6.W.K.6.12.
O, unheilvoll die Zeiten,29 und erbärmlich
das Leben, in dem wir gerade stehen! Glücklich diejenigen, denen ein so gutes Los
zugefallen ist, dass sie ihm entkommen sind! Manchmal ist es mir eine besondere
Freude, wenn ich diese Schwestern beisammen sehe, wie sie diese so ausgeprägt
in ihrem Inneren haben, da diejenige, die mehr vermag, dem Herrn um so mehr Lob
dafür spendet, sich im Kloster zu sehen; denn man sieht es ihnen an, dass diese
Lobpreisungen aus tiefster Seele kommen. Ich möchte, dass ihr das oft tut,
Schwestern, denn eine, die damit beginnt, regt die anderen an.Wozu könntet ihr
eure Zunge besser gebrauchen, wenn ihr zusammen seid, als für Lobpreisungen
Gottes, da wir so viel Grund haben, um sie ihm zu bringen?
Anmerkungen
29 Vgl. CE 21,3. Vordergründig bezieht sich dies an dieser Stelle auf
den im vorigen Absatz angeprangerten Zustand, dass Menschen, die ihre Gottesliebe
offen zeigen, nicht mehr verstanden, sondern für verrückt erklärt würden, doch
ist wohl auch das von der Inquisition geförderte Klima des Misstrauens und der
Denunziation mitgemeint. In V 33,5 spricht sie in diesem Zusammenhang von „schweren Zeiten“ (tiempos recios); vgl. ferner: „Dies sind keine
Zeiten, um allen Leuten zu glauben“ (CE 36,6); „[Die Seele] bereite sich auf Angriffe vor,
die ihr in heutigen Zeiten gewiss sind“ (V 31,16).
(Teresa
von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke
Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan
OCD, Elisabeth Peeters OCD)
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