Samstag, 1. September 2012

S. Teresa: Die innere Burg – Castillo - 175


6.W.K.6.3. Diesen Seelen gibt Gott eine gewaltige Sehnsucht ein, ihm durch nichts, und mag es noch so winzig sein, zu missfallen, noch eine Unvollkommenheit zu begehen, falls das möglich wäre, so dass sie allein schon deshalb, wenn schon aus keinem weiteren Grund, vor den Leuten fliehen wollte, und ganz neidisch auf diejenigen ist, die in den Wüsten leben oder gelebt haben. Auf der anderen Seite würde sie sich am liebsten mitten in die Welt hineinstürzen, um zu sehen, ob sie mithelfen könnte, damit auch nur eine Seele Gott mehr lobte. Und wenn es eine Frau ist, reibt sie sich wund an der Fessel, die ihr ihre Natur auferlegt, da sie das nicht tun kann, und ist neidisch auf diejenigen, die die Freiheit haben, um mit lauter Stimme zu verkünden, wer dieser große Gott der Reiterscharen ist.8

Anmerkungen
8 Teresa hat ihr Leben lang damit gerungen, dass es ihr als Frau verwehrt war, „den Mitmenschen (durch tätigen Einsatz) von Nutzen zu sein“ (MC 2,29). In der Entdeckung der apostolischen Dimension des Gebetes hatte sie zwar um die Zeit der Gründung von San José (1562) ihre Form gefunden, innerhalb der ihr gesetzten Grenzen dennoch diese Sehnsucht zu verwirklichen; siehe vor allem CE/CV 1,2 und F 1,7f. Dennoch wiederholt sie auch bei der Abfassung der Inneren Burg 1577 diese Klage! Vgl. ferner V 10,8; 18,4; 27,13; 30,21; 33,11; CE 4,1. Und E. Renault, L’ideal apostolique des Carmelites, 103: „Mit anderen Worten, Teresa bedauert es, dass sie keine eigentlich priesterliche Aufgabe ausuben kann.“ „Gott der Reiterscharen”: eine biblische Reminiszenz entweder an den „Gott der Heerscharen” (JWHW Zebaot) oder aber an den Durchzug Israels durch das Rote Meer, wo Jahwe die Reiterschar Ägyptens vernichtete (Ex 14,18.23-28; 15,1-4; usw.); vgl. den nächsten Absatz.

(Teresa von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)

3. Da Dios a estas almas un deseo tan grandísimo de no le descontentar en cosa ninguna, por poquito que sea, ni hacer una imperfección, si pudiese, que por solo esto, aunque no fuese por más, querría huir de las gentes y ha gran envidia a los que viven y han vivido en los desiertos. Por otra parte, se querría meter en mitad del mundo, por ver si pudiese ser parte para que un alma alabase más a Dios; y si es mujer, se aflige del atamiento que le hace su natural porque no puede hacer esto, y ha gran envidia a los que tienen libertad para dar voces, publicando quién es este gran Dios de las Caballerías.

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