4.W.K.1.5.
Jetzt fällt mir ein Vers ein, den wir bei der Prim,15
am Schluss des letzten Psalms, beten, wo es am Ende des Verses heißt: Cum dilatasti
cor meum.16 Einem mit viel Erfahrung genügt
dies, um den Unterschied zwischen dem einen und dem anderen zu sehen,17 einer, der ohne ist, bedarf mehr dazu. Die
Glücksempfindungen, die da genannt wurden, erweitern das Herz nicht, vielmehr
scheint es so, dass sie es meistens ein wenig bedrücken, wenn auch mit vollem
Glück, wenn man sieht, was durch Gott geschieht. Aber es kommen dabei ein paar
Angsttränen, die, wie es scheint, irgendwie die Leidenschaft auslöst. Ich weiß wenig
von diesen Leidenschaften der Seele, denn vielleicht könnte ich mich dann
verständlich machen, und von dem, was von der Sinnenwelt und unserer Natur
herrührt, da ich sehr unbedarft bin. Ich könnte es mir schon erklären, wenn ich
Kenntnis hätte von dem, was ich da erlebt habe. Wissen und Studien sind in
jeder Hinsicht etwas Großartiges.18
Anmerkungen
15 Eine der kanonischen Tagzeiten, die nach der Laudes gebetet wurde,
zur „ersten“ Stunde, also um 6 Uhr; daher der Name.
16 Denn mein Herz
machst du weit (Ps 118,32). In ihrem fehlerhaften Latein hatte die
Autorin geschrieben „Cum dilataste cor
meun,“ was von unbekannter Hand korrigiert wurde.
Aufgrund der Ähnlichkeit mit ihrer kastilischen Muttersprache war es für Teresa
nicht besonders schwer, den Sinn dieses Verses zu erahnen.
17 In 3M 2,10 hat sie von dem „Unterschied“ zwischen „dem einen und dem anderen“ gesprochen.
Siehe die Anm. dort zu „Glucksempfindungen“ und „Wonnen.“
18 Im Manuskript strotzen diese letzten, sehr persönlichen Zeilen vor
Streichungen. Teresas hohe Wertschätzung für theologische Bildung und ihr
Bedauern, als Frau keinen Zugang dazu zu haben, dürften mit ihrer Herkunft aus
der traditionell bildungsfreudigen jüdischen Bevölkerungsschicht
zusammenhängen. Sie hat sich der antiintellektuellen Tendenz der meisten
damaligen Ordensreformen immer widersetzt; ihr Ideal war die Verbindung von
geistlicher Erfahrung mit einer guten theologischen Grundlage, was sie damals –
als das Theologiestudium Frauen grundsätzlich verwehrt war – nur durch die
Förderung einer guten Ausbildung für die männlichen Mitglieder ihres Ordens
erreichen konnte.
(Teresa
von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte
Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich
Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)
5. Ahora me acuerdo en un verso que decimos a Prima, al fin del postrer
salmo, que al cabo del verso dice: Cum dilatasti cor meum. A quien tuviere
mucha experiencia esto le basta para ver la diferencia que hay de lo uno a lo
otro; a quien no, es menester más. Los contentos que están dichos no ensanchan
el corazón, antes lo más ordinariamente parece aprietan un poco, aunque con
content todo de ver que se hace por Dios; mas vienen unas lágrimas congojosas,
que en alguna manera parece las mueve la pasión. Yo sé poco de estas pasiones
del alma -que quizá me diera a entender-, y lo que procede de la sensualidad y
de nuestro natural, porque soy muy torpe; que yo me supiera declarar, si como
he pasado por ello lo entendiera. Gran cosa es el saber y las letras para todo.
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