5.W.K.1.10.
Nun werdet ihr mir sagen: Wie hat sie das gesehen oder erkannt, wenn sie doch
nichts sieht oder erkennt? Ich sage ja nicht, dass sie es in jenem Augenblick
erkannte, wohl aber, dass sie es hinterher deutlich sieht, und nicht weil es
eine Vision ist, sondern weil in der Seele eine Gewissheit zurückbleibt, die ihr
nur Gott einprägen kann. Ich weiß von einer Person,32
die nicht die Kenntnis erlangt hatte, dass Gott durch seine Gegenwart und Kraft
und Wesenheit 33 in allen Dingen weilte,
aber aufgrund einer Gnade dieser Art, die Gott ihr erwies, kam sie dazu, es
derart fest zu glauben, dass sie diese Wahrheit – obwohl einer von diesen
Halbgelehrten, von denen ich gerade sprach, den sie gefragt hatte, wie denn
Gott in uns weile (er wusste es genauso wenig wie sie, ehe es ihr zu verstehen
gegeben wurde), ihr geantwortet hatte, er weile da nur aufgrund der Gnade –,
dass sie diese Wahrheit schon so verinnerlicht hatte, dass sie ihm nicht
glaubte, sondern noch andere fragte, die ihr die Wahrheit sagten,34 was sie sehr tröstete.
Anmerkungen
32 Sie selbst; vgl. V 18,15. Die Aufspaltung in zwei literarische
Personen – Ich-Erzählerin und eine fiktive dritte Person (= auch die
Ich-Erzählerin) – ist ein Stilmittel, auf das Teresa öfter zurückgreift, sicher
nicht nur aus Demut, wie es traditionell interpretiert wurde, sondern weil die
Berufung auf Dritte ein bewährtes Mittel ist, um die Verlässlichkeit ihrer
Behauptungen unter Beweis zu stellen; vgl. etwa auch CE 61,3; MC 1,6; 6M 4,16;
usw.
33 Die klassische Formel der scholastischen Theologie, ein erneuter
Hinweis, dass die Fachterminologie der Autorin geläufiger ist, als sie vorgibt;
vgl. auch CC 41,2. Abgesehen von Gesprächen mit Theologen konnte sie diese
Standardformel u. a. auch bei Laredo in dessen Subida del Monte Sion (Aufstieg auf den Berg Zion)
finden, das sie nachweislich gelesen hat; siehe V
23,12.
34 Wer mit dem „Halbstudierten“ gemeint ist, lässt sich nicht mehr feststellen; „die Wahrheit“ erfuhr sie nach Auskunft von P. Gracián und María de San José (Salazar)
von ihrem dominikanischen Beichtvater Vicente Barrón. In diesem Fall müsste
dies allerdings spätestens 1544, also in den ersten Jahren, in denen Teresa das
innere Beten übte, stattgefunden haben. Darum denken manche Kommentatoren, die
diese Episode später ansetzen (zwischen 1555-1564), statt dessen an dessen
Mitbruder, den berühmten Konzilstheologen Domingo Báñez.
(Teresa
von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte
Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich
Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)
10. Pues diréisme: ¿cómo lo vio o cómo lo entendió, si no ve ni entiende?
No digo que lo vio entonces, sino que lo ve después claro; y no porque es
visión, sino una certidumbre que queda en el alma que sólo Dios la puede poner.
Yo sé de una persona que no había llegado a su noticia que estaba Dios en todas
las cosas por presencia y potencia y esencia, y de una merced que le hizo Dios de
esta suerte lo vino a creer de manera, que aunque un medioletrado de los que
tengo dichos a quien preguntó cómo estaba Dios en nosotros (él lo sabía tan
poco como ella antes que Dios se lo diese a entender) le dijo que no estaba más
de por gracia, ella tenía ya tan fija la verdad, que no le creyó y preguntólo a
otros que le dijeron la verdad, con que se consoló mucho.
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