In
der Zeit um Ostern und Weihnachten interessieren sich die Medien noch immer
gerne für das Katholische oder für etwas
geheimnisvolles, das man in der katholischen Kirche finden könnte. Die
Tageszeitung “Der Westen“ widmete nun einen Beitrag den Karmelitinnen in ihrem
Kloster in Essen. Der Zeitungsartikel befasst sich besonders mit der Person von
Schwester Josepha (Joseph Maria). (Ausschnitte).
„ Mehr als zwei
Jahrzehnte war die heute 82-Jährige die Priorin des Klosters. Ihre
Mitschwestern haben ihr alle drei Jahre durch die Wiederwahl das Vertrauen
ausgesprochen, solange, bis Mutter Joseph Maria 2009 beschloss, das Amt in
jüngere Hände zu geben.“
Schwester Joseph
Maria ordnet für sich das prinzipielle Schweigegebot dem Gesprächsbedürfnis von
Anrufern und Besuchern unter. Wer sie braucht, findet bei ihr ein offenes Ohr
und ein gutes Wort, wenn das Leid es verlangt, sogar nachts. Sie fühlt sich der
Welt, die mit ihrem Leben so wenig gemein hat, durchaus verbunden.
"Damals, als
wir hierher gezogen sind arbeiteten rings um den Stoppenberg noch 13 Zechen und
Kokereien. Ihre Feuer haben nachts unsere Zellen erhellt." Wenn morgens um
5.20 Uhr zum Angelus-Gebet geläutet wurde, wechselten in den Schachtanlagen
Nacht- und Frühschicht, und manche der Bergleute kamen auf einen Dank oder eine
Bitte in die Kirche. Heute ist das Welterbe Zollverein die einzige Zeche, die
man noch vom Stoppenberg aus sieht, und die Menschen, die durch ihre Tore
strömen, sind Kulturtouristen.
Licht und Schatten
des Strukturwandels sind Schwester Joseph Maria bekannt. Jeden Morgen liest sie
die WAZ und hängt Berichte von besonderer Bedeutung noch vor der Morgenandacht
ans Schwarze Brett. "Berichte über Unglücke oder Betriebsstilllegungen zum
Beispiel", erklärt sie, "wir können dann der Menschen gedenken, die
Angehörige oder ihre Arbeit verloren haben, und sie in unsere Fürbitten
einschließen."
Die üblichen
Aufregungen im Politik- oder Kulturbetrieb hingegen kann Schwester Joseph Maria
vielleicht verstehen, aber nicht teilen. Die Sorge, etwas zu verpassen, der
Ehrgeiz, dabei zu sein, mitreden zu können, gar eine Rolle zu spielen, das ist
ihr fremd. Sie habe sich nicht für das Klosterleben entschieden, sie sei dazu
berufen worden. Und zu einer Berufung gibt es keine Alternative. Sie empfindet
ihre Berufung als Gnade und ist dankbar - dafür, dass sie vollkommen mit sich
im Reinen ist, dass sie sich in ihrem Glauben fest und geborgen fühlt, und wohl
auch dafür, dass ihr weltlicher Kummer weitgehend erspart bleibt.
Es hätte auch
anders kommen können. Kurz nach dem Krieg gehörte sie zu den wenigen Frauen in
Essen, die den Führerschein und sogar ein eigenes Auto besaßen. "Ich ging
gern tanzen und hatte einen großen Freundeskreis", lächelt Schwester
Joseph Maria. Natürlich waren ihre Eltern gläubige Christen, aber dennoch
überrascht von dem Weg, den ihre Tochter eingeschlagen hat. "Ja",
sagt sie, "mein Leben hat sich mit dem Eintritt ins Kloster von Grund auf
geändert." Und: "Nein, ich hatte niemals Zweifel an seiner
Richtigkeit." Das ist eben der Unterschied zwischen einer Entscheidung und
einer Berufung. Eine Entscheidung kann falsch sein.
Schwester Joseph
Maria, Mitglied eines so schweigsamen Ordens, ist ein kommunikativer Mensch.
Sie hört aufmerksam zu und erzählt gern von den Dingen, die sie beschäftigen,
wie die Gründung eines Karmelitinnen-Klosters im baltischen Riga. Und sie tritt
ihren Besuchern ohne alle Erwartungen oder Bedingungen entgegen. Nach dem
Glauben, der Konfession oder dem Familienstand zu fragen käme ihr nicht in den
Sinn.
"Jeder
Mensch", sagt sie, "wer er auch sei und was er getan haben möge, ist
ein Liebesgedanke Gottes." Vielen Verlassenen und Verzweifelten, die
Schwester Joseph Maria ihr Herz ausschütteten, hat diese unbeirrbare Überzeugung
schon neue Kraft gegeben.“
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