Samstag, 28. Juni 2014

Meine Gebetsweise war damals folgende

Da ich mit dem Verstande nicht nachsinnen konnte, so befliss ich mich, mir Christus als in mir gegenwärtig vorzustellen, und zwar war es mir, wie ich meine, bei der Vorstellung jener Geheimnisse am wohlsten, bei denen ich ihn mehr einsam sah. Mir schien es da, er würde, weil so einsam und betrübt, mich umso lieber in seiner Nähe dulden, wie jemand, der des Trostes bedarf.

Dergleichen einfältige Vorstellungen hatte ich viele; am meisten aber sagte es mir zu, mir ihn betend im Garten vorzustellen. Hier gesellte ich mich ihm gewöhnlich bei, indem ich seines Schweißes und seiner Betrübnis gedachte und wünschte, wenn es möglich wäre, ihm diesen so schmerzlichen Schweiß abzutrocknen. Doch erinnere ich mich nicht, einen wirklichen Entschluss dazu gewagt zu haben, weil mir keine so schweren Sünden vor Augen schwebten. Ich hielt mich hier so lange bei ihm auf, als meine zerstreuten Gedanken es zuließen; denn diese plagten mich in Menge.

Leben 94

(195-20140628)

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