6.W.K.6.3.
Diesen Seelen gibt Gott eine gewaltige Sehnsucht ein, ihm durch nichts, und mag
es noch so winzig sein, zu missfallen, noch eine Unvollkommenheit zu begehen,
falls das möglich wäre, so dass sie allein schon deshalb, wenn schon aus keinem
weiteren Grund, vor den Leuten fliehen wollte, und ganz neidisch auf diejenigen
ist, die in den Wüsten leben oder gelebt haben. Auf der anderen Seite würde sie
sich am liebsten mitten in die Welt hineinstürzen, um zu sehen, ob sie
mithelfen könnte, damit auch nur eine Seele Gott mehr lobte. Und wenn es eine
Frau ist, reibt sie sich wund an der Fessel, die ihr ihre Natur auferlegt, da
sie das nicht tun kann, und ist neidisch auf diejenigen, die die Freiheit
haben, um mit lauter Stimme zu verkünden, wer dieser große Gott der
Reiterscharen ist.8
Anmerkungen
8 Teresa hat ihr Leben lang damit gerungen, dass es ihr als Frau
verwehrt war, „den Mitmenschen (durch tätigen Einsatz) von Nutzen zu sein“ (MC 2,29). In der
Entdeckung der apostolischen Dimension des Gebetes hatte sie zwar um die Zeit
der Gründung von San José (1562) ihre Form gefunden, innerhalb der ihr
gesetzten Grenzen dennoch diese Sehnsucht zu verwirklichen; siehe vor allem
CE/CV 1,2 und F 1,7f. Dennoch wiederholt sie auch bei der Abfassung der Inneren Burg 1577
diese Klage! Vgl. ferner V 10,8; 18,4; 27,13; 30,21; 33,11; CE 4,1. Und E.
Renault, L’ideal apostolique
des Carmelites, 103: „Mit anderen Worten, Teresa bedauert es, dass sie keine eigentlich
priesterliche Aufgabe ausuben kann.“ – „Gott der Reiterscharen”: eine biblische Reminiszenz entweder an den
„Gott der Heerscharen” (JWHW Zebaot) oder aber an den Durchzug Israels durch
das Rote Meer, wo Jahwe die Reiterschar Ägyptens vernichtete (Ex 14,18.23-28;
15,1-4; usw.); vgl. den nächsten Absatz.
(Teresa
von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke
Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan
OCD, Elisabeth Peeters OCD)
3. Da Dios a estas almas un deseo tan grandísimo de no le descontentar
en cosa ninguna, por poquito que sea, ni hacer una imperfección, si pudiese,
que por solo esto, aunque no fuese por más, querría huir de las gentes y ha
gran envidia a los que viven y han vivido en los desiertos. Por otra parte, se
querría meter en mitad del mundo, por ver si pudiese ser parte para que un alma
alabase más a Dios; y si es mujer, se aflige del atamiento que le hace su
natural porque no puede hacer esto, y ha gran envidia a los que tienen libertad
para dar voces, publicando quién es este gran Dios de las Caballerías.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.