Mittwoch, 26. Februar 2014

Gefahr der fehlenden strengen Klausur

Sehr nachteilig für mich war meines Erachtens der Umstand, dass das Kloster, in dem ich mich befand, dem Zutritt auswärtiger Personen nicht verschlossen war.

Da man hier keine Klausur gelobte und darum auch zu keiner größeren Strenge verpflichtet war, so konnten sich andere brave Nonnen der ihnen gestatteten Freiheit, mit Auswärtigen zu verkehren, mit gutem Gewissen bedienen.

Mich aber, die ich böse bin, würde diese Freiheit sicher in die Hölle geführt haben, hätte der Herr mich nicht durch so viel Mittel und Wege, ja durch ganz besondere Gnaden, die er mir verlieh, aus dieser Gefahr errettet.

Daraus schließe ich, dass es überhaupt um die besagte Freiheit in einem Nonnenkloster etwas höchst Gefährliches ist. Eine solche Freiheit ist meiner Ansicht nach für jene, die böse sein wollen, mehr ein gebahnter Weg zur Hölle als ein Mittel zur Abhilfe ihrer Schwächen.

Leben 72

(123-20140226)



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