6.W.K.3.2.
Bei diesen beiden Personengruppen soll man meines Erachtens nichts darauf
geben, mögen sie auch behaupten, etwas zu sehen oder zu hören oder zu
verstehen, sie aber auch nicht beunruhigen,
indem man sagt, es stamme vom Bösen; 6
sondernsie anhören, wie man Kranke anhört, wobei die Priorin oder der
Beichtvater, mit denen sie darüber spricht, ihr sagen soll, sie möge sich
nichts daraus machen, und dass das unwesentlich sei für den Dienst Gottes, und
dass der Böse auf diesem Weg schon viele getäuscht habe, auch wenn das bei ihr
vielleicht nicht der Fall ist, um sie nicht noch mehr zu bedrücken als sie es
durch ihre Gemütslage 7 ohnehin ist; denn
wenn man ihr sagt, dass es Melancholie sei, wird sie nie damit fertig, ja sie
wird schwören, dass sie es sieht und hört, da sie das wirklich meint. 8
Anmerkungen
6 Aufgrund ihrer eigenen Leidensgeschichte wehrt
sich Teresa resolut dagegen, dämonische Einflüsse zu postulieren – wie es
damals gang und gäbe war – und plädiert statt dessen auch bei denen, von deren
angeblichen visionären Erlebnissen sie nichts hält, für die entlastende Deutung
„Krankheit“. Sie hatte selbst sehr darunter gelitten, dass ihr immer wieder vorgehalten
wurde, ihre inneren Erfahrungen stammten vom Bösen; vgl. V 23,14f.; 25,14ff.;
28,14. Im Laufe der Zeit hatte sie sich jedoch zu einer beachtlichen inneren
Freiheit durchgerungen und hellsichtig erkannt, wo das eigentliche Problem lag:
„Ich verstehe diese
Angste nicht: ‚Der Bose! Der Bose!’, wo wir doch sagen konnen: ‚Gott! Gott!’ und
jenen erzittern lassen. ... Kein Zweifel, dass ich inzwischen mehr Angst vor denen
habe, die soviel Angst vor dem Bosen haben, als vor ihm selbst, denn der kann
mir nichts anhaben, wahrend diese viel Unruhe stiften, erst recht, wenn es Beichtvater
sind“ (V 25,22).
7 Humor. Im Zuge der antiken Vier-Säftelehre des
Hippokrates bzw. Galenus führte die damalige Medizin nicht nur das körperliche
Befinden, sondern auch die Gemütsverfassung auf das Zusammenspiel der
Körpersäfte (humores) zurück.
8 Ein gutes Beispiel für Teresas Lebenserfahrung und
ihr psychologisches Geschick in der Menschenführung.
(Teresa
von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte
Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich
Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)
2. De estas dos maneras de personas no hay que hacer caso, a mi parecer,
aunque digan que ven y oyen y entienden, ni inquietarlas con decir que es
demonio; sino oírlas como a personas enfermas, diciendo la priora o confesor, a
quien lo dijere, que no haga caso de ello, que no es la sustancia para servir a
Dios y que a muchos ha engañado el demonio por allí, aunque no será quizá así a
ella, por no la afligir más que trae con su humor; porque si le dicen que es melancolía,
nunca acabará, que jurará que lo ve y lo oye, porque le parece así.
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