6.W.K.3.4.
Um nun aber zu dem zurückzukehren, was ich von den Ansprachen an die Seele
sagte, so können sie in allen Arten, die ich genannt habe, 12 von Gott, aber auch vom Bösen oder aus der
eigenen Phantasie kommen. 13 Ich werde,
falls es mir mit der Gunst des Herrn gelingt, die Anzeichen, die es bei diesen
Unterscheidungen gibt, nennen und sagen, wann diese Ansprachen gefährlich sind,
denn unter Leuten des inneren Betens sind viele Seelen, die sie vernehmen; ich
möchte nämlich nicht, Schwestern, dass ihr glaubt, nicht recht zu handeln, wenn
ihr ihnen keinen Glauben schenkt, aber genauso wenig, wenn ihr ihn ihnen
schenkt, sofern sie nur euch angehen, als Geschenk oder als Warnung vor euren
Fehlern, wer auch immer sie sagt, oder ob es sogar Einbildung sei, was wenig
zur Sache tut. Vor einem aber warne ich euch: Glaubt nur ja nicht, dass ihr
deswegen besser seid, selbst wenn sie von Gott kommen sollten, denn er hat oft
genug zu den Pharisäern gesprochen, und alles Gute liegt darin, wie man sich
diese Worte zunutze macht. Auf keines, das nicht ganz mit der Heiligen Schrift
übereinstimmt, 14 sollt ihr mehr geben als
wenn ihr es vom Bösen selbst hörtet. Denn auch wenn es eurer krankhaften
Phantasie entstammen sollte, muss man das als Versuchung in Glaubensdingen
betrachten und daher immer Widerstand dagegen leisten, damit sie allmählich
verschwinden. Und sie verschwinden sicher, da sie wenig Kraft in sich haben.
Anmerkungen
12 In 6M 3,1.
13 Wenn sie von Gott sind (6M 3,4-9), besteht absolute Passivität (6M
3,18). Sie müssen „ganz mit der
Heiligen Schrift ubereinstimmen“ (6M 3,4). Sie
bringen „eine grose Ruhe
... und eine andachtige und friedliche Sammlung“ hervor
(6M 3,6); „sie entschwinden
lange Zeit nicht aus dem Gedachtnis,“ mit „felsenfester Gewissheit“ (6M 3,7). Sie haben umwandelnde Kraft, „sei es in Worten oder in Werken“ (6M 3,5), „da die Worte des
Herrn in uns wie zu Werken geworden sind“ (7M 2,7). Wenn
sie von der Einbildung kommen, „gibt es keines
dieser Anzeichen“ und es „hinterlasst ... dieselben Wirkungen wie ein Traum“ (6M 3,10). „Wenn sie vom Bosen
sind, muss man sich mehr furchten“ (6M 3,11).
14 Neben einer tiefen inneren Gewissheit (vgl. 5M
1,9; 6M 3,7) und positiven Auswirkungen im Alltag (vgl. neben 6M 3,6; V 25,2;
28,9ff; 37,7; 5,10; CC 1,37; 53,16.20; 62; 66,3) nennt Teresa als wichtiges
Kriterium für den göttlichen Ursprung innerer Erfahrungen oft die Übereinstimmung
mit der Heiligen Schrift (und der Lehre der Kirche); siehe auch CC 4; 53,9; V
13,18; 25,13; 32,17; 33,5; 34,11; 40,4 mit Anm.
(Teresa
von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte
Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich
Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)
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