich mich dem anpasse, was die von
mir erwähnte Person durchgemacht hat, 3 denn
dass man Gott keine Frist setzen darf, sehe ich gut ein, da er eine Seele im Nu
zum Tiefsten, von dem hier die Rede ist, bringen kann. Machtvoll ist Seine
Majestät, um alles zu tun, er will, und
voll Lust, viel für uns zu tun. 4
Anmerkungen
1
Am Ende dieser Wohnungen angelangt, in denen sie so viele erhellende und
läuternde Selbstmitteilungen Gottes erhalten hat, fehlt doch noch „der letzte
Schliff“: Sie macht die Erfahrung seiner Abwesenheit, „weit davon entfernt, ihn
zu genießen“ (6M 11,1), „einer merkwürdigen Einsamkeit“ (6M 11,5), „wie von
Schatten,“ als was ihr auch „alle Dinge der Erde vorkommen“ (6M 11,8). Gott
„setzt denen zu, die [ihn] lieben“ (6M 11,6), doch „nur der Schöpfer ist es,
der sie zu trösten und ihre Seele zu sättigen vermag“ (6M 11,10). Sie hatte
Recht, „als ich sagte, dass es des Mutes bedarf“ (6M 11,12).
2
Von dieser Sehnsucht war bereits in 6M 6,1 die Rede. Zu der durch ihre tiefen
Gotteserfahrungen noch verstärkten Spannung zwischen Todessehnsucht und
irdischem Leben bei Teresa siehe Anm. zu 3M 1,2.
3
Erneut sie selbst; vgl. 6M 10,2-5.
4
Vgl. 5M 3,4; 6M 2,3; und ferner V 4,2; 25,3.17f.; 28,9; 35,13; 36,16; 40,24; CV
16,10; CE 56,1 bzw. CV 32,12.
(Teresa
von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte
Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich
Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)
CAPÍTULO 11
Trata de unos
deseos tan grandes e impetuosos que da Dios al alma de gozarle, que ponen en
peligro de perder la vida, y con el provecho que se queda de esta merced que
hace el Señor.
1. ¿Si habrán bastado todas estas mercedes que ha hecho el Esposo al
alma para que la palomilla o mariposilla esté satisfecha no penséis que la
tengo olvidada) y haga asiento adonde ha de morir? No, por cierto; antes está
muy peor. Aunque haya muchos años que reciba estos favores, siempre gime y anda
llorosa, porque de cada uno de ellos le queda mayor dolor. Es la causa, que
como va conociendo más y más las grandezas de su Dios y se ve estar tan ausente
y apartada de gozarle, crece mucho más el deseo; porque también crece el amar
mientras más se le descubre lo que merece ser amado este gran Dios y Señor; y
viene en estos años creciendo poco a poco este deseo de manera que la llega a
tan gran pena como ahora diré. He dicho años, conformándome con lo que ha
pasado por la persona que he dicho aquí, que bien entiendo que a Dios no hay
que poner término, que en un momento puede llegar a un alma a lo más subido que
se dice aquí. Poderoso es Su Majestad para todo lo que quisiere hacer y ganoso
de hacer mucho por nosotros.
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