Dienstag, 30. Juni 2015

Einige Strohhälmchen ...

- in Demut auf dies Fünklein der göttlichen Liebe gelegt, sind geeigneter und helfen mehr, es zu entzünden, als ein ganzer Holzstoß von Redensarten, die unserer Meinung nach recht gelehrt sind, die aber das Fünklein in der Zeit eines Credo auslöschen würden.

Leben 144

(427-20150630)


Montag, 29. Juni 2015

Ohne Wortgeräusch

Dies alles muß ohne Wortgeräusch wohl aber mit dem innigen Verlangen geschehen, erhört zu werden.

Ein solches Gebet faßt vieles in sich, und man erlangt dadurch mehr als durch weitläufige Auseinandersetzungen des Verstandes. Um die Liebe zu entflammen bediene sich der Wille einiger Worte, die sich ihm beim Anblicke einer so großen Bevorzugung von selbst darbieten, und in zärtlichen Umarmungen bringe er dem Herrn, dem er so hoch verbunden ist, seine Entschlüsse dar.

Dem Verstande gestatte er nicht, daß er durch Suchen nach hohen Dingen Geräusche mache.

Leben 144

(426-20150629)


Samstag, 27. Juni 2015

Gottes Güte

Der Grund, warum uns Gott eine so große Gnade erweist, ist kein anderer als seine Güte.

Dies sollen wir klar erkennen und bedenken, wie so nahe wir der göttlichen Majestät sind.
Dabei sollen wir von ihr Gnaden erflehen
und sie bitten
für die Kirche,
für die unserem Gebete Empfohlenen
und für die Seelen im Fegfeuer.

Leben 144

(425-20150627)


Freitag, 26. Juni 2015

Der vermeintlich scharfe Verstand

Die Seele würde viel verlieren, falls sie sich nicht klug verhielte, besonders wenn sie einen scharfen Verstand hat. Denn sobald dieser einmal anfängt, Gespräche zu ordnen und Worte zu suchen, so wird er, falls ihm dies nur ein wenig gelingt, gleich meinen, er tue etwas Großes.

Leben 144

(424-20150626)


Donnerstag, 25. Juni 2015

Verstand, ein lästiger Narr

Auf den Verstand aber, der doch nur ein lästiger Narr ist, achte er [der Wille] nicht. Oft nämlich wird man sehen, daß der Wille mit Gott vereinigt und ruhig ist, der Verstand dagegen sehr umherschweift. Wollte hier der Wille den Verstand seines Genusses teilhaftig machen oder sich bemühen, ihn zu sammeln, so würde er nichts ausrichten. Darum ist es besser, er läßt ihn gehen, als daß er ihm nachgehe.

Es verbleibe also der Wille, einer klugen Biene gleich, in seiner Zurückgezogenheit und genieße der ihm verliehenen Gnade.

Leben 143

(422-20150625)


Mittwoch, 24. Juni 2015

Der Verstand stellt sich der Seele vor.

Und das Gedächtnis ist beständig damit beschäftigt.

Diese Seelenkräfte ermüden mich in Wahrheit zu Zeiten gar sehr. Und so schwach auch mein Gedächtnis ist, so kann ich es doch nicht bezwingen.

Da soll aber der Wille, der ruhig ist und weise, begreifen, daß es nicht gut ist, sich der Kraft der Arme* zu bedienen, um mit Gott zu verkehren, und daß diese nur großen Holzscheiten gleichen, die, unklugerweise auf das Fünklein geworfen,  es in Wahrheit ersticken.

Das erkenne der Wille und in Demut spreche er, tief durchdrungen von der Erkenntnis, daß seine Worte Wahrheit sind:

Herr! Was kann ich hier tun? Welches Verhältnis besteht zwischen dem Diener und dem Herrn, zwischen der Erde und dem Himmel?

*Kraft der Arme: die Anstrengung der geistigen und denkenden Kräfte, wie bei der gewöhnlichen Betrachtung. Beim Ruhegebet muß jedes Nachdenken mit dem Verstande aufhören.

Leben 143

(421-20150624)



Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...