6.W.K.8.3.
Ich weiß, dass sie vor lauter Angst wegen dieser Vision (sie ist nämlich nicht
wie die imaginativen, die schnell vorbeigehen, sondern hält viele Tage, gelegentlich
sogar mehr als ein Jahr lang an) tief bedrückt zu ihrem Beichtvater lief.
Dieser sagte ihr, wie sie denn wisse, dass es unser Herr sei, wenn sie nichts
sähe, und dass sie ihm sagen solle, was für ein Antlitz er habe. Sie sagte ihm,
dass sie das nicht wisse, noch ein Antlitz sähe und außer dem Gesagten nichts
weiteres sagen könne; sie wüsste aber, dass er es sei, der mit ihr rede, und
dass es keine Einbildung sei. Und obwohl man ihr sehr Angst machte, konnte sie
meistens dennoch nicht daran zweifeln, vor allem nicht, wenn er ihr sagte: Fürchte
dich nicht, ich bin es.8 Es hatten diese
Worte eine solche Kraft, dass sie im gegebenen Augenblick nicht daran zweifeln
konnte und um diese gute Gesellschaft sehr gestärkt und froh war, da sie klar
erkannte, dass sie ihr eine große Hilfe war, um ihren Weg im beständigen Gedenken
an Gott und mit großer Umsicht zu gehen, um nur ja nichts zu tun, was ihm missfallen
würde, denn ihr war, als würde er sie immerfort anschauen. Und jedes Mal, wenn
sie im inneren Beten bei Seiner Majestät verweilen 9
wollte – und sogar ohne das –, schien er ihr so nahe zu sein, dass er gar nicht
anders konnte als sie zu hören. Freilich hörte sie die Worte nicht, wann sie
das wollte, sondern unerwartet, sobald es nötig war. Sie spürte, dass er an
ihrer rechten Seite ging, aber nicht mit den Sinnen, mit denen wir merken
können, dass jemand in unserer Nähe ist, da das auf anderem Weg geschieht, viel
zarter, wie man es wohl kaum auszudrücken vermag; doch ist es genauso sicher
und mit genauso viel Gewissheit, ja mit noch viel mehr. Hier könnte man es sich
nämlich noch einbilden, in jenem Fall aber nicht, da es mit vielfachem großen
Gewinn und großen inneren Wirkungen einhergeht, die es gar nicht geben könnte,
wenn es Melancholie wäre;10 und auch der
Böse würde nicht so viel Gutes fertig bringen, noch wäre die Seele von solchem Frieden
oder beständig von solchen Wünschen, Gott zufrieden zu stellen, erfüllt, noch
von soviel Geringschätzung für alles, was sie ihm nicht näher bringt. Später
stellte sich auch deutlich heraus, dass es nicht vom Bösen war, da er11 sich ihr mehr und mehr zu erkennen gab.
Anmerkungen
8
Siehe V 25,18; vgl. Lk 24,36; Joh 14,18; und viele weitere Schriftstellen. Die mystischen
Ansprachen Teresas lehnen sich fast immer eng an die Hl. Schrift an. Zu Teresas
Ansprachen vgl. J. A. Marcos, Mística y subversiva, 55-64.
9
Es geht hier um den trato de amistad (freundschaftlichen Verkehr), den sie in ihrer
Vida folgendermaßen beschreibt: „... nichts anderes als Verweilen bei einem
Freund, mit dem wir oft allein zusammenkommen, einfach um bei ihm zu sein, weil
wir sicher wissen, dass er uns liebt“ (V 8,5). Dieses „Verweilen“ hat für
Teresa grundsätzlich eine dialogische Struktur, doch ist Dialog hier in einem
tiefen, existentiellen Sinn zu verstehen, der das Gespräch mit Worten einschließen
kann, doch nicht in jedem Fall muss.
10
Erneut wird der Begriff „Melancholie“ mit Einbildung bzw. Wahnerleben in Verbindung
gebracht.
11
Der Herr.
(Teresa
von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte
Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich
Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)
3. Sé que estando temerosa de esta visión porque no es como las imaginarias,
que pasan de presto, sino que dura muchos días, y aun más que un año alguna vez),
se fue a su confesor harto fatigada. El le dijo que, si no veía nada, que cómo
sabía que era nuestro Señor; que le dijese qué rostro tenía. Ella le dijo que
no sabía, ni veía rostro, ni podía decir más de lo dicho; que lo que sabía era
que era El el que la hablaba y que no era antojo. Y aunque le ponían hartos
temores, todavía muchas veces no podia dudar, en especial cuando la decía: No
hayas miedo, que yo soy. Tenían tanta fuerza estas palabras, que no lo podía
dudar por entonces, y quedaba muy esforzada y alegre con tan Buena compañía;
que veía claro serle gran ayuda para andar con una ordinaria memoria de Dios y
un miramiento grande de no hacer cosa que le desagradase, porque le parecía la
estaba siempre mirando. Y cada vez que quería tratar con Su Majestad en
oración, y aun sin ella, le parecía estar tan cerca, que no la podía dejar de oír;
aunque el entender las palabras no era cuando ella quería, sino a deshora,
cuando era menester. Sentía que andaba al lado derecho, mas no con estos
sentidos que podemos sentir que está cabe nosotros una persona; porque es por
otra vía más delicada, que no se debe de saber decir; mas es tan cierto y con
tanta certidumbre y aun mucho más; porque acá ya se podría antojar, mas en esto
no, que viene con grandes ganancias y efectos interiores, que ni los podría
haber, si fuese melancolía, ni tampoco el demonio haría tanto bien, ni andaría
el alma con tanta paz y con tan continuos deseos de contentar a Dios y con
tanto desprecio de todo lo que no la llega a El. Y después se entendió claro no
se demonio, porque se iba más y más dando a entender.
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