Mutter Teresa wußte sehr
wohl, was sie sich mit dem Laienbruder-Maler zumutete. Als er im Kloster der
Karmelitinnen von Pastrana ein Bild Christi an der Geißelsäule malte, rief er,
um die Natur so getreu wie möglich wiedergeben zu können, eine Schwester herbei
- es war eine große Dienerin Gottes! -und band ihr mit einer Schnur die Hände
zusammen; dabei zog er die Schnur so fest an, daß sie ihr ins Fleisch schnitt.
Damit nicht zufrieden, sagte er: „Ach, Schwester, Sünder, der ich bin, jetzt
habe ich nicht einmal die Kraft, die Schnur fest genug anzuziehen. Damit das
Gemälde möglichst getreu darstellt, was mein Jesus gelitten hat, ist es nötig,
daß dir das Blut kommt.“ Und er zog aus ganzer Kraft mit den Füßen.
Doch es mußte eine
Entscheidung getroffen werden. Pater Gracián befahl der Mutter zur Abtötung,
sich von Bruder Juan malen zu lassen. Zwei Tage lang sollte sie ihm in allem
gehorchen. „... und sie stimmte zu, ohne nach dem Grund zu fragen oder irgend
etwas einzuwenden.“
Bruder Juan richtete
Pinsel und Farben. Er rief die Mutter und befahl ihr, ein Gesicht zu machen,
wie es ihm paßte, ohne auf bessere künstlerische Möglichkeiten zu achten. Die
Heilige lachte - er befahl ihr zu schweigen. Ihre Miene bewegte sich - er war
empört. Die Geduld der Mutter stellte ihn keineswegs zufrieden; ein anderes Mal
faßte er ihr Gesicht an und drehte es dem Licht zu, damit es besser zu sehen
war.
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