6.W.K.4.9.
Damit gebe ich nun doch zu, dass es ein Sehen war und also eine imaginative
Vision ist. Doch möchte ich das damit nicht sagen, da es nicht das ist, wovon
ich jetzt spreche, vielmehr von einer intellektuellen Vision; da ich aber keine
Studien habe,29 kann ich in meiner
Unbeholfenheit nichts ausdrücken. Von dem, was ich bislang über diese
Gebetsweise gesagt habe, erkenne ich klar, dass, wenn es in Ordnung ist, nicht
ich es gesagt habe.30 Ich halte dafür, dass
es keine Verzückungen sind, wenn eine Seele, der Gott dies schenkt, in ihren
Verzückungen nicht ab und zu solche Geheimnisse erkennt; es ist vielmehr ein
natürlicher Schwächezustand, der sich bei Personen von schwacher Konstitution,
wie wir Frauen das sind,31 einstellen kann,
die dann, sobald eine Kraft des Geistes ihre Natur überwältigt, so versunken
bleiben, wie ich, glaube ich, beim Gebet der Ruhe schon gesagt habe.32 All das hat nichts mit Verzückungen zu tun,
denn bei der, die eine ist, glaubt mir, da raubt Gott sich die Seele ganz und
zeigt ihr – ihm zu eigen und bereits seine Braut – ein Zipfelchen des Reiches,
das sie gewonnen hat, weil sie es ist. Mag es noch so wenig sein, alles, was
dieser große Gott in sich birgt, ist immer viel. Und er will sich von niemandem
stören lassen, weder von den Seelenvermögen, noch von den Sinnen, sondern
befiehlt sofort, die Türen all dieser Wohnungen zu verschließen, und offen
bleibt nur die, in der er weilt, um uns eintreten zu lassen. Gepriesen sei
dieses große Erbarmen, und mit Recht werden die verflucht sein, die sich das
nicht zunutze machen wollen und diesen Herrn verlieren!
Anmerkungen
29 Eine bei Teresa häufig beobachtete Klage, hinter der anerkannte
Historiker, wie A. Castro, F. Márquez Villanueva, T. Egido, eine gezielte
Taktik vermuten.
30 Angesichts der heiklen Thematik tat Teresa als Frau gut daran, immer
wieder auf ihre mangelnde Bildung und Unbeholfenheit hinzuweisen und zugleich die
(in einer sakralisierten Gesellschaft unangreifbare!) göttliche Inspiration dessen,
was sie sagt, herauszustellen. Vgl. dazu J. A. Marcos: „Da Frauen nicht dazu berechtigt waren,
offentlich zu lehren, sahen sie sich gezwungen, sich als unwissend oder
ungebildet hinzustellen und auf die Erfahrung oder gottliche Inspiration als
Quelle ihres Wissens hinzuweisen, da in diesen beiden Fallen der Unterschied
zwischen den Geschlechtern keine Rolle spielte“ (Mistica y subversiva, 63f).
31 Auch wenn Teresas Frauenbild von den herrschenden Vorurteilen ihrer
Zeit sicher nicht ganz frei war, entspricht die scheinbare Übernahme der
männlichen Sicht wohl auch kluger Taktik. Ihre Zensoren waren ja Männer.
32 Siehe 4M 3,11-13.
(Teresa
von Avila, Wohnungen der Inneren Burg, Vollständige Neuübertragung, Gesammelte
Werke Bd.4, Herder 2005, Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich
Dobhan OCD, Elisabeth Peeters OCD)
9. Luego ya confieso que fue ver, y que es visión imaginaria. – No quiero
decir tal, que no es esto de que trato sino visión intelectual; que, como no
tengo letras, mi torpeza no sabe decir nada; que, lo que he dicho hasta aquí en
esta oración, entiendo claro que, si va bien, que no soy yo la que lo he dicho.
Yo tengo para mí que si algunas veces no entiende de estos secretos, en
los arrobamientos, el alma a quien los ha dado Dios, que no son arrobamientos,
sino alguna flaqueza natural, que puede ser a personas de flaca complexión,
como somos las mujeres, con alguna fuerza de espíritu sobrepujar al natural y
quedarse así embebidas, como creo dije en la oración de quietud. Aquéllos no tienen
que ver con arrobamientos; porque el que lo es, creed que roba Dios toda el
alma para sí, y que como a cosa suya propia y ya esposa suya, la va mostrando
alguna partecita del reino que ha ganado, por serlo; que por poca que sea, es
todo mucho lo que hay en este gran Dios, y no quiere estorbo de nadie, ni de
potencias, ni sentidos; sino de presto manda cerrar las puertas de estas
moradas todas, y sólo en la que El está queda abierta para entrambos. Bendita
sea tanta misericordia, y con razón serán malditos los que no quisieren
aprovecharse de ella y perdieren a este Señor.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.