Montag, 4. Juni 2012

S. Teresa: Die innere Burg – Castillo - 86

4.W.K.3.10. Vor einem aber warne ich den, der merken sollte, dass er in diesem Stadium ist, sehr, dass er nämlich aufpasst, sich keinen Gelegenheiten auszusetzen, um Gott zu beleidigen,28 da die Seele hier noch nicht erwachsen, sondern wie ein Kind ist, das gerade zu saugen beginnt; und was kann man für es, wenn es sich von den Brüsten seiner Mutter entfernt, anderes erwarten, als dass es stirbt? 29 Ich befürchte sehr, dass das bei einem Menschen, dem Gott diese Gnade erwiesen hat und der sich dann wieder vom inneren Beten abwendet, der Fall sein wird, es sei denn, es handelte sich um einen ganz besonderen Anlass, oder er wendet sich ihm rasch wieder zu, denn sonst wird er vom Regen in die Traufe kommen.30 Ich weiß, dass es in diesem Fall viel zu befürchten gibt, und ich kenne einige Personen, die mir sehr leid getan haben und bei denen ich das Besagte beobachtet habe, da sie sich von dem abwandten, der sich ihnen mit so großer Liebe zum Freund geben und ihnen das auch mit Werken beweisen wollte.31 Ich weise eindringlich darauf hin, dass sie sich keinen Gelegenheiten aussetzen, denn der Böse setzt sich für eine von diesen Seelen mehr ein als für die sehr zahlreichen, denen der Herr diese Gnaden nicht erweist, da sie ihm großen Schaden zufügen können, indem sie andere mitreißen und der Kirche Gottes möglicherweise großen Nutzen bringen. Auch wenn es nichts anderes wäre, als dass er merkt, wie Seine Majestät ihnen besondere Liebe erweist, so reicht das schon, dass er sich zerreißt, damit sie verloren gehen. Von daher sind sie sehr angefochten, und wenn sie verloren gehen, ist ihre Verlorenheit viel größer.32
Ihr, Schwestern, seid vor solchen Gefahren gefeit, soweit wir das erkennen können; doch von Hochmut und Ruhmsucht befreie euch Gott.33 Wenn der Böse diese Gnaden nachäffen möchte, erkennt man das daran, dass es nicht diese Wirkungen, sondern die genau entgegengesetzten hervorruft.34


Anmerkungen
28 Siehe Anm. zu 1M 2,2.
29 Zum Bild vom Kind an der Brust der Mutter siehe auch 7M 2,6; CE 53,5 bzw. CV 31,9; und bei Johannes vom Kreuz 1N 1,2; 5,1; 8,3; 9,9; 12,1; 2N 23,12; CB 22,8; 24,5; 27,3f; 2S 14,3; 17,6.
30 Teresa schreibt „von Schlimmem zu Schlimmerem.“ Siehe dazu ihre Feststellung: „Das innere Beten ist das Heilmittel, durch das er sich wieder bessern kann, wahrend ohne es alles sehr viel schwieriger wird“ (V 8,5).
31 Sie spricht aus eigener Erfahrung, da sie aufgrund einer falsch verstandenen Demut das innere Beten aufgegeben hatte (V 7,1).
32 In dieser Sorge liegt einer der Gründe, warum Teresa San José in Ávila gegründet hat: „Damit wir alle, wenn wir im Gebet fur die beschaftigt sind, die Verteidiger der Kirche und Prediger und gelernte Theologen sind, die sie verteidigen, diesem meinem Herrn helfen, so gut wir konnen“ (CE/CV 1,2).
33 Das heißt, Teresa rechnet mit diesem für die „Welt“ typischen Verhalten in ihren Klöstern, auch wenn es da natürlich fromm verbrämt auftritt, „nachgeafft“ vom Bösen.
34 Auf dieses Kriterium zur Unterscheidung von gottgewirkten Gnadenerweisen und dämonischen Trugbildern weist die Autorin bereits in ihrer Vida hin; vgl. V 25,13; 28,10.


(Teresa von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)


10. De una cosa aviso mucho a quien se viere en este estado: que se guarde muy mucho de ponerse en ocasiones de ofender a Dios; porque aquí no está aún el alma criada, sino como un niño que comienza a mamar, que si se aparta de los pechos de su madre, ¿qué se puede esperar de él sino la muerte? Yo he mucho temor que a quien Dios hubiere hecho esta merced y se apartare de la oración, que será así, si no es con grandísima ocasión o si no torna presto a ella, porque irá de mal en peor. Yo sé que hay mucho que temer en este caso, y conozco a algunas personas que me tienen harto lastimada y he visto lo que digo, por haberse apartado de quien con tanto amor se le quería dar por amigo y mostrárselo por obras. Aviso tanto que no se pongan en ocasiones, porque pone mucho el demonio más por un alma de éstas que por muy muchas a quien el Señor no haga estas mercedes; porque le pueden hacer gran daño con llevar otras consigo, y hacer gran provecho, podría ser, en la Iglesia de Dios; y aunque no haya otra cosa sino ver el que Su Majestad las muestra amor particular, basta para que él se deshaga porque se pierdan; y así son muy combatidas y aun mucho más perdidas que otras, si se pierden.

Vosotras, hermanas, libres estáis de estos peligros, a lo que podemos entender; de soberbia y vanagloria os libre Dios; y de que el demonio quiera contrahacer estas mercedes, conocerse ha en que no hará estos efectos, sino todo al revés.

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