2.W.K.1.11.
Nun könnte eine meinen, es wäre wohl besser, nie damit anzufangen, sondern
außerhalb der Burg zu bleiben, wenn es so schlimm ist, zurückzufallen. Ich habe
euch aber schon zu Beginn gesagt,35 und das
sagt sogar der Herr: Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um,36 und das Eingangstor zu dieser Burg ist das
innere Beten.37 Nun also, zu meinen, wir
würden in den Himmel kommen, ohne in uns einzutreten, indem wir uns kennen
lernen und unsere Armseligkeit betrachten, und was wir dem Herrn verdanken, und
ihn oftmals um sein Erbarmen zu bitten, das wäre Unsinn.
Der
Herr selbst sagt: Niemand wird zu meinem Vater hinaufgehen, außer durch mich
(Joh 14,6) – ich weiß nicht, ob er es so sagt, ich glaube schon –38 und: Wer mich sieht, sieht meinen Vater (Joh
14,9). Wenn wir ihn aber nie anschauen39 und
nie bedenken, was wir ihm verdanken und welchen Tod er für uns erlitten hat,
dann weiß ich nicht, wie wir ihn kennen lernen oder in seinem Dienst Werke
vollbringen könnten, denn welchen Wert kann der Glaube ohne sie und welchen
Wert können sie haben, ohne dass sie zum Wert der Verdienste Jesu Christi,
unseres Heils, hinzukommen? 40 Und wer wird
uns wach machen, um diesen Herrn zu lieben? Möge es Seiner Majestät gefallen,
uns zu verstehen zu geben, wie viel wir ihn gekostet haben, und dass der Knecht
nicht über dem Herrn steht,41 und dass wir
daran arbeiten müssen, um seine Herrlichkeit zu genießen; und dazu ist es für
uns notwendig, innerlich zu beten, um nicht immer wieder in Versuchung zu
geraten!42
Anmerkungen
35 Siehe 2M 1,.2f.; vgl. auch 1M 1,6-8 und 1M 2,1.5.8.14.
36 Sir 3,27 (nach der Vulgata-Fassung des Buches Ecclesiasticus). An
dieser Stelle zeigt sich erneut, wie unsicher Teresa in bezug auf die Heilige
Schrift ist, die sie ja nur aus Zitaten in Predigten und Büchern kannte; sie meint
hier offensichtlich, dass es sich um eine Aussage Christi in den Evangelien
handelt, während sie in Wirklichkeit einen alttestamentlichen Weisheitstext
zitiert.
37 1M 1, tít.7.
38 Auch hier wieder dieselbe Unsicherheit bei Bibelzitaten, wobei Teresa
möglicherweise auch mit ihren fehlenden Schriftkenntnissen kokettiert, weil
eine zu große Sicherheit in Bezug auf die Heilige Schrift einer Frau schlecht
angestanden wäre; Gracián streicht die Zwischenbemerkung und schreibt an den Rand:
„Er sagt beides bei
Johannes.“ Dieselbe Stelle wird auch in 6M 7,6 zitiert.
39 „Christus anschauen“ ist ein Grundprinzip der Gebetspädagogik
Teresas, auf das sie immer wieder zu sprechen kommt; siehe etwa CE/CV 2,1; 42,3
und ferner V 13,22; 26,3; 35,14; 39,12; CC 5; 8; 13,10; 7M 4,8.
40 Die Autorin greift hier das heikle Thema der Rechtfertigung aus
Glaube oder aber durch Werke auf, das in der damaligen Kontroverse zwischen
Reformation und römischer Kirche heiß umstritten war und das Verhältnis
zwischen den Konfessionen noch bis in unsere Zeit hinein belasten sollte. Als
Spanierin vertritt Teresa selbstverständlich die katholische Position, doch
drückt sie sich sehr differenziert aus: Ihres Erachtens muss sich der Glaube
zwar durch Werke erweisen, doch sind die Werke nicht von sich aus seligmachend,
sondern nur durch Rückbindung an das Kreuzesopfer Christi (an die „Verdienste Christi“).
41 Eine Anspielung auf Mt 10,24; Joh 15,20.
42 Anspielung auf Mt 26,41; Mk 14,28; Lk 22,46. Es ist wohl kaum ein
Zufall, dass die Autorin an dieser Stelle nicht den Ausdruck rezar (beten im Sinne
von „Gebete verrichten“), sondern orar („innerlich beten“) wählt; der Leser beachte, wie
geschickt sie in dem ganzen Absatz argumentiert, um die Notwendigkeit des
Betens, wie sie es versteht – eben des in liebender Aufmerksamkeit auf das Du
Gottes ausgerichteten inneren Betens (vgl. M pról 1) – nachzuweisen.
(Teresa
von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke
Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan
OCD, Elisabeth Peeters OCD)
11. Podría alguna
pensar que si tanto mal es tornar atrás, que major será nunca comenzarlo, sino
estarse fuera del castillo. - Ya os dije al principio, y el mismo Señor lo
dice, que quien anda en el peligro en él perece, y que la puerta para entrar en
este castillo es la oración. Pues pensar que hemos de entrar en el cielo y no
entrar en nosotros, conociéndonos y considerando nuestra miseria y lo que debemos
a Dios y pidiéndole muchas veces misericordia, es desatino. El mismo Señor
dice: Ninguno subirá a mi Padre, sino por Mí; no sé si dice así, creo que sí; y
quien me ve a Mí, ve a mi Padre. Pues si nunca le miramos ni consideramos lo
que le debemos y la muerte que pasó por nosotros, no sé cómo le podemos conocer
ni hacer obras en su servicio; porque la fe sin ellas y sin ir llegadas al valor
de los merecimientos de Jesucristo, bien nuestro, ¿qué valor pueden tener? ¿Ni
quién nos despertará a amar a este Señor? Plega a Su Majestad nos dé a entender
lo mucho que le costamos y cómo no es más el siervo que el Señor, y qué hemos
menester obrar para gozar su gloria, y que para esto nos es necesario orar para
no andar siempre en tentación.
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