Dienstag, 24. Dezember 2013

Das Weihnachtsgeheimnis (1 von 8)

Wenn die Tage kürzer und kürzer werden, wenn (in einem normalen Winter) die ersten Schneeflocken fallen, dann tauchen scheu und leise die ersten Weihnachtsgedanken auf. Und von dem bloßen Wort geht ein Zauber aus, dem sich kaum irgend ein Herz entziehen kann. Selbst die Andersgläubigen und Ungläubigen, denen die alte Geschichte vom Kinde zu Bethlehem nichts bedeutet, rüsten für das Fest und überlegen, wie sie da und dort einen Strahl der Freude entzünden können. Es geht wie ein warmer Strom der Liebe über die ganze Erde schon um Wochen und Monate voraus.

Für den Christen und besonders für den katholischen Christen ist es noch etwas anderes. Ihn führt der Stern zur Krippe mit dem Kindlein, das den Frieden auf Erden bringt. In zahllosen lieblichen Bildern stellt es uns die Christliche Kunst vor die Augen; alte Weisen, aus denen der ganze Zauber der Kindheit klingt, singen uns davon.

Wer mit der Kirche lebt, dem rufen die Rorateglocken und die Adventslieder eine heilige Sehnsucht im Herzen wach, und wem der unerschöpfliche Born der hl. Liturgie erschlossen ist, bei dem pocht Tag für Tag der große Prophet der Menschwerdung mit seinen gewaltigen Mahnworten und Verheißungen an:
Rorate coeli desuper et nubes pluant justum!
Tauet Himmel von oben; ihr Wolken regnet den Gerechten!
Prope est iam Dominus – venite adoremus!
Nahe schon ist der Herr, kommt, wir beten ihn an!
Veni Domine et noli tardare!
Komm Herr, zögere nicht!  

(aus: Dr. Edith Stein, Das Weihnachtsgeheimnis)


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