„Es gibt hierzulande vier
Karmelklöster. Das Problem ist nur, dass es heute wenig einheimischen Nachwuchs
gibt. Deswegen ergeht alle paar Jahre ein Appell an die Karmelklöster weltweit,
ob sie denn Schwestern ins Heilige Land entsenden würden." Derzeit leben vierzehn
Schwestern - sie kommen unter anderem aus Japan, Polen, Madagaskar und Chile – im
Karmel von Bethlehem.
Gegründet wurde der
Bethlehemer Karmel 1876 von einer Gruppe von Nonnen aus Frankreich. Unter ihnen
war Schwester Mirjam vom gekreuzigten Jesus. 1878 schon stirbt sie, erst
32-jährig. Papst Johannes Paul II. spricht die große Mystikerin aus Galiläa
1983 selig.
Der Karmel von Bethlehem
steht auf dem Ort, wo David von Samuel zum König Israels gesalbt worden sein
soll. Direkt unter dem Hochaltar vermutete die visionär begabte selige Mirjam
von Abellin, diese Stelle. „Die selige Mirjam wollte, dass das Kloster hier über
der Davidsgrotte in Form eines runden Turms gebaut wird. Sie wollte die
Kontinuität der Heilsgeschichte von David zu Jesus ausdrücken."
Ein Jahr betet und
reflektiert Schwester Anne-Françoise, die 1980 in den Karmel von Lyon
eingetreten war. Schließlich nimmt sie an und geht erst nach Haifa, dann nach
Bethlehem. „Ich bin hier sehr glücklich. Einerseits leben wir hier wie in jedem
Karmel der Welt ein Leben für Gott und die Welt. Andererseits ist es das Land der
Bibel. Wenn ich mich auf die Terrasse unseres Hauses stelle, sehe ich quasi die
Heilige Schrift." Jerusalem ist nahe, die Geburtskirche sowieso. Aber auch
Orte des Alten Testaments sind zu sehen. Die Berge in der Ferne erinnern an
Ruth und Naomi sowie an die Landnahme der Israeliten und Mose. „Das Heilige
Land ist wie ein Sakrament oder fünftes Evangelium. Es nährt uns wie die
Eucharistie oder die Heilige Schrift. Ich verstehe, dass der heilige Hieronymus
hierher gekommen ist, die Bibel ins Lateinische zu übersetzen."
„Zwei Stunden täglich sind
der Meditation gewidmet. Das Mysterium der Inkarnation, die Armut und die
Kindheit unseres Herrn Jesus Christus stehen im Mittelpunkt unserer
Betrachtung. Das nährt unser geistliches Leben", sagt Schwester Anne-Françoise.
Viele Menschen suchen das
geistliche Gespräch mit den Schwestern. „Die Menschen, die zu uns kommen,
wollen ihre Beziehung zu Gott vertiefen und bitten uns um Rat. Außerdem erreichen
uns viele Bitten um unser Gebet." Besonders der Frieden im Heiligen Land und
im ganzen Nahen Osten ist den Schwestern ein Anliegen. „Unser Leben ist unser Gebet.
Und das gilt dem Heiligen Land und allen seinen Menschen."
„Schwester Mirjam besaß die Gnade, Menschen in
die Begegnung mit Gott zu führen. Das ist bis heute unsere Mission
geblieben."
(Bearbeiteter Text eines
Berichtes in Die Tagespost vom 12.9.2013, von Oliver Maksan)
Mehr über die selige
Mirjam von Abellin
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.