Bruder Juan malte also.
Während er das Bild entwarf - das einzige echte Porträt, das ihn, mehr noch als
sein Modell, unsterblich machen sollte - da dachte er vielleicht auch an sein
wechselhaftes, unstetes Leben.
Er nannte sich Bruder Juan
de la Miseria, Johannes vom Elend. In der Welt hieß er Juan Narduch. Er war im
alten Königreich Neapel geboren, in dem Flecken Casar Ciprano. Seine Eltern
waren einfache Wollkämmer, die ihn im christlichen Glauben und in der
Frömmigkeit erzogen. Er war noch sehr jung, als er bei den Franziskanern der
strengen Observanz eintrat, aber das Ordensleben langweilte ihn bald. Er zog es
vor in der Welt herumzureisen, um sich selbst die Pilgerstätten anzuschauen,
von denen er soviel gehört hatte. Juan Narduch pilgerte nach Santiago und warf
sich zu Füßen des Apostels Jakobus nieder, nachdem er das an Abenteuern reiche Spanien
des 17. Jahrhunderts durchquert hatte. In Burgos verehrte er das berühmte
Kruzifix, den „Heiligen Christus“. Während einer nicht allzu langen Zeit lebte
er als Einsiedler in einem Heiligtum der Madonna von Villanueva de Ajos. Darauf
ging er nach Palencia, wo er die Bildschnitzerei erlernte. Man darf nicht
vergessen, daß Palencia damals das Zentrum der kastilischen Kunst war, die der
Welt jenes Wunder von Licht und Schmerz schenkte, das aus den Händen von
Berruguete, Juni und Gregorio Hernández hervorging. Aber Narduch war nicht der
Mann, der es aushielt, sein Leben zwischen den Hölzern der Werkstatt und
Getreidefeldern zu fristen.
Santa Teresa, Gregorio
Hernández (1576-1636)
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