Montag, 6. November 2017

Letzte Exerzitien. - Hl. Elisabeth v.d. hlgs. Dreifaltigkeit (16/17) - Fünfzehnter Tag

Nach Jesus Christus, freilich in unendlichem Abstand von ihm, ist Maria das große „Lob der Herrlichkeit“ für die heiligste Dreifaltigkeit. Vollkommen entsprach sie der göttlichen Auserwählung nach dem Wort des Apostels: „Immer rein, makellos, untadelhaft“ [Kol 1,23] vor den Augen des dreimal heiligen Gottes.

Mariens Seele ist so einfach, ihre Lebensäußerungen sind so tief, dass man sie nicht erfassen kann. Ihr Leben ist so durchsichtig klar, so leuchtend, dass man sie für das Licht selbst halten könnte. Dennoch ist sie nur ein „Spiegel“ der „Sonne der Gerechtigkeit“.

„Die Jungfrau bewahrte alle diese Dinge in ihrem Herzen.“ Ihre ganze Geschichte lässt sich in diesen wenigen Worten zusammenfassen. Ihr Leben strömte in ihrem Herzen zusammen, aber in einer Tiefe, in die der menschliche Blick nicht zu dringen vermag. Wenn ich im Evangelium lese, dass Maria „eilig über das Gebirge von Juda ging“, um ihr Liebeswerk bei ihrer Base Elisabeth auszuüben, dann sehe ich sie so schön, so ruhig, so majestätisch, so gesammelt mit dem Worte Gottes vorüberwandeln! Gleich ihm betete sie allezeit: „Ecce!“ - Da bin ich! — Wer? — Die Magd des Herrn, die letzte seiner Kreaturen, sie, seine Mutter!

Maria war so wahr in ihrer Demut! Weil sie immer sich selbst vergaß, nichts von sich wusste und von sich selbst frei war, konnte sie singen: „Große Dinge hat er an mir getan, der da mächtig ist. Siehe, von nun an werden mich seligpreisen alle Geschlechter!“

Die Königin der Jungfrauen ist auch die Königin der Märtyrer. Ihr Herz wird vom Schwert durchbohrt, bei ihr vollzieht sich alles im Innern. Wie ist sie in ihrem langen Martyrium gleichsam eingehüllt in eine Majestät, die zugleich Kraft und Milde ausstrahlt! Vom Wort Gottes selbst hatte sie gelernt, wie die leiden müssen, die der Vater zu Schlachtopfern auserkoren hat, jene, die er nach seinem Ratschluss vorhergesehen und vorherbestimmt hat, seinem Gesalbten gleichförmig zu werden, dem Gekreuzigten aus Liebe.

Da steht sie am Fuß des Kreuzes und der Meister sagt mir: „Siehe, deine Mutter!“ Er schenkt sie mir als Mutter. Und jetzt, da er zum Vater aufgefahren ist und mich an seiner Stelle aufs Kreuz gelegt hat, damit ich an meinem Leib ersetze, was seinem Leiden abgeht für seinen mystischen Leib, die Kirche, weilt auch die Jungfrau bei mir, um mich leiden zu lehren, wie er gelitten hat.

Wenn ich mein „consummatum est“, „es ist vollbracht“ gesprochen habe, wird auch sie mich einführen in die ewigen Vorhöfe, mir leise das geheimnisvolle Wort zuflüsternd: „Laetatus sum in his, quae dicta sunt mihi: in domum Domini ibimus!“ „Ich freue mich, weil man mir sagt: Lasst uns gehen zum Hause des Herrn!“ (Ps 121,1).


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