3.W.K.1.6.
Ach Jesus, wer würde sagen, dass er ein so großes Gut nicht wollte, besonders
da er das Schwerste schon hinter sich hat? Keiner! Alle 28 sagen wir, dass wir das wollen. Da aber noch mehr
erforderlich ist, damit der Herr die Seele ganz in Besitz nimmt, genügt es
nicht, das zu sagen, wie das auch für den jungen Mann nicht genügte, als ihn
der Herr fragte, ob er vollkommen sein wolle (Mt 19,16-22). Seit ich begann,
über diese Wohnungen zu sprechen, habe ich ihn vor Augen, da wir haargenau so
sind. Normalerweise kommen die großen Trockenheiten 29
im Gebet gerade daher, auch wenn es noch weitere Gründe dafür gibt. Dabei sehe
ich von manchen unerträglichen und gänzlich unverschuldeten inneren Nöten ab,
die viele gute Seelen durchmachen, aus denen der Herr sie immer mit großem Gewinn
herausholt, sowie auch von denen, die an Melancholie 30
und sonstigen Krankheiten leiden. Gottes Ratschlüsse müssen wir bei all dem
letztendlich außer Betracht lassen, doch nach meinem Dafürhalten ist es
normalerweise so, wie ich gesagt habe. Denn da diese Seelen sehen, dass sie auf
keinen Fall eine Sünde begingen, viele von ihnen bewusst nicht einmal eine
lässliche, und dass sie ihr Leben und ihr Vermögen gut einsetzen, können sie
nicht die Geduld aufbringen, dass man ihnen die Eintrittstür dorthin
verschließt, wo unser König wohnt, für dessen Vasallen sie sich halten, was sie
auch sind.31 Aber auch wenn ein irdischer
König hienieden viele haben sollte, so gelangen doch nicht alle bis zu seinem
Privatgemach. Geht hinein, geht hinein ins Innere, meine Töchter; wachst über
eure dürftigen kleinen Werke hinaus, denn da ihr Christinnen seid, müsst ihr
das alles tun, und noch viel mehr, doch für euch reicht es, Gottes Vasallinnen
zu sein. Ihr dürft nicht so viel wollen, dass ihr ohne alles bleibt. Schaut auf
die Heiligen, die in das Privatgemach dieses Königs eingetreten sind, und ihr werdet
den Unterschied sehen, der zwischen ihnen und uns besteht. Bittet nicht um das,
was ihr nicht verdient habt, ja, es sollte uns nicht einmal in den Sinn kommen,
dass wir das verdient haben könnten, so sehr wir ihm auch gedient haben, wo wir
Gott doch beleidigt haben.32
Anmerkungen
28 Auch hier gebraucht Teresas wieder die Femininform ninguna und todas, denkt also an
sich und ihre Schwestern.
29 Siehe Anhang I.
30 Da zu Teresas Zeit die Bezeichnung „Melancholie“ neben dem von ihr
kaum verwendeten Konstrukt der „Besessenheit“ die einzige Möglichkeit zur
Einordnung psychosozialer Auffälligkeiten bot, fasst sie naturgemäß ein breites
Spektrum von normabweichenden Eigenschaften und Verhaltensweisen darunter: „Sowohl depressive (Antriebsschwache,
Mutlosigkeit, Pessimismus) als auch psychotisch gefarbte (Wahnerleben)
Erscheinungsformen psychischer Erkrankung fallen in diese Kategorie. Als
besonders eindrucksvolle Symptome nennt Teresa von anderen nicht
nachvollziehbare ‚Bedrangnisse’ und ‚Skrupel’ der Kranken, womit sie eher in
die Richtung der depressiven Storungen verweist, jedoch auch ‚Einbildungen’,
die sie andernorts klar von ‚echten Visionen’ unterscheidet“ (B. Souvignier, Die Wurde des
Leibes, 144). Hinweise auf den Themenkomplex der
Melancholie und seine große Bedeutung für den klösterlichen Alltag finden sich
überall in ihrem Werk, gerade auch in ihren zahlreichen Briefen. Eine
Zusammenstellung der Hauptaspekte der Melancholie bringt sie – wohl wegen der
zentralen Bedeutung des Themas – in Kapitel 7 ihrer Klostergrundungen.
31 Erneute Anspielung auf das Feudalwesen, mit dem ihre Leserinnen
vertraut waren.
32 Wir halten uns an dieser Stelle an der von T. Álvarez
vorgeschlagenen Zeichensetzung mit der entsprechenden Übersetzung.
(Teresa
von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke
Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan
OCD, Elisabeth Peeters OCD)
6. ¡Oh Jesús!, ¿y quién dirá que no quiere un tan gran bien, habiendo ya
en especial pasado por lo más trabajoso? - No, ninguna. Todas decimos que lo
queremos; mas como aun es menester más para que del todo posea el Señor el
alma, no basta decirlo, como no bastó al mancebo cuando le dijo el Señor que si
quería ser perfecto. Desde que comencé a hablar en estas moradas le traigo
delante; porque somos así al pie de la letra, y lo más ordinario vienen de aquí
las grandes sequedades en la oración, aunque también hay otras causas; y dejo
unos trabajos interiores, que tienen muchas almas buenas, intolerables y muy
sin culpa suya, de los cuales siempre las saca el Señor con mucha ganancia, y
de las que tienen melancolía y otras enfermedades. En fin, en todas las cosas
hemos de dejar aparte los juicios de Dios. De lo que yo tengo para mí que es lo
más ordinario, es lo que he dicho; porque como estas almas se ven que por
ninguna cosa harían un pecado, y muchas que aun venial de advertencia no le
harían, y que gastan bien su vida y su hacienda, no pueden poner a paciencia que
se les cierre la puerta para entrar adonde está nuestro Rey, por cuyos vasallos
se tienen y lo son. Mas aunque acá tenga muchos el rey de la tierra, no entran
todos hasta su cámara. Entrad, entrad, hijas mías, en lo interior; pasad
adelante de vuestras obrillas, que por ser cristianasdebéis todo eso y mucho
más y os basta que seáis vasallas de Dios; no queráis tanto, que os quedéis sin
nada. Mirad los santos que entraron a la cámara de este Rey, y veréis la diferencia
que hay de ellos a nosotras. No pidáis lo que no tenéis merecido, ni había de
llegar a nuestro pensamiento que por mucho que sirvamos lo hemos de merecer los
que hemos ofendido a Dios.
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