KAPITEL
3
Es
handelt vom selben Thema und sagt, auf welche Weise Gott, so es ihm gefällt,
zur Seele spricht, und zeigt an, wie man sich dabei verhalten und nicht auf das
eigene Urteil verlassen soll. Es nennt einige Anzeichen, an denen man erkennt,
wann keine und wann sehr wohl eine Täuschung vorliegt. Es ist sehr nützlich. 1
6.W.K.3.1.
Gott hat noch eine andere Weise, um die Seele zu erwecken. 2 Auch wenn diese in gewisser Hinsicht eine
größere Gnade als die bisher genannten 3 zu
sein scheint, könnte sie doch gefährlichersein; deshalb werde ich ein wenig
dabei verweilen. Es handelt sich um gewisse sehr mannigfaltige Ansprachen 4 an die Seele, bei denen es aussieht, als kämen
manche von außen, andere aus dem tiefsten Innern der Seele, wieder andere aus
ihrem obersten Bereich, während noch einmal andere so äußerlich sind, dass man
sie mit den Ohren hört, weil es sich wie eine ausgeformte Stimme anhört.
Manchmal, ja oft, mag es Einbildung sein, besonders bei Personen mit einer
krankhaften Phantasie oder Melancholikerinnen, 5
ich meine mit einer ausgeprägten Melancholie.
Anmerkungen
1 Dieses Kapitel ist in gewissem Sinn eine Neuauflage
von V 25. Die Leitidee ist das Bemühen, zwischen von Gott kommenden mystischen
Auditionen und ihren Fehlformen, die durch Selbsttäuschung oder vom Bösen
kommen können, zu unterscheiden. Siehe dazu speziell V 25,2 und 6M 3,4. In
diesem Kapitel spricht sie zuerst von mystischen Ansprachen im allgemeinen
(3,1-11) und dann von einer Art mystischer Ansprachen „mit intellektueller Vision“ (3,12-18).
2 Erwecken steht für die Aktivierung aller Fähigkeiten des
Menschen für seine Beziehung zu Gott, für die „Dynamisierung“ seines ganzen
Wesens: „Einige Weisen, mit
denen unser Herr die Seele aufweckt“ (6M 2, tít.8),
so dass „die Seele fur die
Dinge Gottes niemals so wach war“ (6M 4,4) und „der Wille zur Liebe erweckt wird, und
dafur hellwach ist, aber fest schlaft, um die Anhanglichkeit an ein Geschopf
zuzulassen“ (6M 4,14).
3 In 6M 2,1-4.8.
4 Wie schon in ihrer Vida verwendet
Teresa für „mystische Audition“ nicht, wie Johannes vom Kreuz, den Fachausdruck
locucion, sondern das schlichte, volkstümliche habla. Vgl. V 25.
Dabei ist Johannes diesem Phänomenen gegenüber deutlich zurückhaltender als
Teresa, nicht nur wegen der großen Gefahr der Selbsttäuschung, sondern vor
allem auch, weil zuviel Aufmerksamkeit für solche Begleiterscheinungen der
Kontemplation den Menschen von der Glaubenshaltung ablenkt, die allein zur
Gotteinung führt; siehe vor allem 2S 28-31.
5 Die weibliche Form geht wohl kaum nur darauf zurück,
dass Teresa an erster Stelle für ihre Mitschwestern schreibt. Nach Meinung der
männlichen Theologen ihrer Zeit war eine krankhafte Phantasie vor allem ein
Problem der Frauen, die man deshalb vor falschen mystischen Anwandlungen
schützen musste. Greift Teresa hier bewusst das herrschende Vorurteil auf, um
dann um so klarer hervorheben zu können, dass es auch Fälle gibt, in denen
solche Erfahrungen nicht auf Einbildung beruhen, sondern göttlichen Ursprungs
sind? – Zum Begriff „Melancholie“ siehe Anm. zu 3M 1,6. An dieser Stelle wird
deutlich, dass die Autorin nicht an „Schwermut“ denkt, wie immer wieder falsch
übersetzt wird, sondern an Wahnerleben.
(Teresa
von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte
Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich
Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)
CAPÍTULO 3
Trata de la misma materia y dice de la manera que habla Dios al alma
cuando es servido, y avisa cómo se han de haber en esto y no seguirse por su
parecer. - Pone algunas señales para que se conozca cuándo no es engaño y
cuándo lo es. - Es de harto provecho.
1. Otra manera tiene Dios de despertar al alma, y aunque en alguna manera
parece mayor merced que las dichas, podrá ser más peligrosa y por eso me
detendré algo en ella, que son unas hablas con el alma de muchas maneras: unas
parece vienen de fuera, otras de lo muy interior del alma, otras de lo superior
de ella, otras tan en lo exterior que se oyen con los oídos, porque parece es
voz formada. Algunas veces, y muchas, puede ser antojo, en especial en personas
de flaca imaginación o melancólicas, digo de melancolía notable.
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