Wie soll ich im Himmel meiner Seele die unaufhörliche Beschäftigung der Seligen nachahmen, die sich im Himmel der Glorie befinden, wie gleich ihnen beständig anbeten und lobpreisen? Der hl. Paulus gibt mir Licht hierüber, indem er den Seinigen schreibt: „Der Vater verleihe euch nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, mit Kraft gestärkt zu werden, durch seinen Geist am inneren Menschen, auf dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne und ihr in der Liebe Wurzel und Grund fasset.“ (Eph 2,16).
In der Liebe Wurzel und Grund fassen, das scheint mir die richtige Verfassung, um würdig das Amt eines „Lobes seiner Herrlichkeit“ zu erfüllen.
Die Seele, die in den Tiefen der Gottheit wohnt, tut alles „durch ihn, mit ihm und in ihm“. Sie schlägt mit jeder, auch der geringsten Anmutung tiefere Wurzeln in ihm, den sie liebt. Und alles in ihr huldigt dem dreimal heiligen Gott; sie ist ein ewiges Sanctus, ein unaufhörliches Lob seiner Herrlichkeit geworden. „Sie fielen nieder und beteten an und legten ihre Kronen vor dem Throne nieder.“
Zuerst muss die Seele sich niederwerfen, sich in den Abgrund ihres Nichts versenken, sich so sehr darin vertiefen, dass sie den wahren, unüberwindlichen, vollkommenen Frieden findet. An den Tiefen, in die sie sich hinabgestürzt hat, kann niemand mehr sie erreichen. Dann kann sie anbeten.
„Anbetung“, himmlisches Wort! Ich glaube, man kann es erklären als „Ekstase der Liebe“. Anbetung ist die durch die Schönheit, die Kraft, die unendliche Größe des Ewigen erdrückte Liebe. Dann verfällt die Liebe der Ohnmacht, hüllt sich in völliges, tiefes Schweigen. Das ist das größte Lob der ewigen Liebe. Es ist die äußerste Anstrengung einer Seele, die vor Liebe überströmt und nichts mehr zu sagen vermag.
„Erhebt den Herrn, unseren Gott, betet an, denn er ist heilig“ (Ps 98,9), heißt es in einem Psalm und wiederum: „Man wird ihn anbeten um seiner selbst willen!“ [Ps 71,15]. Die Seele, welche sich unter dem Eindruck dieser Gedanken sammelt und sie durchdringt mit dem Sinn des Herrn (Röm 11,34), lebt hoch über allem Vergänglichen, über dem eigenen Ich und empfindet einen Vorgeschmack des Himmels. Sie weiß, dass der, den sie anbetet, alles Glück und alle Herrlichkeit besitzt. Indem sie ihre Krone vor ihm niederlegt gleich den Seligen, verachtet sie sich und verliert sich selbst aus dem Auge. Durch Schmerz und Leid findet sie all ihre Seligkeit in der des angebeteten Wesens.
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