3 Um das Gesagte besser zu erweisen, geben wir zu wissen, daß Zuneigung zu einem Geschöpfe und das Hängen an ihm die Seele ihm angleicht, und je größer die Zuneigung, um so mehr gleicht sie an und verähnlicht sie; die Liebe schafft ja Ähnlichkeit zwischen dem Liebenden und dem Geliebten. Darum sagt David von jenen, die ihre Neigung Götzenbildern zuwenden: Similes illis fiant qui faciunt ea et omnes qui confidunt in eis - Ihnen mögen gleich werden, die sie machen und die ihnen vertrauen (Ps 113, 8). Wer also ein Geschöpf liebt, bleibt so niedrig wie dieses Geschöpf und gewissermaßen noch niedriger; denn die Liebe gleicht nicht nur an, sondern unterwirft sogar den Liebenden dem Geliebten. Demnach macht sich die Seele durch die Tatsache selbst, daß sie etwas liebt, unfähig zu reiner Vereinigung mit Gott und zur Umgestaltung in ihn; denn die Niedrigkeit des Geschöpfes vermag die Erhabenheit des Schöpfers noch viel weniger zu fassen, als Finsternis das Licht. Alle Dinge der Erde und des Himmels sind ja, mit Gott verglichen, nichts, was Jeremias mit diesen Worten sagt:
Aspexi terram, et ecce vacua erat et nihil; et caelos, et non erat lux in eis. -Ich schaute zur Erde: nur Leere, sonst nichts; zum Himmel: und sah kein Licht (4, 23). Mit dem Worte, er sah die Erde leer, gibt er die Nichtigkeit aller irdischen Geschöpfe und die Nichtigkeit der Erde selbst zu verstehen. Mit dem Worte aber, daß er die Himmel schaute und kein Licht in ihnen, sagt er, alle Himmelsleuchten seien, mit Gott verglichen, lauter Finsternis. Demnach sind in dieser Sicht alle Geschöpfe nichts, und das Hängen an ihnen können wir weniger als nichts nennen, da es die Umgestaltung in Gott behindert und vereitelt. So ist auch die Finsternis nichts und weniger als nichts, denn sie ist Entzug des Lichtes. Wie also einer, in dem es finster ist, das Licht nicht erfaßt, so kann eine Seele, die an Geschöpfen hängt, Gott nicht erfassen. Ehe sie dessen ledig ist, kann sie ihn weder diesseits durch reine Liebesumgestaltung noch jenseits durch klare Schau besitzen. Der größeren Deutlichkeit wegen wollen wir mehr ins Einzelne gehen.
Johannes vom Kreuz, Empor den Karmelberg, Einsiedeln (2003)
Übertragung von Oda Schneider
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Aspexi terram, et ecce vacua erat et nihil; et caelos, et non erat lux in eis: Mire a la tierra, dice, y estaba vacía, y ella nada era; y a los cielos, y vi que no tenían luz. En decir que vio la tierra vacía, da a entender que todas las criaturas de ella eran nada, y que la tierra era nada tambien. Y en decir que miró a los cielos y no vio luz en ellos, es decir que todas las lumbreras del cielo, comparadas con Dios, son puras tinieblas. De manera que todas las criaturas en esta manera nada son, y las aficiones de ellas son impedimento y privación de la transformación en Dios; así como las tinieblas nada son y menos que nada, pues son privación de la luz. Y así como no comprehende a la luz el que tiene tinieblas, así no podrá comprehender a Dios el alma que en criaturas pone su afición; de la cual hasta que se purgue, ni acá podrá poseer por transformación pura de amor, ni allá por clara visión. Y para más claridad, hablaremos más en particular.
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