6.W.K.8.4.
Bei all dem weiß ich, dass sie zuweilen sehr verängstigt, bisweilen zutiefst
beschämt war, da sie nicht wusste, woher ihr soviel Gutes zukam. Wir waren so
sehr eins, sie und ich,12 dass in ihrer
Seele nichts vorging, worüber ich in Unkenntnis gewesen wäre, und so kann ich
eine gute Zeugin sein, und ihr dürft mir glauben, dass alles, was ich hier
sage, Wahrheit ist. Es ist eine Gnade des Herrn, die größte Bestürzung und
Demut nach sich zieht. Sobald es aber vom Bösen ist, wäre genau das Gegenteil der
Fall, aber da es etwas ist, das deutlich erkennbar von Gott geschenkt wurde –
denn keine menschliche Anstrengung würde ausreichen, um sich so fühlen zu
können –, kann einer, der dies erlebt, unmöglich meinen, dieses Gut sei ihm zu
eigen, sondern es ist von Gottes Hand geschenkt. Und wenn auch meiner Meinung
nach manche der bereits genannten eine größere Gnade darstellen, bringt diese doch
eine besondere Erkenntnis Gottes mit sich; und aus dieser beständigen Gesellschaft
erwächst eine ganz zärtliche Liebe zu Seiner Majestät und sogar tiefere Wünsche
als die bereits erwähnten, sich ganz seinem Dienst hinzugeben, und eine große
Herzensreinheit,13 da die Gegenwart, die sie
neben sich fühlt, sie auf alles achten lässt. Denn auch wenn wir schon wissen,
dass Gott bei allem, was wir tun, dabei ist, so ist doch unsere natürliche
Veranlagung so, dass man das Denken an ihn vernachlässigt; hier kann man es
aber nicht vernachlässigen, denn der Herr, der neben ihr ist, hält sie wach.
Und sogar die erwähnten Gnaden wer- den – da die Seele nahezu andauernd von
spontaner 14 Liebe zu dem erfüllt ist, von
dem sie sieht oder erkennt, dass er neben ihr ist – noch viel mehr zum
Normalfall.
Anmerkungen
12
Eine doppelbödige Aussage und zugleich ein erneutes Beispiel für Teresas hintergründigen
Witz, falls es noch Leser(innen) geben sollte, die nicht längst ahnen, wen sie
in Wirklichkeit meint.
13
Wörtlich: „Reinheit des Gewissens“, doch geht es hier nicht um das „gute Gewissen“
dessen, der sich nichts vorzuwerfen hat, sondern um die Herzensreinheit (puritas
cordis) im biblischen Sinn, also um die lautere Gesinnung, die sich in
ungeteilter Hingabe an Gott und Absichtslosigkeit im Umgang mit den Mitmenschen
kundtut. Vgl. auch CE 36,6; 52,4; 61,9; 71,1.
14
Actual, womit die Autorin einen Terminus der scholastischen Philosophie
aufgreift: Als „Akt“ bezeichnet diese konkrete Vollzüge, in denen die als
Habitus („Gewohnheit“) bezeichneten angeborenen oder erworbenen Fähigkeiten im Hier
und Jetzt „aktualisiert“ werden.
(Teresa
von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte
Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich
Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)
4. Con todo, sé yo que a ratos andaba harto temerosa; otros con grandísima
confusión, que no sabía por dónde le había venido tanto bien. Eramos tan una
cosa ella y yo, que no pasaba cosa por su alma que yo estuviese ignorante de
ella, y así puedo ser buen testigo y me podéis creer ser verdad todo lo que en
esto dijere. Es merced del Señor que trae grandísima confusión consigo y humildad.
Cuando fuese del demonio, todo sería al contrario. Y como es cosa que
notablemente se entiende ser dada de Dios, que no bastaría industria humana
para poderse así sentir, en ninguna manera puede pensar quien lo tiene que es
bien suyo, sino dado de la mano de Dios. Y aunque, a mi parecer, es mayor merced
algunas de las que quedan dichas, ésta trae consigo un particular conocimiento
de Dios, y de esta compañía tan continua nace un amor ternísimo con Su Majestad
y unos deseos aun mayores que los que quedan dichos de entregarse toda a su
servicio, y una limpieza de conciencia grande, porque hace advertir a todo la presencia
que trae cabe sí; porque aunque ya sabemos que lo está Dios a todo lo que
hacemos, es nuestro natural tal, que se descuida en pensarlo: lo que no se
puede descuidar acá, que la despierta el Señor que está cabe ella. Y aun para
las mercedes que quedan dichas, como anda el alma casi continuo con un actual
amor al que ve o entiende estar cabe sí, son muy más ordinarias.
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