6.W.K.7.8.
Merkt euch diesen Punkt, Schwestern, denn er ist wichtig, und deshalb will ich
ihn noch genauer erklären: Die Seele sehnt sich danach, sich ganz der Liebe
hinzugeben und möchte gar nicht mehr auf anderes eingehen, kann es aber nicht,
obwohl sie es möchte. Denn das Feuer, das den Willen normalerweise zum Brennen
bringt, ist am Erlöschen, wiewohl der Wille nicht tot ist, und so braucht es
einen, der ihn anbläst, um Wärme von sich auszustrahlen. Wäre es da gut, dass
die Seele in dieser Trockenheit verharrte, in der Hoffnung auf Feuer vom Himmel,
um dieses Opfer ihrer selbst, das sie Gott darbringt, zu verbrennen, wie es
unser Vater Elija19 machte? (1 Kön 18,30-39).
Doch gewiss nicht! Und es wäre auch nicht gut, Wunder zu erwarten; der Herr
vollbringt sie für diese Seele, wenn es ihm gefällt, wie schon gesagt wurde und
anschließend noch gesagt wird. Doch sollen wir uns, wie Seine Majestät es
möchte, für so erbärmlich halten, dass wir es nicht verdienen, dass er sie tut,
sondern uns in allem selbst helfen, soweit wir nur können. Und ich bin
überzeugt, dass das notwendig bleibt, bis wir sterben, mag unser Gebet noch so
erhaben sein.20
Anmerkungen
19
Von jeher gilt der Prophet Elija im Karmelorden als geistliche
Inspirationsquelle und Identifikationsgestalt. Im Mittelalter wurde er sogar
als legendärer Ordensgründer verehrt; vgl. Elija – Die kontemplativ-prophetische
Dimension des Karmel und Das Buch der ersten Mönche, in: G. Benker (Hg.), Die
Gemeinschaften des Karmel, 62-69.74-81. Wann immer Teresa sich auf ihn bezieht,
nennt sie ihn „unseren Vater,” womit sie auf den alten karmelitanischen Ehrentitel
„dux et pater carmelitarum” („Führer und Vater der Karmeliten”) anspielt. Sie
nennt ihn mehrfach; vgl. 7M 4,11; P 27; F 27,11; 28,20; Es 4,4.
20
Hier sagt Teresa, wie sie es oft tut, dass der Mensch tun muss, was ihm möglich
ist, und nicht auf Wunder warten soll, „mag unser Gebet noch so erhaben sein.“
(Teresa
von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte
Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich
Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)
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