Freitag, 4. Mai 2012

S. Teresa: Die innere Burg – Castillo - 55


4.W.K.1.3. In diese Wohnungen schleichen sich die giftigen Viecher nur selten hinein, und wenn sie sich einschleichen, richten sie keinen Schaden an, vielmehr lassen sie Gewinn zurück. Ich halte es sogar für viel besser, wenn sie in dieses Stadium des inneren Betens hineinkommen und Krieg anzetteln; denn wenn es keine Versuchungen gibt, könnte der Böse die von Gott geschenkten Wonnen täuschend ähnlich vorspielen und viel mehr Schaden anrichten, als wenn sie da sind, und die Seele könnte nicht so viel Gewinn haben, zumindest dadurch, dass er alle Dinge, durch die sie zu Verdiensten käme, von ihr fernhält und sie gewohnheitsmäßig in Versenkung 9 weilen lässt. Denn wenn das beständig anhält, kommt mir das nicht geheuer vor, noch scheint es mir möglich, dass der Geist des Herrn in dieser Verbannung10 ununterbrochen da ist.11


Anmerkungen
9 Embebecimiento, embebecer (Versenkung, versenken, auch übersetzt mit hingerissen sein, gefangen nehmen) ist erneut ein Fachausdruck, den Teresa von namhaften geistlichen Schriftstellern aus der franziskanischen Tradition (etwa Francisco de Osuna) übernimmt, wenn sie vom Gebet der Ruhe redet: „Die Seelenvermogen sind hingerissen“ (4M 2,6); „uns gefangen zu nehmen“ (4M 3,4.7); „in Versenkung geraten“ (4M 3,13); „die kostliche Versunkenheit des Gebetes der Ruhe“ (6M 2,2.5); „versunken bleiben, wie beim Gebet der Ruhe“ (6M 4,9). „Die eben erst zum Gebet der Ruhe gelangen, ... sollen sich nicht zu sehr darin versenken“ (6M 7,13).
10 Das Leben auf dieser Erde als „Verbannung“ zu sehen, entspricht der Contemptus- mundi-Tradition.
11 Durch die Zurückweisung quietistischer Tendenzen grenzt Teresa sich hier eindeutig von den heterodoxen „Dejados“ („Gelassenen“) ab. Diese strebten nach genau jener möglichst ununterbrochenen Versenkung, die sie hier „nicht geheuer“ nennt, und verachteten im Extremfall nicht nur alle „äußeren“ Frömmigkeitsübungen, sondern auch die Sakramente und jeden Einsatz für den Nächsten. Genau das entlarvt Teresa hier als Versuchung des Bösen, der „alle Dinge von einem fernhalt, durch die man zu Verdiensten kame.Die Anspielung auf heterodoxe Auffassungen und deren klare Zurückweisung mag zumindest auch taktische Gründe haben: Indem sie über Kontemplation schrieb, setzte Teresa sich aus der Sicht mancher Theologen automatisch dem Vorwurf aus, solche Tendenzen begünstigen zu wollen; es war also in ihrem eigenen Interesse, eindeutig Stellung zu beziehen.


(Teresa von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)


3. En estas moradas pocas veces entran las cosas ponzoñosas, y si entran no hacen daño, antes dejan con ganancia. Y tengo por muy mejor cuando entran y dan guerra en este estado de oración; porque podría el demonio engañar, a vueltas de los gustos que da Dios, si no hubiese tentaciones, y hacer mucho más daño que cuando las hay, y no ganar tanto el alma, por lo menos apartando todas las cosas que la han de hacer merecer, y dejarla en un embebecimiento ordinario. Que cuando lo es en un ser, no le tengo por seguro ni me parece posible estar en un ser el espíritu del Señor en este destierro.

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