(2 von 8)
Teresa hat
sich in ihrer Ordensprofeß ganz an Gott hingegeben. Er aber ließ ihr zu großer
Liebe fähiges Herz gar lange schwanken zwischen Ihm, dem Einen, und der
Vielfalt der Welt. Doch eben in diesem leidvollen Schwanken wuchs ihre Sehnsucht
nach Ihm mächtig heran und dadurch das innere Beten. Denn "Beten ist
nichts anderes als ein Sehnen der Seele. Willst du nicht aufhören zu
beten, höre nicht auf, dich zu sehnen" (Augustinus). Sehnen aber ist immer
ein Dürsten des Herzens nach lieben und Geliebtwerden.
Als Jesus
von der Geißelsäule her Teresa zu sich rief, da geschah ewige Vermählung. Von
da an lebte sie durch inneres Beten in Freundschaft mit Ihm, von dem sie wusste,
dass Er sie liebt.
Der Heilige
Geist aber nötigte und befähigte sie, dieses unsagbare Erleben zu künden, und
damit der Kirche einen Weg zur Vollkommenheit zu weisen (Oration).
Als
Gleichnis für die dem Betenden einströmende und aus ihm überströmende Liebe
Gottes wählte Teresa lebendiges Wasser. Es lag ihrem dürstenden Herzen nahe.
Sumpfiger
Boden harrt nicht auf Regen. Dürres Ackerland aber schmachtet nach der
segnenden Flut.
Anschaulich
nimmt Teresa vier Weisen des Bewässerns zum Gleichnis für das Empfangen Gottes
von Seiten des betenden Menschen. Spärlich und mühsam gewinnt er zu Beginn
Gottes Gnade. Allmählich fließt sie reicher und endlich rauscht die Fülle
göttlicher Flut vom Himmel auf das bereit zum Empfangen ruhende Land. In der
Demut ihrer sehnenden Liebe fleht Teresa mit der Samariterin: "Herr, gib
mir dieses Wasser!" (Joh 4, 15).
(Oda Schneider, Christliche
Innerlichkeit, 5-6 1982)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.