Sonntag, 10. Juni 2012

S. Teresa: Die innere Burg – Castillo - 92


5.W.K.1.2. Auch wenn ich sagte „einige“, so sind es nur ganz wenige, die nicht in die Wohnung eintreten, über die ich jetzt sprechen will. Es gibt dabei ein Mehr und ein Weniger, und aus diesem Grund sage ich, dass die meisten in sie 5 eintreten. Bei einigen Dingen, von denen ich hier sagen will, dass es sie in diesem Gemach gibt, meine ich wohl, dass es nur wenige sind; aber  auch wenn man nur bis zur Türe gelangt, ist das Erbarmenziemlich groß, das Gott ihnen erweist, denn mögen auch viele berufen sein, so gibt es nur wenige Auserwählte (Mt 20,16). Daher sage ich jetzt, dass wir zwar alle zum inneren Beten und zur Kontemplation berufen sind,6 die wir dieses heilige Gewand des Karmel tragen, (denn das war unser Anfang; von dieser Sippe stammen wir ab, von diesen unseren heiligen Vätern vom Berg Karmel, die diesen Schatz, diese kostbare Perle,7 von der wir hier sprechen, in so großer Einsamkeit und mit solcher Geringschätzung der Welt suchten),8 dass wir uns jedoch nur in geringer Zahl dafür bereit machen, damit der Herr sie uns enthüllt. Im Blick auf das Äußere verhalten wir uns richtig, um zu dem zu gelangen, was man braucht, doch im Blick auf die Tugenden brauchen wir sehr, sehr viel, um so weit zu kommen, und dürfen weder im Kleinen noch im Großen nachlässig sein. Deshalb, meine Schwestern, auf, bitten wir den Herrn, damit er uns seine Gnade gebe, da wir schon gewissermaßen hier auf Erden den Himmel genießen können, dass das nicht an unserer Schuld scheitere, sondern er uns den Weg zeige und in die Seele Kräfte zum Graben hineingebe, bis wir diesen verborgenen Schatz finden (Mt 13,44); denn es ist wahr, dass er in uns selbst liegt. Das wollte ich verständlich machen, wenn es dem Herrn gefällt, dass man das weiß.

Anmerkungen
5 Obwohl Teresa zuerst der Einfachheit halber von der „Wohnung“ (morada) in der Einzahl gesprochen hatte, schreibt sie hier wieder die Mehrzahl (ellas); diese öfter zu beobachtende Schwankung zeigt, wie sehr sie immer von der Voraussetzung ausgeht, „dass man sich nicht nur ein paar Raume vorstellen soll, sondern eine Million“ (1M 2,12).
6 Erneut fühlt Gracián sich bemüßigt, diese Aussage abzuschwächen: Er streicht „(berufen) sind“ und ersetzt es durch „nach der Regel leben, die zu ... beruft.“ Auch diese Änderung wurde von einem späteren Herausgeber wieder rückgängig gemacht.
7 Eine Anspielung auf die Gleichnisse vom Schatz im Acker und der kostbaren Perle (Mt 13,44-46).
8 Nostalgische Anspielung auf die Anfänge des Karmelordens, die zugleich zeigt, wie geschickt Teresa es verstand, ihrem ureigenen Anliegen durch den Hinweis auf die ursprüngliche Zielsetzung des Karmelordens Gewicht zu verleihen. Damit liegt sie ganz auf der Linie der damaligen Ordensreformen in Kastilien, deren Hauptkennzeichen u. a. die Rückkehr zu den Ursprüngen als den als Ideal geltenden Anfangszeiten war. Die ersten Karmeliten hatten Anfang des 13. Jahrhunderts als Einsiedlergemeinschaft auf dem Berg Karmel im heutigen Staat Israel gelebt. Teresas Vorstellungen von deren Leben dürften von dem Klassiker der karmelitanischen Spiritualität, der Institutio primorum monachorum (Deutsch: C. Lapauw (Hg.), Buch der Monche), mitgeprägt worden sein. Dieses Werk, das der Legende nach aus dem 5. Jahrhundert stammte und dem Patriarchen von Jerusalem Johannes 44. zugeschrieben, in Wirklichkeit aber wohl um 1370 vom katalanischen Provinzial Felipe Ribot verfasst wurde, spielte damals eine große Rolle bei der karmelitanischen Ausbildung, so dass Teresa zumindest davon gehört haben dürfte, auch wenn nicht nachgewiesen werden kann, dass sie es gelesen hat. Vgl. auch CE/CV 2,7; CE 16,4 bzw. CV 11,4.


(Teresa von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)


2. Y aunque dije «algunas», bien pocas hay que no entren en esta morada que ahora diré. Hay más y menos, y a esta causa digo que son las más las que entran en ellas. En algunas cosas de las que aquí diré que hay en este aposento, bien creo que son pocas; mas aunque no sea sino llegar a la puerta, es harta misericordia la que las hace Dios; porque, puesto que son muchos los llamados, pocos son los escogidos. Así digo ahora que aunque todas las que traemos este hábito sagrado del Carmen somos llamadas a la oración y contemplación (porque éste fue nuestro principio, de esta casta venimos, de aquellos santos Padres nuestros del Monte Carmelo, que en tan gran soledad y con tanto desprecio del mundo buscaban este tesoro, esta preciosa margarita de que hablamos), pocas nos disponemos para que nos la descubra el Señor. Porque cuanto a lo exetiror vamos bien para llegar a lo que es menester; en las virtudes para llegar aquí, hemos menester mucho, mucho, y no nos descuidar poco ni mucho. Por eso, hermanas mías, alto a pedir al Señor, que pues en alguna manera podemos gozar del cielo en la tierra, que nos dé su favor para que no quede por nuestra culpa y nos muestre el camino y dé fuerzas en el alma para cavar hasta hallar este tesoro escondido, pues es verdad que le hay en nosotras mismas, que esto querría yo dar a entender, si el Señor es servido que sepa.

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