5.W.K.1.2.
Auch wenn ich sagte „einige“, so sind es nur ganz wenige, die nicht in die
Wohnung eintreten, über die ich jetzt sprechen will. Es gibt dabei ein Mehr und
ein Weniger, und aus diesem Grund sage ich, dass die meisten in sie 5 eintreten. Bei einigen Dingen, von denen ich
hier sagen will, dass es sie in diesem Gemach gibt, meine ich wohl, dass es nur
wenige sind; aber auch wenn man nur bis
zur Türe gelangt, ist das Erbarmenziemlich groß, das Gott ihnen erweist, denn
mögen auch viele berufen sein, so gibt es nur wenige Auserwählte (Mt 20,16).
Daher sage ich jetzt, dass wir zwar alle zum inneren Beten und zur
Kontemplation berufen sind,6 die wir dieses
heilige Gewand des Karmel tragen, (denn das war unser Anfang; von dieser Sippe
stammen wir ab, von diesen unseren heiligen Vätern vom Berg Karmel, die diesen
Schatz, diese kostbare Perle,7 von der wir
hier sprechen, in so großer Einsamkeit und mit solcher Geringschätzung der Welt
suchten),8 dass wir uns jedoch nur in
geringer Zahl dafür bereit machen, damit der Herr sie uns enthüllt. Im Blick
auf das Äußere verhalten wir uns richtig, um zu dem zu gelangen, was man
braucht, doch im Blick auf die Tugenden brauchen wir sehr, sehr viel, um so
weit zu kommen, und dürfen weder im Kleinen noch im Großen nachlässig sein. Deshalb,
meine Schwestern, auf, bitten wir den Herrn, damit er uns seine Gnade gebe, da
wir schon gewissermaßen hier auf Erden den Himmel genießen können, dass das
nicht an unserer Schuld scheitere, sondern er uns den Weg zeige und in die Seele
Kräfte zum Graben hineingebe, bis wir diesen verborgenen Schatz finden (Mt
13,44); denn es ist wahr, dass er in uns selbst liegt. Das wollte ich
verständlich machen, wenn es dem Herrn gefällt, dass man das weiß.
Anmerkungen
5 Obwohl Teresa zuerst der Einfachheit halber von der „Wohnung“ (morada) in der
Einzahl gesprochen hatte, schreibt sie hier wieder die Mehrzahl (ellas); diese öfter
zu beobachtende Schwankung zeigt, wie sehr sie immer von der Voraussetzung
ausgeht, „dass man sich
nicht nur ein paar Raume vorstellen soll, sondern eine Million“ (1M 2,12).
6 Erneut fühlt Gracián sich bemüßigt, diese Aussage abzuschwächen: Er
streicht „(berufen) sind“ und ersetzt es durch „nach der Regel leben, die zu ... beruft.“ Auch diese Änderung wurde von einem späteren Herausgeber wieder
rückgängig gemacht.
7 Eine Anspielung auf die Gleichnisse vom Schatz im Acker und der
kostbaren Perle (Mt 13,44-46).
8 Nostalgische Anspielung auf die Anfänge des Karmelordens, die
zugleich zeigt, wie geschickt Teresa es verstand, ihrem ureigenen Anliegen
durch den Hinweis auf die ursprüngliche Zielsetzung des Karmelordens Gewicht zu
verleihen. Damit liegt sie ganz auf der Linie der damaligen Ordensreformen in
Kastilien, deren Hauptkennzeichen u. a. die Rückkehr zu den Ursprüngen als den
als Ideal geltenden Anfangszeiten war. Die ersten Karmeliten hatten Anfang des 13.
Jahrhunderts als Einsiedlergemeinschaft auf dem Berg Karmel im heutigen Staat
Israel gelebt. Teresas Vorstellungen von deren Leben dürften von dem Klassiker
der karmelitanischen Spiritualität, der Institutio primorum monachorum (Deutsch: C.
Lapauw (Hg.), Buch der Monche), mitgeprägt worden sein. Dieses Werk, das der Legende nach aus dem 5.
Jahrhundert stammte und dem Patriarchen von Jerusalem Johannes 44.
zugeschrieben, in Wirklichkeit aber wohl um 1370 vom katalanischen Provinzial
Felipe Ribot verfasst wurde, spielte damals eine große Rolle bei der
karmelitanischen Ausbildung, so dass Teresa zumindest davon gehört haben
dürfte, auch wenn nicht nachgewiesen werden kann, dass sie es gelesen hat. Vgl.
auch CE/CV 2,7; CE 16,4 bzw. CV 11,4.
(Teresa
von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte
Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich
Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)
2. Y aunque dije «algunas», bien pocas hay que no entren en esta morada
que ahora diré. Hay más y menos, y a esta causa digo que son las más las que
entran en ellas. En algunas cosas de las que aquí diré que hay en este aposento,
bien creo que son pocas; mas aunque no sea sino llegar a la puerta, es harta
misericordia la que las hace Dios; porque, puesto que son muchos los llamados,
pocos son los escogidos. Así digo ahora que aunque todas las que traemos este
hábito sagrado del Carmen somos llamadas a la oración y contemplación (porque
éste fue nuestro principio, de esta casta venimos, de aquellos santos Padres
nuestros del Monte Carmelo, que en tan gran soledad y con tanto desprecio del
mundo buscaban este tesoro, esta preciosa margarita de que hablamos), pocas nos
disponemos para que nos la descubra el Señor. Porque cuanto a lo exetiror vamos
bien para llegar a lo que es menester; en las virtudes para llegar aquí, hemos
menester mucho, mucho, y no nos descuidar poco ni mucho. Por eso, hermanas
mías, alto a pedir al Señor, que pues en alguna manera podemos gozar del cielo
en la tierra, que nos dé su favor para que no quede por nuestra culpa y nos
muestre el camino y dé fuerzas en el alma para cavar hasta hallar este tesoro
escondido, pues es verdad que le hay en nosotras mismas, que esto querría yo
dar a entender, si el Señor es servido que sepa.
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